Taxi oder Uber? Die Diskussion läuft heiss

«Uber bietet den besseren Service» vs. «Uber beutet Fahrer aus». Der Protest der Basler Taxifahrer gegen Uber hat bei unseren Lesern für eine angeregte Debatte über den amerikanischen Fahrdienst gesorgt.

Schild hochhalten, Uber verbieten, dann wirds schon wieder.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

«Uber bietet den besseren Service» vs. «Uber beutet Fahrer aus». Der Protest der Basler Taxifahrer hat bei unseren Lesern für eine angeregte Debatte über den amerikanischen Fahrdienst gesorgt.

Am Mittwoch demonstrierten die Basler Taxifahrer zusammen mit der Gewerkschaft Unia gegen das neue Taxigesetz und gegen den amerikanischen Fahrvermittlungsdienst Uber. Da Uber sich nicht an die gleichen Regeln halten müsse wie die regulären Taxifahrer, wollen diese Uber verbieten lassen.

Unser Artikel zum Taxi-Protest hat bei den Lesern der TagesWoche eine intensive Diskussion ausgelöst, das Thema bewegt. Dabei wurden von beiden Seiten zahlreiche interessante und überaus differenzierte Argumente vorgebracht. Die Debatte war derart anregend, dass wir hier die spannendsten Beiträge noch einmal zusammenfassen wollen.

Pro Uber

Karl Buschweiler
Auch ich benutze regelmässig Uber. Nicht nur wegen des Preises, sondern vor allem wegen der Qualität der Fahrer/innen. Da wird mir die Türe geöffnet, der Wagen ist sauber, es wird nicht geraucht und die Fahrweise ist angenehm. Ja, und wenn ich dann vom Kleinbasel zum Flughafen rund 19 Franken statt der 40 Franken in einem konventionellen Taxi bezahle, dann nutze ich halt Uber. Und noch etwas, bei meinen bisherigen Fahrten mit Uber sprachen die Fahrer/innen ausnahmslos Deutsch, was ich bei den konventionellen Taxis hingegen vermisse.

zuum
Meine bisherigen Erfahrungen mit Uber – nicht nur in Basel – sind durchaus positiv. Uber-Fahrer sind oft freundlicher und kundenorientierter als Taxifahrer. Mit Uber fährt man den direkten Weg, GPS sei Dank. Keine Irrfahrten und Stadtbesichtigungen wie manchmal mit dem Taxi. Dies alles zu einem bedeutend günstigeren Preis. Für mich als Kunde zählen diese Argumente, ich benötige keinen Fahrer mit Stadtkenntnisprüfung etc. (Taxiprüfung), sondern einen Chauffeur, der die direkte Route via GPS fährt.

Oliver Walthard (via Facebook)
Ihr seid einfach zu teuer, so einfach ist das. Sorry, aber wieso muss ein Taxifahrer 1000.-/Mt. einer Zentrale abgeben? In der heutigen Zeit ist dies überholt, sorry. Und man nennt es Monopol, denn sebst wenn ich eine Prüfung habe und mir Sozialleistungen zahle, darf ich nicht selbstständig sein, sondern MUSS bei einer Zentrale angemeldet sein. Das nenn ich Monopol/Kartell, sorry.

Miss St. Johann
Statt Uber zu verbieten, sollte man lieber dafür sorgen, dass die bisherigen TaxifahrerInnen mit gleich langen Spiessen kämpfen können; d.h. also das Taxigesetz so ändern, dass die kostentreibenden Vorschriften wegfallen. Dann könnte ein echter Wettbewerb entstehen, und dann würde man sehen, wer auf dem Markt besteht.

Contra Uber

Bärbeiss
«Sauber», «freundlich», «bequem», «man spricht deutsch» und es ist «billig». Die Kehrseite interessiert heute niemanden mehr: 10 km, 20 min, 19 Franken. 20 Prozent davon kassiert Uber (Fr. 3.80). Fr. 10.50 kostet der Betrieb des Fahrzeugs. Der Fahrer hat also (brutto/brutto) Fr. 4.70 verdient. Gesetzt den Fall, er hat sofort zwei Anschlussfuhren im gleichen Umfang, verdient der Fahrer (brutto/brutto) Fr. 14.10. Uber kannibalisiert: Nicht nur die Fahrer, sonder vor allem die Branche. Ziel: «Marktleader» zu werden und DANN die Preise beliebig festlegen zu können.

s chrötli
Klar ist die von sämtlichen Kosten zu Selbst- und Fremdschutz, Vorsorge und Standards befreite Arbeit die billigste – für ganz ganz ganz kurze Zeit.

Thomas Boss
Ob Uber oder Einkauf in Deutschland: Geiz ist geil. Nur denkt leider keiner über seine Nasenspitze hinaus. Wenn immer mehr kleine und grosse Unternehmen in Basel zumachen, schneiden wir uns irgendwann ins eigene Fleisch. Leider ist es dann zu spät. Vergessen geht auch, dass wir alle irgendwann alt werden und vielleicht der Gebrauch des Handys nicht mehr verstehen. Dann nützt mir Uber nichts mehr und ich komme weder zum Arzt, noch ins nächste Einkaufscenter und der Quartierladen hat längst dichtgemacht. Schöne Aussichten! Aber Geiz ist eben nicht nur geil, sondern auch kurzsichtig. Im Ausreden-Erfinden sind bekanntlich die Geizigen recht gewandt. Meine alte, gebrechliche Mutter ist froh um die freundlichen und hilfreichen Taxifahrer und hofft, weiterhin vom Dienst der Taxifahrer Gebrauch machen zu können.

Dieter Stumpf
All den Uber-Fans rate ich, konsequenterweise morgen sofort zu ihrem Arbeitgeber zu gehen und ihn zu bitten, für sie per sofort keine AHV- und keine Pensionskassen-Beiträge mehr einzuzahlen, den Arbeitsunfallschutz zu künden etc. Wow, um wie viel billiger wird der Brauereiangestellte sein Feierabendbier, der Zahnpastahersteller-Arbeitnehmer seine Zahnpasta kaufen können! Uber ist letztlich die Rückkehr ins letzte Jahrhundert: Kapitalistischer Darwinismus pur! Keine AHV, keine Pensionskasse, kein Arbeitsrecht mehr. «Dank» der neusten Technik. Aber jede Technik ist nur so gut wie die Philosophie, die dahinter steckt.

Es wurden aber nicht nur Argumente ausgetauscht, sondern auch weiterführende Fragen gestellt. So etwa auf Twitter:

Sie wollen sich selbst eine Meinung bilden? Oder sich tiefergehend mit Uber befassen? Wir haben die interessantesten Beiträge ausgewählt, die in anderen Medien zu dem Thema erschienen sind. Viel Vergnügen bei der Lektüre:

  • «SRF-Online» beantwortet in einem Q&A die wichtigsten Fragen zu Uber.
  • Latenight-Talker Stephen Colbert interviewt den Uber-Gründer und -CEO Travis Kalanick (in Englisch).

Fehlt ein Argument? Vermissen Sie einen besonders guten Text oder Videobeitrag zu Uber? Sie sind natürlich weiterhin eingeladen, sich in unserer Kommentarspalte zum Thema einzubringen.

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