Credit Suisse, UBS und J. Safra Sarasin sind die grössten Schweizer Player bei der Spekulation mit Nahrungsmitteln, das zeigt eine von der SP in Auftrag gegebene Studie.
Wenn Banken in Nahrungsmittel investieren, geht es nicht ums Essen. Sie handeln mit Finanzkonstrukten, die nur entfernt mit Getreide, Zucker oder Kaffeebohnen zu tun haben.
Die Initiative «Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln» will diesen Handel verbieten. Dabei wird ein Unterschied zwischen Termingeschäften und Spekulation gemacht.
Mit Termingeschäften können sich Produzenten gegen Währungs- und Preisschwankungen absichern. Ein Nahrungsmittelproduzent schliesst zum Zeitpunkt x mit Käufer y einen Vertrag ab, der den Verkauf seiner Ware zum Zeitpunkt z zu einem festgelegten Preis garantiert. Das soll nach Auffassung der Initianten weiterhin erlaubt sein.
Credit Suisse und UBS liegen vorne
Die Termingeschäfte können jedoch auch von Banken als Derivate gehandelt werden. Dabei wetten die Banken auf fallende oder steigende Rohstoffpreise. Diese Spekulation will die Initiative verhindern, da sie die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben könne. Dieser Zusammenhang zwischen Spekulation und Lebensmittelpreisen ist indes umstritten.
Eine im Auftrag der SP durchgeführte Studie zeigt nun, welche Finanzinstitute am meisten über Fonds in Agrarrohstoffe investieren und deshalb von der Initiative betroffen wären. Dafür hat die Studienautorin Samira Marty bestehende Daten ausgewertet, Interviews geführt und Banken angefragt.
Finanzinstitut | Gesamtwert der Fonds (in Mio. CHF) |
Anteil Agrarrohstoffe (in Mio. CHF) |
Anteil Getreide (in Mio. CHF) |
Credit Suisse | 11’867 | 3674 | 2105 |
UBS | 1941 | 555 | 435 |
Bank J. Safra Sarasin | 1108 | 366 | 81 |
Zürcher Kantonalbank | 720 | 240 | 150 |
Vontobel Holding | 719 | 140 | 140 |
Waadtländer Kantonalbank | 175 | 35,5 | 35,5 |
Lombard Odier & Cie | 59 | 23 | 0 |
Total | 16’589 | 5033,5 | 2946,5 |
Credit Suisse, UBS und die Bank J. Safra Sarasin investierten 2015 am meisten in Fonds, die Agrarrohstoffe enthalten. Bei der UBS fliesst der grösste Teil in Getreide-Derivate. Auf Anfrage der TagesWoche wollen die drei Banken die Zahlen weder bestätigen noch dementieren.
Credit Suisse schreibt, man spekuliere nicht mit Nahrungsmitteln, sondern führe «ausschliesslich Transaktionen im Auftrag der Kunden aus».
Ebenso argumentiert die UBS: «Als Bank wollen wir unseren Kunden grundsätzlich sämtliche Anlageklassen anbieten können», schreibt die Mediensprecherin. Die Bank J. Safra Sarasin reagiert nicht auf mehrmalige Anfrage der TagesWoche.
Nicht nur Kundengeschäft
Die Basler Kantonalbank schreibt ebenso wie UBS und Credit Suisse, man müsse «den Anlagebedürfnissen der Kunden gerecht werden». Dazu gehörten auch Agrarrohstoffe. Wie hoch der Anteil ist, legt die Bank jedoch nicht offen. Gemessen am gesamten Kundenvermögen sei er «marginal». Die Baselbieter Kantonalbank schliesst Agrarrohstoffe bei Kundeninvestitionen hingegen komplett aus.
Das Argument, die Investitionen in Agrarrohstoffe seien auf das Kundengeschäft zurückzuführen, sei fragwürdig, sagt Studienautorin Marty. «Die Höhe der Investitionen der grossen Player deutet darauf hin, dass es sich nicht nur um die von Kunden in Eigenregie investierten Gelder handelt, sondern dass die Banken Gelder gezielt in diese Fonds geleitet haben.»