Ein internationaler Trupp von Profi-Skatern definiert im Basler Hafen eine neue Rollbrett-Disziplin. Die Stars feiern am Samstag bei Port Land den Tourabschluss von 20 Tagen auf den Strassen Europas.
Aufnahme der Skateboarder am Basler Hafen vom Freitag, 24.7.15.
Nach Szene-Überflieger Ryan Sheckler ist mit «Sheckl-Air» bereits eine Skatefigur benannt. Nun definiert der US-Star bei seinem ersten Besuch in Basel das «Rheinboarden», indem er sich, bekleidet nur in rote Boxershorts, auf dem Skateboard die betonierte Uferböschung runter in den Fluss stürzt.
Der Lausbub wohnt dem 25-Jährigen immer noch inne, der mit 13 Jahren bereits Profi-Skater wurde und gleich der jüngste Gewinner aller Zeiten der Szenespiele «X-Games» – die wichtigste Veranstaltung für Extrem- und Freestyle-Sport.
«Ich hab vom Spirit der Basler Skate-Szene gehört, aber was ich antraf, übertrifft alles. So frei und entspannt wie hier auf dem Hafengelände habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Das Areal ist einzigartig, beflügelt die Kreativität und weckt die Lust, wieder etwas zu wagen», schwärmt Sheckler.
Die unglaubliche Freiheit am Rheinbord
Als sich zu den johlenden Zuschauern am Rheinbord eine Polizeistreife gesellt und das Spektakel anerkennend abnickt, versteht Sheckler die Welt nicht mehr: «Daheim in Kalifornien wäre so viel Freiheit nicht möglich. Vielleicht hätte ich mein neues Haus nicht am Strand in Orange County, sondern gleich hier bauen sollen.»
Die grossen Profis: Der Niederländer Jelle Maatman, Filmer Mike Manzoori und der US-Star-Skater Ryan Sheckler in Basel. (Bild: Oliver Barton)
Morgen Sonntag fliegt er zurück, um das eigene Haus während fünf Tagen zu besichtigen. Dann warten die nächsten Skate-Touren auf den Superstar, der während drei Jahren auf MTV in der Reality-Show «Life of Ryan» zu sehen war und nun eine neue Show für Red Bull hostet.
Ob solchem Stress kann der Niederländer Jelle Maatman nur lachen. Als Schüler und einziger Amateur im 10-köpfigen Skate-Tross ist er froh, fiel die Reise für Filmaufnahmen zum 30-Jahre-Jubiläum von «Etnies» in Basel in die Sommerferien. Es ist der erste grosse Skatetrip für den 21-Jährigen. «Es ist schon inspirierend, wenn du täglich mit den Besten auf dem Brett stehst. Da pushst du deine Limiten immer weiter.»
Erinnerungen ans NT-Areal
Seine Schrunden über den halben Rücken zeugen davon: «Die sind von einer Notbremsung bei einer Abfahrt in Innsbruck», erklärt Maatman. Den Tatendrang konnte das nicht stoppen. Die zwei Bretter vom Board-Sponsor hat der Rookie auf dem Trip durch Deutschland und Österreich längst gecrasht. Für den Abschluss in Basel hat ihm Tour-Organisator Oli Bürgin ein Brett geschenkt von der legendären «Black Cross Bowl», die mit der Zwischennutzung auf dem NT-Areal abgerissen wurde. «Das Brett freut mich besonders, da ich die Bowl noch kannte, als ich an die EM kam, die bis 2010 jährlich in Basel stattfand.»
Zum «Rheinboarden» greift er darum lieber nach Shecklers Brett. Maatmans Variante ist der Sprung mit Brett von einem der Anlegepfosten. Auch die anderen Skater suchen nun nach Möglichkeiten mit dem Brett im Rhein zu landen – sogar die Verletzten. «Die Kids haben mal wieder Fun», kommentiert Mike Manzoori die Szene und hält seine Kamera drauf.
Gefilmt vom Besten
«Sie sind ja eigentlich erwachsen, aber manchmal wissen sie nicht, was sie tun. Dann müssen wir Senioren eingreifen» sagt der 42-jährige Ex-Profi. Das ist hier noch lange nicht der Fall. Doch selbst wenn: Autoritätsprobleme scheint er nicht zu haben. Die Jungen nennen den in L.A. lebenden Londoner ehrfürchtig «The Legend». Nicht nur wegen seiner Leistung als er selbst Skate-Profi war.
Manzoori gilt als die Kamera-Koryphäe für Skate-Aufnahmen. Auch in BMX-Kreisen geniesst er einen Top-Ruf und mittlerweile hat er sogar Videos gedreht für Dinosaur Jr. und die Pixies. «Für Bands zu filmen, deren Musik mein Skate-Soundtrack war, ist grossartig.» Trotzdem bleibt seine Hauptleidenschaft das Filmen von Skatern. «So komme ich weiter rum, entdecke Städte wie Basel mit seinem wunderbaren Mix aus alter und moderner Architektur und kann nach Feierabend so wunderbare Plätze skaten wie hier, die DIY-Bowl Port Land.»
Hier am Hafen feierte das Etnies Skate Team am Samstagabend auch den Abschluss seiner «Wish Your Were Beer»-Tour. Der Titel braucht keine weitere Erläuterung, ausser dass es auch noch einen Grill hatte und dem, der noch rollen konnte, sicher ein Abschlussspektakel bot.