Testfahrt im Tesla: Das stärkste Auto seit dem Elektromotor

Tesla – der Inbegriff des modernen Autofahrens und gleichzeitig ein Synonym für die Zukunft der Automobilität. Eine Testfahrt zeigt: Das Auto hat immer noch Potenzial.

Blick frei in die Zukunft: Das Interieur des Tesla. (Bild: Hans-Joerg Walter)

Tesla – der Inbegriff des modernen Autofahrens und gleichzeitig ein Synonym für die Zukunft der Automobilität. Eine Testfahrt zeigt: Das Auto ist immer noch an der Spitze des Trends.

Wenn das die Zukunft des Automobils ist, dann kommt sie aus Kalifornien, ist zwei Tonnen schwer – und weiblich. Zumindest wenn man Gian-Mauro Badessi glaubt. Der ist nämlich gerade aus einem Tesla Model S gestiegen und schwärmt von ihr, l’automobile, feminin im Italienischen. «Diese weiblichen Kurven – die Linien sind phantastisch», sagt er, auf seinem Gesicht der Blick des Schwärmers. Und ich? Ich werde gleich einsteigen.

Badessi war einer von zahlreichen und vorwiegend männlichen Probefahrern an diesem Samstag in Füllinsdorf. Tesla, bekannt für seine offensive Marktpräsenz, hat erstmals auf dem Gelände des TCS eine Roadshow veranstaltet. Will heissen: Man fährt das Auto auf Anmeldung, jeder ist willkommen, auch wenn das Bankkonto nicht über den nötigen Rahmen verfügt. Wer heute nicht Kunde wird, wird womöglich morgen Kunde. Oder erzählt es weiter. Und die Kurven sind wirklich vielversprechend.

Ein Auto wie ein Smartphone

Rico Litscher ist Manager des Tesla Stores in Möhlin und einer von drei Mitarbeitern, die die potentiellen Käufer an diesem verhangenen Tag auf die Probefahrten begleiten. «Wir haben das einzige Auto, das nicht veraltet ist, wenn man es kauft», sagt er. Das hängt damit zusammen, dass ein Tesla ein fahrender Computer ist, permanent verbunden mit dem Internet, regelmässig upgedatet, navigiert durch den Verkehr zwar mit einem Lenkrad und zwei Pedalen ähnlich einem Automaten.



Elektronik pur: Das Armaturenbrett des Tesla.

Elektronik pur: Das Armaturenbrett des Tesla. (Bild: Hans-Joerg Walter)

Der Rest aber wird über einen grosszügigen Touchscreen gesteuert. Er bedient sich wie ein Smartphone. Ein Wisch über den Bildschirm, und das Sonnendach öffnet sich; zwei Clicks, und das Fahrwerk stellt von Komfort auf Sport und zurück. Man hofft, sich nicht zu blamieren.

Dann fahren die Griffe wie von Zauberhand aus den Türen, ich öffne, sitze, werde eingewiesen. Litscher erzählt vom Internet, auf einer Karte zeichnet sich, Google sei dank, der Verkehrsfluss, über ein eingebautes Mikrofon und Spracherkennung kann ich auf grenzenlos viel Musik zugreifen. Ein Klick, ein «Madonna», und sämtliche Alben erscheinen, frei anwählbar, auf dem Monitor. Irgendwie ist alles anders und doch ist es ein Auto.

Geschmeidige Weiblichkeit

Seine knapp 400 Pferdestärken habe er behutsam über den Asphalt bewegt, sagt Badessi, fast gestreichelt habe er sie, die Weibliche, geschmeidig gelenkt. Man merkt: Hier steht einer auf Autos. Und auch wenn die Sitze nicht so bequem seien wie in seinem Citroën, so sei es doch ein komfortables Fahren.



Nettes Feature: Beim Brausen auf der Strasse ist der Blick in die Umgebung frei.

Nettes Feature: Beim Brausen auf der Strasse ist der Blick in die Umgebung frei. (Bild: Hans-Joerg Walter)

Für ihn war es eine Premiere im Elektrofahrzeug «made in California». Badessi sagt: «Es fühlt sich an wie das Auto der Zukunft.» Und auch ich sitze erstmals im Tesla, als mir Rico Litscher erklärt, dass das Gaspedal nicht nur Strom verbraucht, sondern auch produziert. Dann fahre ich los. Erst ab einer Geschwindigkeit von 30 höre ich die Pneus auf dem Asphalt, sonst: nichts. Trotz 390 Pferdestärken, 0 auf 100 in 5,4 Sekunden.

Über Liestal fahren wir nach Arisdorf, scheinbar mühelos gleiten wir bergan. Der Druck meines Fusses wird fester und wir schneller. Die Gefahr, unfreiwillig fotografiert zu werden, steigt. Gerne stelle die Polizei nämlich Radarkontrollen an Probefahrtagen von Tesla auf, wurde ich gewarnt.

Dampf unter der Haube

Ich verstehe warum, als ich die Autobahnauffahrt Arisdorf in Richtung Basel hinaufschleiche. Gleich wird Litscher das Kommando geben, das Gaspedal bis zum Anschlag durchzutreten. Ich warte, bis sich eine Lücke auftut, dann kommt das «Jetzt!», ich umklammere das Lenkrad, ich stampfe, Litscher lächelt – er macht das ja fast täglich mit seinen Kunden – es presst uns in die Sitze, 5,4 Sekunden, und wir sind schneller als der Verkehr um uns herum.

Nach dem neuesten Software-Update hat das Fahrzeug einen Assistenten, der die Distanz zum Vordermann kontrolliert. So tuckern wir zurück nach Füllinsdorf, wo bereits die nächsten Männer mit erregter Vorfreude auf ihre Probefahrt warten. Von mir gibt es keine polizeiliche Aufnahme in voller Fahrt.

Der ADAC testet den Tesla Model S: 

Tesla ab 2017 mit Familienkutsche

Die amerikanische Automarke Tesla hat die Elektromobilität revolutioniert. Kein anderes Elektrofahrzeug hat eine höhere Reichweite, das Unternehmen verspricht theoretische 502 Kilometer mit einer Batterieladung, die tatsächliche weist sie mit 386 Kilometern aus. Wer einen Tesla kauft, kauft den Strom gleich mit.

Über Europa verteilt baut Tesla ein Netz von sogenannten Superchargern, an denen die Batterie innerhalb von 30 Minuten zu 50 Prozent geladen werden kann. Der nächste Supercharger befindet sich in Egerkingen. Natürlich lässt sich das Fahrzeug auch daheim aufladen. Mit einer gewöhnlichen 230-Volt-Steckdose ist die Batterie in acht Stunden voll, mit einem Starkstromanschluss in der Hälfte der Zeit.

Tesla «versorgt» den Markt «von oben herab», wie Rico Litscher, Store Manager in Möhlin, erklärt. 2008 kam der limitierte Roadster als erstes Fahrzeug der Firma auf die Strasse. Es folgte die Premium-Limousine Model S mit einem heutigen Startpreis von rund 70’000 Franken. Noch in diesem Jahr soll der SUV Model X mit Flügeltüren vom Fliessband rollen, per 2017 plant Tesla den Verkauf eines Mittelklassewagens im Preissegment eines VW Golfs.

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