Bei der Basler Zeitung rumort es wieder. Während Mitarbeiter von einem rigorosen Sparprogramm reden, spricht der Verleger Filippo Leutenegger von «Effizienzmassnahmen». Dazu kursieren Gerüchte einer bevorstehenden Annäherung der BaZ an den Zürcher Medienkonzern Tamedia AG.
Gestern berichteten die Medien vom plötzlichen Abgang von Roland Steffen, dem CEO der BaZ, und vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass man sich vom langjährigen Bildchef Bernhard Vesco «trenne». Wie Onlinereports berichtete, hatten Chefredaktor Markus Somm und Vesco «unterschiedliche Ansichten darüber, wie die Sparmassnahmen im Bildbereich umgesetzt werden sollen».
Wie die TagesWoche in Erfahrung brachte, verlangte Somm von Vesco, dass er mindestens vier von sechs Fotografen kündigt. Der Chefredaktor vertritt die Ansicht, es brauche nicht soviele Fotografen. Bei manchen Geschichten, erklärte Somm gegenüber Onlinereports, könnten die schreibenden Reporter selber fotografieren. Wer die aktuelle BaZ (7.9. 2012) aufschlägt, stellt fest, dass im Lokalteil bereits mehrere Journalisten zur Kamera gegriffen haben, darunter der Ressortleiter Raphael Suter.
Aus für den «Bergblick»
Vesco und Somm wurden sich über Alternativen zu den Entlassungen nicht einig. So kam es zur Kündigung Vescos, der seit 22 Jahren bei der Basler Zeitung arbeitet. Er wird nicht ersetzt.
Andere langjährige Mitarbeiter der Basler Zeitung hatten ebenfalls Gespräche über ihre berufliche Zukunft, oder wurden zumindest dazu eingeladen. Zu einem Gespräch über ihre Frühpensionierung, sagen mehrere BaZ-Mitarbeiter. Es handle sich um die über 59-Jährigen aus verschiedenen Bereichen der Redaktion, um insgesamt zwölf Personen: Aus dem Sekretariat, dem Layout sowie um Journalisten aus verschiedenen Ressorts. Auch zwei Mitglieder der Chefredaktion, die Markus Somm eingestellt hat, sollen auf der Einladungsliste sein.
Aufgeräumt wird zudem bei den Kolumnen: Schriftstellerin Sibylle Berg, seit sieben Jahren mit ihrer samstäglichen Kolumne «Bergblick»im Kulturteil, hat die Kündigung erhalten. Insider sagen, auch Max Frenkels umstrittene Kolumne stehe auf der Abschussliste. Ob das stimmt oder nur böse Gerüchte sind, liess sich leider nicht herausfinden, Chefredaktor Somm war nicht erreichbar.
Reden über die Zukunft
Dafür Verwaltungsratspräsident Filippo Leutenegger. Niemand werde in eine Frühpensionierung gedrängt, sagte er. Es gehe bei diesen Gesprächen darum, die Wünsche und Bedürfnisse der älteren Mitarbeiter und der Firma herauszufinden. «Um mögliche Optionen für ihre weitere Zukunft.» Allfällige Frühpensionierungen stünden nicht in einem direkten Zusammenhang mit Sparmassnahmen, betonte er.
Selbstverständlich müsse man, wie andere Medien im Printbereich auch, massiv an der Effizienz und Rentabilität arbeiten, «aber von Sparmassnahmen mittels Frühpensionierungen kann keine Rede sein». Leutenegger spricht stattdessen von «Effizienzmassnahmen», von der «Überprüfung der Betriebsstrukturen», die durch die Markt- und Technologieentwicklung möglicherweise überholt seien. Auch zu kursierenden Gerüchten, dass die BaZ sich möglicherweise für eine Übernahme durch die Tamedia fit mache, nahm Leutenegger Stellung: «Das ist der grösste Blödsinn, den ich bisher gehört habe.»
Übrigens: Dem Vernehmen nach soll auch Harry Zaugg, Weggefährte von Ex-CEO Roland Steffen und Chef der BaZ-eigenen Inserateagentur Keymedia AG, gekündigt haben. Und Roland Steffen anwortete auf die Frage, ob der Inserateverkauf der BaZ künftig vom Verlag der Tamedia übernommen werde: «Kein Kommentar.»