So ungleich sind die Vermögen in Basel verteilt

In Basel-Stadt sind die Vermögen schweizweit am ungleichsten verteilt. Am höchsten sind die Vermögen auf dem Bruderholz, am geringsten im Klybeck.

In manchen Quartieren erheben sich wahre Geldberge, in anderen nicht, aber schweizweit steht Basel-Stadt bei den Vermögen an der Spitze.

In Basel-Stadt sind die Vermögen schweizweit am ungleichsten verteilt. Am höchsten sind die Vermögen auf dem Bruderholz, am geringsten im Klybeck.

In Basel seien die Vermögen so ungleich verteilt wie in einer Monarchie, sagt der Soziologe Ganga Jey Aratnam im TagesWoche-Interview. Tatsächlich ist die Ungleichheit bei den Vermögen so gross wie in kaum einer anderen Region der Welt.

In Basel-Stadt beträgt das Vermögen laut aktueller Steuerstatistik 450’000 Franken pro Steuerveranlagung. Das heisst: So viel geben Baslerinnen und Basler durchschnittlich auf ihrer Steuererklärung an. Weil Ehepaare nur eine Steuerveranlagung einreichen, dürfte das Durchschnittsvermögen pro Kopf deshalb etwas tiefer liegen.

Die Unterschiede zwischen den Quartieren sind frappant: Während auf dem Bruderholz das Durchschnittsvermögen über zweieinhalb Millionen Franken liegt, kommen die Bewohner des Klybeck-Quartiers auf etwa 50’000 Franken pro Person.

Die grossen Unterschiede rühren daher, dass zum Beispiel einige wenige Superreiche auf dem Bruderholz wohnen und sich die Vermögen deshalb geografisch stark konzentrieren.

Wie die Vermögen innerhalb der Quartiere verteilt sind, zeigt wiederum der sogenannte Gini-Koeffizient. Je höher der Wert, desto grösser die Ungleichheit: Liegt der Wert bei 1, verfügt eine Person über das gesamte Vermögen, liegt er bei 0 besitzt jeder Einwohner exakt gleich viel.

Auch hier ist Bruderholz Spitzenreiter. Am gleichmässigsten verteilt sind die Vermögen hingegen in Bettingen, wo das Durchschnittsvermögen bei 640’000 Franken liegt. Es ist davon auszugehen, dass hier nur weniger Arme und Superreiche leben, die nach unten oder oben ausreissen.

Schaut man sich den Gini-Koeffizienten für die Kantone an, so führt Basel-Stadt vor Genf und Nidwalden nach einem Bericht des Bundesrats von 2014.

Weltweit gesehen verfügen Schweizerinnen und Schweizer im Schnitt über die höchsten Vermögen, das bestätigte kürzlich ein Bericht der Allianz-Versicherung.  

Auch bei der Ungleichverteilung ist die Schweiz ganz vorne. Das legen die Zahlen aus einer Publikation von 2008 nahe, welche die Gini-Koeffizienten verschiedener Länder verglich.

Die neuere Allianz-Studie geht zwar von anderen Zahlen aus. Die älteren Zahlen sind jedoch verlässlicher, weil sie mit der Schweizer Vermögenssteuerstatistik übereinstimmen.

Die verschiedenen Statistiken sind aber ohnehin umstritten. So sagen zum Beispiel Wirtschaftsexperten von Avenir Suisse, die Daten der Vermögenssteuerstatistik seien unzureichend, weil sie die Altersvorsorge der zweiten und dritten Säule nicht berücksichtigten. Die Ungleichverteilung sei deshalb weniger stark als angenommen.

Soziologen wie Ueli Mäder finden hingegen, diese Vermögen aus der Altersvorsorge seien für die Ungleichheit nicht ausschlaggebend, da sie ja erst in der Zukunft bezogen würden und erst ab einem bestimmten Alter zur Verfügung stünden.

Steuerhinterziehung nicht eingerechnet

Ausserdem könne man davon ausgehen, dass der Wert der Immobilien, die beim Vermögen erfasst werden, in Wirklichkeit deutlich höher sei, als er von den kantonalen Steuerbehörden geschätzt werde, so schreibt es Mäder in seiner Publikation «Reichtum in der Schweiz». Diese Annahme teilt auch der Bundesrat in seinem Wohlstandsbericht von 2014.

Dazu kommt ein weiterer Punkt: Die Daten basieren auf den Steuererklärungen der natürlichen Personen. Vermögen, die nicht ordentlich auf der Steuererklärung deklariert werden, sind in dieser Statistik nicht erfasst.

So wurde unlängst bekannt, dass in den letzten Jahren zirka 30’000 Personen über 13 Milliarden Franken am Fiskus vorbei schmuggelten. Sie nahmen die Gelegenheit wahr, ihr Vermögen mittels einer Steueramnestie zu legalisieren. Bereits 1969 kamen auf diese Weise 11,5 Milliarden zum Vorschein.

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