Die Basler bewegen sich zu wenig. Doch das Sportamt Basel findet, es habe gute Wege gefunden, dies zu ändern – trotz knapper Ressourcen.
Basel ist in Sommerlaune. So auch das Sportamt, wie es scheint. Am Donnerstag luden dessen Vertreter zum ungezwungenen Medienlunch an der Sonne im Sportzentrum Rankhof. Der heutige Leiter des Sportamts, Peter Howald, zieht eine durchwegs positive Bilanz für die Arbeit seiner Angestellten und von sich selbst.
Dabei sei es gerade in einem Stadtkanton eine besondere Herausforderung, sich für Sport stark zu machen, eine grössere jedenfalls als etwa im benachbarten Landkanton. Weniger Bewegungsflächen, Bevölkerungswachstum, steigender Bedarf an Wohnraum pro Kopf – dies mache es nicht gerade einfach, Sportanlagen sicherzustellen, sagt Howald.
Zudem habe das Sportamt vor einigen Jahren aufgrund von Umstrukturierungen erst noch «personelle Ressourcen» einsparen müssen. Trotzdem, findet Howald, habe das verkleinerte Team «hervorragende Arbeit» geleistet.
Boden und Geld sind nach wie vor knapp
Howald übernahm die Leitung vor fünf Jahren in einer nach eigenen Angaben «prekären Situation» für das Sportamt. Dieses stand damals vermehrt mit Skandalgeschichten im Fokus der Öffentlichkeit. Nun, fünf Jahre später, kann Howald behaupten, dass er das Amt erfolgreich wieder aufgepäppelt hat: «Wir haben alle Ziele, die wir uns 2008 gesetzt haben, erreicht, manche wurden sogar übertroffen!»
So sei es ihnen etwa gelungen, an unterschiedlichen Schulen ein kostenfreies Angebot unter dem Namen «Freiwilliger Sport» zu etablieren. Dieses werde mittlerweile von 1500 Kindern genutzt. Auch Howalds Ziel, für mehr finanzielle Mittel zu sorgen, sei erreicht worden: Aus dem Swisslos-Fonds erhielt das Sportamt früher nur 22 Prozent der Fördergelder an die Stadt Basel, heute sind es 25 Prozent.
Trotz erfüllter Ziele stellt Howald mit Blick auf die räumlichen und finanziellen Ressourcen fest: «Sport wird in dieser Stadt nach wie vor nicht besonders gross geschrieben.» Trotz – oder gerade wegen – dieser Engpässe sei das Sportamt immer wieder auf der Suche nach kreativen Möglichkeiten, um das Sport- und Bewegungsverhalten der Basler nachhaltig zu verändern.
Bewegungsförderung mit Schrittzähler
Oliver Schwarz, stellvertretender Amtsleiter und Abteilungsleiter der Bewegungs- und Sportförderung, weist darauf hin, dass «Bewegungsmangel die Gesellschaftskrankheit Nummer eins» sei. Basel schneide im interkantonalen Vergleich in den Bereichen Übergewicht und Bewegung ziemlich schlecht ab.
Sport und Bewegung seien aber nicht nur für die Gesundheit von Nutzen. Über sportliche Angebote finde auch viel Integration statt, und die Freizeitplanung sowie das Vereinswesen seien mit den Sportangeboten eng verknüpft. In einer Stadt wie Basel gebe es viele alternative Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, etwa Shoppen oder «Chillen am Rhein». Daher ist es Schwarz ein «besonderes Anliegen», das alltägliche Bewegungsverhalten der Bevölkerung zu verändern.
Erfolgreiches Bewegungsprojekt
Dies geschehe etwa mit einem Schrittzählerprojekt, das unter anderem Mitarbeitende von Firmen animierte, sechs Wochen lang täglich 10’000 Schritte zurückzulegen. «Zusammengerechnet entspricht das der Strecke von Basel nach Karlsruhe», sagt Schwarz.
Das Projekt habe eine breite Zielgruppe angesprochen. Da lief zum Beispiel eine Gruppe Nonnen aus Riehen mit, unlängst von «20 Minuten» porträtiert, aber auch viele Männer. «Das ist keine Selbstverständlichkeit», betont Schwarz, denn «von Bewegungsförderungsprojekten fühlen sich Männer für gewöhnlich weniger angesprochen als Frauen.» Den Erfolg bei Männern erklärt er mit einem Augenzwinkern: «Vielleicht liegt es daran, dass mit dem Schrittzähler ein technisches Gerät im Spiel ist, zudem ruft das Sammeln der Schritte eine Art Jäger-und-Sammler-Instinkt hervor.»
Dieses Jahr sind offiziell 2000 Basler auf Schritte-Jagd. Das Schrittzählerprojekt soll per Herbst 2014 auch als App erhältlich sein.