Stadtführerin aus Leidenschaft: Sie weiss, wie man Touristen ein «Ah» und «Oh» entlockt

Margrit Götz macht Stadtführungen für Besucher in Basel. Warum sie den Job fürs Leben gern macht und noch lange nicht ans Aufhören denkt, verrät sie im Interview.

Für Stadtführerin Margrit Götz einer der schönsten Plätze – insbesondere, seit hier keine Autos mehr parkiert sind: der Münsterplatz.

(Bild: Nils Fisch)

Margrit Götz macht Stadtführungen für Besucher in Basel. Warum sie den Job fürs Leben gern macht und noch lange nicht ans Aufhören denkt, verrät sie im Interview.

Frau Götz, Sie machen Stadtführungen in Basel seit 24 Jahren?

Ja. Die Zeit ging unglaublich schnell vorbei (lacht).

Wie wurden Sie zur Stadtführerin? Und warum in Basel? Ihr Dialekt klingt nicht ur-baslerisch…

Ursprünglich bin ich Bernerin, habe einen Basler geheiratet und zog nach Basel. Bald habe ich festgestellt: Diese Stadt ist einfach toll, sie hat eine total faszinierende Vergangenheit. Und: Der Kontakt mit fremden Menschen, der gefällt mir sehr. Von einer Bekannten habe ich erfahren, dass es hier überhaupt Stadtführungen gibt – und ich war sofort Feuer und Flamme.

Wie viele Führungen machen Sie ungefähr pro Woche?

Das kommt sehr auf die Saison an. Im Juni zum Beispiel – wenn Hochsaison ist – oder auch im September kann das jeden Tag eine sein, oder auch mal zwei.

Wie lange dauert eine Führung?

Das ist je nach Programm und Gruppe verschieden – und es kommt auch aufs Wetter an. Wenn es zu heiss oder zu regnerisch ist, dann kann es auch mal schneller gehen (lacht). Erfahrungsgemäss sollte eine Führung nicht länger als 90 Minuten dauern, maximal zwei Stunden, wenn man es gemütlich nimmt. Länger kann man sich kaum konzentrieren, auch wenn eine Führerin noch so gut erzählt.

Hand aufs Herz: Wird einem das ab und zu nicht langweilig, wenn man all die Jahre dieselben Sachen anschaut und erzählt?

Langweilig? Es macht sicher einen Unterschied, ob man einen Beruf ausüben muss oder ihn ausüben darf – ich darf Stadtführerin sein, und es ist genau das, was ich machen will. Mir ist noch nie langweilig geworden. Keine Gruppe ist gleich. Man lernt auch, Gruppen einzuschätzen: Wollen die eher tiefgründige Vorträge hören, oder ist es eine Schulklasse, die eigentlich lieber im Rhein schwimmen möchte, die man bei Laune halten muss? Und man lernt ständig Neues dazu, bildet sich laufend weiter: Neue Museen kommen dazu, neue Spezialrundgänge, neue Führungen, neue Events – Basel wird einem nie langweilig!



Hat Basel fürs Leben gern – und verbringt einen guten Teil ihres Lebens damit, anderen ihre Liebe zur Stadt näherzubringen: Stadtführerin Margrit Götz.

Hat Basel fürs Leben gern – und verbringt einen guten Teil ihres Lebens damit, anderen ihre Liebe zur Stadt näherzubringen: Stadtführerin Margrit Götz. (Bild: Nils Fisch)

Wenn Sie durch die Stadt spazieren und etwas sehen, das Ihnen neu ist – dann müssen Sie wohl gleich herausfinden, was es damit auf sich hat?

(Lacht) Natürlich! Und das ist ja das Tolle an einer Stadt, man lernt nie aus, und es passiert immer etwas.

Sie haben als Treffpunkt für unser Interview das Münster ausgewählt – eine sehr klassische Basler Sehenswürdigkeit. Hat dieser Ort für Sie eine spezielle Bedeutung?

Ja. Natürlich gefallen mir viele Basler Orte, ich mache ja auch Führungen über moderne Architektur. Aber die Altstadt von Basel hat sich in den letzten Jahren unheimlich «gemacht» mit all den Renovierungen, es ist noch einmal viel schöner als früher. Der grosszügige Münsterplatz – ohne Autos, in seiner Schönheit, in seiner Grösse, einfach so –, er gefällt mir sehr. Auch den Innenhof des Museums der Kulturen mag ich besonders. Wenn das Tor offen ist, muss ich fast hineingehen. Und auf Touristen hat der Ort eine unglaubliche Wirkung.

Margrit Götz am Ort, der Besucherinnen und Besuchern garantiert «Ohs» und «Ahs» entlockt: Der Innenhof des Museums der Kulturen.

Wie viele Sprachen sprechen Sie?

Ich mache Führungen auf Schweizerdeutsch, Hochdeutsch, Französisch und Englisch – und wenn es sein muss auch auf Italienisch. Das mit dem Italienischen muss aber nicht unbedingt sein (lacht).

Sie haben sich ein grosses Wissen über die Stadt angeeignet, lernen jeden Tag Neues dazu. Was braucht es noch als Stadtführerin?

Die Liebe zur Stadt kommt zuerst. So fängt es an. Und dann braucht es die Liebe zu den Menschen. Wenn man die nicht hat, geht es nicht. Es handelt sich jedesmal darum, eine Beziehung aufzubauen zu einer Gruppe. Dazu muss man die Menschen gern haben.

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Mit der Juli-Serie «Besuch in Basel» macht die TagesWoche die Stadt als Magnet für Gäste aus der Schweiz und aus aller Welt zum Thema. Der Schweizer Tourismus steckt in der Krise, in Basel nimmt hingegen die Zahl der Übernachtungen von Jahr zu Jahr zu. Wir nehmen in loser Folge den einen oder andern Augenschein, was Basel den Besuchern bietet – mal ernst, mal mit einem Augenzwinkern.

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