Tetris spielen auf dem höchsten Hafenkran der Schweiz

Über 200 Container verschiebt der Containerkran im Hafenbecken 2 pro Tag. Pause gibt es keine. Und in den nächsten Jahren soll der Containerverkehr weiter zunehmen.

30 Meter über dem Boden bewegt Gerd Scheller Container im Sekundentakt. (Bild: Nils Fisch)

Über 200 Container verschiebt der Containerkran im Hafenbecken 2 pro Tag. Pause gibt es keine. Und in den nächsten Jahren soll der Containerverkehr weiter zunehmen.

Dreissig Meter unter den Füssen von Gerd Scheller winkt ein Lastwagenführer in oranger Leuchtweste. Der Container sitzt, der Chauffeur steigt ein und fährt davon. Von hier oben überblickt Kranführer Scheller den Umschlagplatz der Contargo AG mit rund 1500 Containern und das, was Politiker den «Modal Split» nennen: die Verteilung der Güter auf die verschiedenen Transportmittel.

Im Norden der farbigen Containertürme stehen in einer engen Gasse die Lastwagen in langer Schlange, im Süden des Umschlagplatzes liegt im Hafenbecken ein Frachtschiff und zwischen Container und Wasser stehen leere Güterzüge bereit zum beladen.

Container heben, 24 Stunden am Tag

Der Hafenkran der Contargo AG wurde vor sieben Jahren erneuert, seither läuft er von Montag bis Samstag ohne Unterbruch, Tag und Nacht. Auf einem Bildschirm in der Führerkabine sind die nächsten Aufträge gelistet. Ein weiterer Lastwagen wartet auf den Container ZESU2544554.

Die Schweizer Rheinhäfen und der Weg zum Meer
Wie viele Container verladen die Rheinhäfen jeden Tag, wer kontrolliert den Schiffsverkehr, und wie hat sich die Schifffahrt über die vergangenen Jahre verändert? Antworten auf diese und weitere Fragen lesen Sie in der Wochenausgabe vom 25. Juli – auf Papier oder in der App der TagesWoche.

Scheller muss zuerst zwei darüberliegende Frachtboxen verschieben um an den gewünschten Container zu gelangen. Dann hebt er einen weinroten und 38 Tonnen schweren  Container in die Höhe und platziert ihn zentimetergenau auf der Ladefläche des Lasters. Auf der anderen Seite wartet ein Zug nach Genf. Die Krankatze fährt entlang den Schienen in Richtung Wasser, der Kran dreht sich zweimal um die eigene Achse, dann schwebt an den Zugseilen eine Ladung mit Gokarts durch die Luft und landet auf dem letzten leeren Zugwaggon mit Zieldestination Genf.

(Bild: Nils Fisch)

Gerd Scheller macht diese Arbeit seit zwei Jahren. «Es wird seither immer mehr. Zu Beginn kam die Bahn noch ein paar Mal die Woche, jetzt kommt sie zweimal pro Tag. Wir arbeiten rund um die Uhr.» Er ruckelt kurz an seinen beiden Schalthebeln und der Kran bewegt sich erneut in alle Richtungen, er hat sichtbar Freude an seiner Arbeit. «Mir kommt das ein wenig vor wie Tetris spielen», sagt Scheller.

Der Platzbedarf nimmt zu

Im Hafenbecken macht ein Containerschiff fest. Dort rauf muss ein eben vom Lastwagen abgeladener Container mit Glasscheiben, Zieldestination Abu Dhabi. Zudem eine Ladung mit Bodenplatten, eine mit Pharmaprodukten und ein Container mit Umzugsgut, inklusive Personenwagen. Hier spiegelt sich die Globalisierung auf engstem Raum, internationaler ist Basel an kaum einem anderen Ort.

Und in den nächsten Jahren stehen hier grosse Umwälzungen bevor. Der Kanton will auf der Klybeckinsel einen neuen Stadtteil bauen und einen Teil des Hafens zu einem Wohnquartier umbauen. Und weil der Hafen Rotterdam seine Kapazitäten stark ausbaut, erwarten die Rheinhäfen für die nächsten Jahre eine deutliche Zunahme des Containerverkehrs. Ein drittes Hafenbecken soll den benötigten Platz schaffen. Doch dessen Realisierung ist in letzter Zeit wieder weiter in die Ferne gerückt.

Ein Interview mit Heinz Amacker, Chef der Reederei Danser Schweiz, finden Sie hier.

(Bild: Nils Fisch)

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