Die Notschlafstelle mit ihren Mehrbettzimmern hat einen schlechten Ruf bei den Obdachlosen. Die SP fordert nun ein neues Konzept mit Einzelzimmern und separaten Duschen.
Die Basler Notschlafstelle weist offenbar ausländische Hilfesuchende immer wieder ab. Seit Mitte Dezember darf der Verein «Soup & Chill» nur noch einen Übernachtungsgutschein pro Tag vergeben. Die Sozialhilfe begründet die Kontingentierung damit, dass «Soup & Chill» trotz mehrfacher Beschwerden zu viele Übernachtungsbons an Auswärtige verteilt habe. Sie befürchtet, so zu attraktiv für ausserkantonale und ausländische Obdachlose zu werden.
Dabei verfügt die Notschlafstelle an der Alemannengasse über viele freie Betten. Seit dem 24. Dezember 2016 waren nie mehr als 43 Personen im Haus, das über 63 Betten verfügt. Nur wer keinen anderen Ausweg sieht, landet dort. Die Notschlafstelle im Wettsteinquartier hat bei vielen einen schlechten Ruf, die hygienischen Bedingungen in den Mehrbettzimmern sind schlecht. Handlungsbedarf sieht nun die Basler SP. In einem Vorstoss fordert Fraktionspräsidentin Beatriz Greuter eine «neue Notschlafstelle». Dies mit der Begründung, dass sich Bedürfnis und Nutzung der Notschlafstelle in den letzten Jahren verändert hätten.
Das Problem ortet Greuter bei den Mehrbettzimmern und bei der gemeinsamen Nutzung der WC- und Duschanlagen. Die Räumlichkeiten seien veraltet, schreibt sie in ihrem Vorstoss. Dies führe hin und wieder zu Spannungen bei den Nutzerinnen und Nutzern der Notschlafstelle.
Mehr Toiletten und Duschen
Greuter will von der Regierung wissen, ob diese nicht andere Wohnformen für Obdachlose und Armutsbetroffene zur Verfügung stellen könne. So soll eine Notschlafstelle mit mehr Einzel- und weniger Mehrbettzimmern geprüft werden. Diese Zimmer sollen mit einem separaten Bad oder WC ausgestattet sein. Auch dürfe das Halten von Haustieren kein Problem mehr darstellen. Greuter geht davon aus, dass sich unter diesen Bedingungen das Wohlbefinden der Obdachlosen in der Notschlafstelle erhöhen würde.
Handlungsbedarf sieht ihre Partei auch bei der allgemeinen Toiletten- und Duschsituation in Basel. In einem Vorstoss verlangt SP-Grossrätin Salome Hofer von der Regierung eine Verbesserung des Angebots für Obdachlose. Die heutigen Verhältnisse bezeichnet sie als «prekär». So würden die verfügbaren Toiletten am Bahnhof SBB nicht ausreichen und die dortigen Duschen seien mit 12 Franken zu teuer.
Die SVP kritisiert «Soup & Chill» scharf dafür, dass der Verein Bons an Auswärtige verteilt hat. Sie fordert die Regierung dazu auf, «diesen Notschlafstellen-Tourismus umgehend zu unterbinden» und die Verantwortlichen von «Soup & Chill» in die Schranken zu weisen. Nur so könne sichergestellt werden, dass aus der Region stammenden Personen eine warme Unterkunft angeboten werden könne. Offensichtlich ging es an der SVP vorbei, dass die Notschlafstelle viele freie Betten hat – mehr als nachgefragt werden. Die Partei behauptet, die Notschlafstelle sei in den Wintermonaten überlastet und müsse deshalb Personen abweisen. «Es ist nicht hinzunehmen, dass aufgrund der Personenfreizügigkeit mit der EU einheimische Personen keine Unterkunft mehr finden resp. aus diesen Notschlafstellen verdrängt werden», schreibt sie in ihrer Mitteilung.