Die Titelgeschichte der TagesWoche zum Wachstum des Basler Staatsapparats in den letzten Jahren hat Aufregung und Widerspruch ausgelöst. Wir versuchen, unsere Herangehensweise transparent zu machen. Und verraten einen weiteren Trick der Regierung, um sparsam zu erscheinen.
Hinterfragt wurden von einigen Kommentatoren unsere Rechnungsmethode bei der Titelgeschichte zum Gewichtsproblem der Basler Verwaltung. Besonders die Vergleiche mit der Stadt Zürich haben Widerspruch ausgelöst. Wir sind uns bewusst, dass die Vergleiche nur bedingt aussagekräftig sind, weil die beiden Verwaltungen nicht deckungsgleich sind.
Die Alternative wäre gewesen, auf einen Versuch der Einordnung zu verzichten. Was unbefriedigend gewesen wäre. Und auch weniger lustig.
Aus allen möglichen Quellen, aus Amtsstuben, Generalsekretariaten und sogar aus dem Regierungsrat kamen Reaktionen: Die Bandbreite läuft von «ich kann jedes Wort unterschreiben» über «ich würd gerne mal wissen, wie ihr auf die Zahlen gekommen seid» bis, naja … weniger druckreifen Wortmeldungen.
Gerne legen wir offen, wie wir gerechnet haben. So sind wir zu unseren beiden Aussagen gekommen:
«In Zürich kümmert sich ein Beamter um mehr Einwohner als in Basel»
Im Artikel war die Rede davon, dass sich in Zürich ein Beamter um 13 Bewohner kümmert und in Basel nur um 11. Diese Werte entstanden so: 2011 wurden am Jahresende in Basel laut den Angaben des Statistischen Amts 18’187 Verwaltungsangestellte ausgewiesen. Verteilt man diese auf die Ende 2011 erfasste Wohnbevölkerung von 193’396 Einwohnern ergibt das ein Verhältnis von 10,63 Einwohnern je Beamter.
In der Stadt Zürich umfasste das städtische Personal im Jahr 2011 29’089 Personen. Stellt man diese Zahl in ein Verhältnis zu den 392’082 Stadtbewohnern, stehen 13,48 Bewohner einem Verwaltungsangestellten gegenüber. Auch auf Vollzeitstellen umgerechnet ändert sich nichts an der Aussage: 19,8 Einwohner/Beamte in Zürich gegenüber 13,7 in Basel.
«In Zürich kostet ein Staatsangestellter weniger als in Basel»
Der zweite im Artikel gezogene Vergleich bezog sich auf ungleiche Personalkosten in Basel und der Stadt Zürich. Laut der Jahresrechnung 2011 betrug der Personalaufwand in Basel-Stadt 1’913,3 Millionen Franken. Nachzulesen auf Seite 33 des Jahresberichts, wo auch der Mehrjahresvergleich ersichtlich ist.
Die Anzahl der Staatsangestellte haben wir aus den Angaben des Statistischen Amts Basel-Stadt übernommen. Demnach umfasste der Basler Staatsapparat 2011 14’126 Vollzeitstellen. Teilt man den in der Rechnung ausgewiesenen Personalaufwand von 1’913,3 Millionen Franken durch die Vollzeitstellen erhält man den durchschnittlichen Lohn von abgerundet 135’400 Franken.
Laut der Zürcher Rechnung 2011 verteilten sich auf den öffentlichen Dienst 19’825,9 Vollzeitstellen. Der Nettopersonalaufwand betrug gemäss Rechnung 2011 2’493,4 Millionen Franken. Teilt man Personalaufwand durch die Anzahl Vollstellen ergibt das einen durchschnittlichen Lohn von aufgerundet 125’800 Franken. Die Differenz zwischen Zürcher und Basler Lohn beträgt also aufgerundet 10’000 Franken.
Der Budgettrick der Regierung
Wie versprochen schildern wir noch einen kleinen Trick der Basler Regierung, um im Jahresbudget den Anschein zu erwecken, dass man in Zukunft kostenbewusst unterwegs ist. Das ganze funktioniert so: Wir vergleichen das Budget 2011 mit jenem von 2013. In beiden finden sich Ausblicke über mehrere Jahre, was die Anzahl der Angestellten betrifft. Exemplarisch das Justiz- und Sicherheitsdepartement (JSD) von Hanspeter Gass:
Im Budget 2011 rechnet der zurückhaltende Gass bis 2014 mit einem konstantem Bestand von 1’611 Vollzeitstellen. Einzig von 2010 aufs 2011 gibts einen Anstieg von gut 12 Stellen. Der Ausblick lässt auch den sparsamsten Grossrat den aktuellen Ausbau verkraften: Jetzt ein paar Stellen dazu, dafür in Zukunft keine mehr.
Prüft man die Prognose von 2011 im Budget 2013 nach, zeigt sich dass die Entwicklung falsch eingeschätzt worden sein muss. Statt den geplanten 1611 Stellen sinds plötzlich 1657, im 2014 gar 1672. Aber vielleicht war das auch nur ein Ausrutscher: ab 2015 bleibt die Angestelltenzahl im JSD laut Budget wieder stabil. Oder wollen wir wetten, dass es anders kommt?
Das gleiche Muster findet sich übrigens auch in anderen Budgets, etwa in jenem von Christoph Eymanns Erziehungsdepartement.