Swissport verliert Investitionen in der Ukraine

Das Schweizer Unternehmen Swissport muss seine gesamten Investitionen in der Ukraine an die Fluggesellschaft Ukraine International Airlines abtreten. Ein Gericht urteilte, das Schweizer Unternehmen habe den Vertrag mit seinen ukrainischen Teilhabern verletzt. Das Unternehmen selber spricht von einem «Raubzug».

Ein Swissport-Mitarbeiter entlädt Gepäck aus einem Flugzeugcontainer. Flughafen Zürich, Archiv (Bild: Gaetan Bally, keystone)

Das Schweizer Unternehmen Swissport muss seine gesamten Investitionen in der Ukraine an die Fluggesellschaft Ukraine International Airlines abtreten. Ein Gericht urteilte, das Schweizer Unternehmen habe den Vertrag mit seinen ukrainischen Teilhabern verletzt. Das Unternehmen selber spricht von einem «Raubzug».

Ein Kiewer Gericht hat den Schweizer Flughafendienstleister Swissport enteignet. Das Unternehmen steuerte in der Ukraine die Logistik an den Flughäfen Kiew und Charkow. Im vergangenen Jahr geriet Swissport mit der Fluggesellschaft Ukraine International Airlines in Streit. Die Fluggesellschaft wollte die Anteile von Swissport in der Ukraine übernehmen und erwirkte ein umstrittenes Gerichtsurteil. Danach muss Swissport seine gesamten Investitionen entschädigungslos an die Airline abtreten. Swissport verliert mehr als 20 Millionen Dollar und sieht sich als Opfer eines Raubzuges.

Die Mitarbeiter des Flughafendienstleisters Swissport waren geschockt, als die Nachricht aus Kiew eintraf. Laut dem Urteil, das einer Enteignung gleich kommt, muss das Unternehmen 70 Prozent seiner ukrainischen Tochterfirma an die Fluggesellschaft Ukraine International Airlines übertragen – ohne Entschädigung. «Wir haben nun keine Kontrolle mehr über unsere Tochtergesellschaft in der Ukraine», sagt Manager Mark Skinner.

Swissport ist der größte Flughafendienstleister der Welt. Die Firma mit Sitz in Opfikon organisiert das Einchecken im Auftrag der Fluggesellschaften, den Gepäck-Transport und die Logistik an 192 Flughäfen weltweit. 2006 kam das Unternehmen in die Ukraine und übernahm die Logistik an den Flughäfen in Kiew Borispol und Zhuljani sowie in Charkow. Zu diesem Zweck gründete Swissport die Tochtergesellschaft Swissport Ukraine und ging eine Partnerschaft mit der Fluggesellschaft Ukraine International Airlines ein. 70 Prozent der Anteile hielt die Muttergesellschaft in der Schweiz, 29,4 Prozent standen im Eigentum der ukrainischen Airline.

Feindliche Übernahme per Gericht

«Die Zusammenarbeit mit der ukrainischen Fluglinie war immer gut», berichtet Manager Skinner. Bis im vergangenen Jahr neue Eigentümer die Fluggesellschaft übernahmen. Mehrmals versuchte die ukrainische Airline die 70 Prozent Anteile von Swissport zu übernehmen – gegen den Willen der Schweizer Firma. Im November letzten Jahres verklagte die Fluggesellschaft Swissport vor einem Kiewer Gericht. Swissport habe den Gesellschaftervertrag verletzt und müsse seine gesamten Anteile an Ukraine International Airlines übertragen.

Kurz vor Ostern gab das Gericht der Fluggesellschaft recht. «Wir haben über 20 Millionen Dollar in der Ukraine investiert und 800 Arbeitsplätze geschaffen», sagt Skinner. Diese Investitionen muss Swissport an die ukrainische Fluggesellschaft abgeben. In dem Gerichtsurteil wird kein Gesetz genannt, auf das sich die Entscheidung stützt. «Das ist nichts anderes als ein Raubzug», sagt Manager Skinner.

«Das ist nichts anderes als ein Raubzug» – Mark Skinner, Swissport

Ukraine International ist die nationale Fluggesellschaft der Ukraine und das Aushängeschild des Landes im Ausland. Die Luftlinie will auf Anfrage nicht offenlegen, wer Eigentümer der Airline ist. Ein Großteil der Gesellschafter wird von dem Geschäftsmann Aron Mayberg vertreten. Mehrheitsaktionär der Fluggesellschaft soll Oligarch Igor Kolomoiski sein, was die Fluggesellschaft jedoch nicht bestätigen will.

Laut Andrej Semididko, Leiter der Anti-Raider-Union der Ukraine, handelt es sich bei Swissport um den typischen Fall einer feindlichen Übernahme. Ein Minderheitenaktionär versucht mit illegalen Mitteln die Mehrheit an einer Firma zu erlangen. Korrupte Richter und Beamte legitimieren später die Firmenübernahme. «Es gibt über zweihundert feindliche Firmenübernahmen pro Monat in der Ukraine», berichtet der 36-jährige Anwalt. Swissport sei das jüngste Opfer, fügt er hinzu.

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