Paukenschlag in der Basler Verwaltung: Thomas Kessler, Leiter der Stadtentwicklung und einer der profiliertesten Köpfe beim Kanton, verlässt das Präsidialdepartement. Die neue Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann dementiert eine Einflussnahme.
Wenn die Grüne Elisabeth Ackermann am 8. Februar ihr Amt als Regierungspräsidentin antritt, wird einer ihrer wichtigsten Beamten nicht mehr da sein: Thomas Kessler, Leiter Kantons- und Stadtentwicklung, räumt seinen Posten. Das teilt der scheidende Regierungspräsident Guy Morin mit.
Der Wortlaut der Mitteilung:
«Guy Morin, Vorsteher des Präsidialdepartements, ist zusammen mit seinem langjährigen Chefbeamten zum Schluss gekommen, dass der Wechsel an der Departementsspitze der richtige Zeitpunkt ist, das Präsidialdepartement gemeinsam zu verlassen.»
Über die Trennungsvereinbarung wurde Stillschweigen vereinbart. Morin will sich auf Anfrage nicht zum Rücktritt Kesslers äussern.
«Ich war in diesen Entscheid nicht involviert.»
Elisabeth Ackermann zeigt sich auf Anfrage überrascht von der Trennung. «Ich war in diesen Entscheid nicht involviert – wurde von Guy Morin vor Kurzem aber darüber in Kenntnis gesetzt.»
Auf die Frage, ob sie gerne mit Kessler zusammengearbeitet hätte, sagt Ackermann: «Diese Frage stellt sich nicht. Ich werde mich nun mit der Frage auseinandersetzen müssen, was ich mit dieser Ausgangslage machen werde.» Sie werde die Strukturen dieser Abteilung prüfen und dann die Stelle neu besetzen.
Thomas Kessler ist einer der profiliertesten Chefbeamten in Basel. Bevor er Stadtentwickler war, prägte er massgeblich die Drogen- und Integrationspolitik im Kanton. Zuletzt leitete er auch eine Taskforce zu islamistischen Radikalisierungen.
Zwischen Kessler und Morin gab es immer wieder Reibereien. Zeitweise wurde Kessler ein Redeverbot auferlegt. Auch im Gesamtregierungsrat eckte der Zürcher regelmässig an.
Ein Abgang, der zu reden gibt
Das Ausscheiden von Thomas Kessler als Kantons- und Stadtentwickler ist das Gesprächsthema im Grossen Rat. SP-Grossrat Tobit Schäfer bezeichnet es als grosse Chance für Guy Morins Nachfolgerin Elisabeth Ackermann, die Position der Leitung Kantons- und Stadtentwicklung neu besetzen zu können:
«Kessler holte sich zu seiner Zeit als Drogendelegierter verdient viele Lorbeeren, als Kantons- und Stadtplaner konnte er nicht mehr so viel erreichen.Er sorgte immer wieder für Aufmerksamkeit, aber es gelang ihm nicht, alle an der Stadtplanung Beteiligten an einem Strang ziehen zu lassen.»
LDP-Präsidentin Patricia von Falkenstein zeigt sich befremdet über die Art und den Zeitpunkt der Ankündigung von Kesslers Abgang:
«Man wusste ja, dass Morin und Kessler kein harmonisches Gespann waren, aber eine Trennung unmittelbar vor Ablauf einer Regierungszeit dünkt mich problematisch: Müssen Chefbeamte nun damit rechnen, dass sie mit dem Abgang eines Regierungsrats auf die Strasse gesetzt werden?»
Kessler selber erlebte sie als «streitbarer» Typ, der aber wiederholt innovative und ausgesprochen interessante Ideen zur Diskussion gestellt habe.
CVP-Grossrätin Beatrice Isler zeigt sich überrascht über die Mitteilung von Kesslers Abgang:
«Es war bekannt, dass es zwischen Morin und Kessler atmosphärische Störungen gab, für mich ist es aber befremdend, dass dieser schwerwiegende Entscheid just zum Ende der Amtszeit gefällt wurde.»
Kesslers Auftreten als Kantons- und Stadtentwickler empfand sie als «nicht immer sehr diplomatisch, aber letztlich doch als erfrischend ehrlich».
Michael Wüthrich vom Grünen Bündnis zeigt sich ebenfalls überrascht vom Zeitpunkt des Entscheids – «zumal er offenbar nicht mit Morins Nachfolgerin Elisabeth Ackermann abgesprochen war, wie sie mir glaubhaft gesagt hat». Er selber hätte als Regierungsrat Kessler an eine kürzere Leine genommen:
«Ich hätte darauf bestanden, dass ich als Regierungsrat die massgebenden Aussagen mache und nicht er als Chefbeamter.»