In den Anhörungen vor den Fraktionen hat der profilierte SP-Regierungsrat Pierre-Yves Maillard aus Lausanne vorab die SVP aber auch Teile der FDP und der CVP stark beeindruckt.
Den Waadtländer SP-Regierungsrat Pierre-Yves Maillard sahen noch letzte Woche viele uninformierte Kommentatoren als Nummer zwei auf dem SP-Wahlvorschlag. Sie apostrophierten ihn wenig differenziert als «linken Gewerkschafter». Als klarer Favorit für die Nachfolge von SP-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey galt ihnen der «nettere» Freiburger SP-Ständerat Alain Berset. Nach den Anhörungen der Kandidierenden vor den Fraktionen sieht es nun aber schon anders aus: Vorab in der SVP-Fraktion habe Maillard überzeugen können, berichten SVP-Abgeordnete. Mindestens zwei Drittel der 59 SVP-Leute seien inzwischen von Maillard überzeugt.
Schriftliche Bewerbung
In der Befragung habe Nationalrat Christoph Blocher Maillard zwar hart in die Mangel genommen – etwa wegen der staatlichen Unterstützung von Firmen. Doch der im ganzen Waadtland sehr beliebte Regierungsrat habe dem ehemaligen Zürcher SVP-Bundesrat problemlos Paroli bieten können. Maillard hatte sich vor den mündlichen Befragungen schon schriftlich mit einem Brief an alle Mitglieder der Bundesversammlung gewandt. Das Schreiben enthält Angaben zu seinem Werdegang und zu seiner beruflichen Erfahrung. Zudem «auch einige Reformvorschläge, die ich als wichtig erachte». Das geht von der Energieversorgung, die nun «nachhaltig modernisiert» werden müsse, über den Werkplatz Schweiz, bis zur Landwirtschaft. Diese will Maillard schützen vor «Freihandel mit Ländern, die ihre Produktion massiv subventionieren, ohne sie umweltfreundlich zu gestalten».
Den Sozialstaat will der proaktive SP-Kandidat aus der Westschweiz «dynamisch machen». So müssten etwa «Schwelleneffekte und Fehlanreize eliminiert werden, die den Menschen den Weg in die Passivität aufzeigen», fordert er. Schliesslich nennt Maillard den Föderalismus ein «Erfolgsmodell für die Zukunft». Er schreibt: «Es ist die Nähe zum Terrain, die es am besten erlaubt zu regieren.» Und: «Dies ist nur möglich in geographischen Räumen von relativ bescheidenem Umfang.» Damit markiert der SP-Kandidat kritische Distanz zu jenen «grossen internationalen Gebilden», wie der EU oder der Nato, die der SVP ebenso ein Gräuel sind, wie welschen und französischen Linken.