Zwar ist die spanische Elektrofirma aus dem Auftrag auf der Theaterbaustelle ausgestiegen, die Basler Baustellenkontrolle führt derzeit dennoch Lohnbuchkontrollen durch.
Nun steht fest: Das Theater Basel kann pünktlich mit den Bühnenproben beginnen. Die behördliche Abnahme der Baustelle ging am Freitagnachmittag erfolgreich über die Bühne, wie Generalplaner Thomas Bertschmann (Gruner AG) auf Anfrage erklärt.
Vor wenigen Wochen waren die Befürchtungen noch gross, dass das Theater Basel wegen der starken Verzögerungen bei der Sanierung der elektrischen Anlagen nicht termingerecht in die neue Saison starten kann. Ein Teil der mit dem Auftrag betrauten spanisch-schweizerischen Arbeitsgemeinschaft war der Aufgabe nicht gewachsen. Die spanische Elektrofirma Emte SLU musste im August aus dem Vertrag ausscheiden, nachdem die Situation auf der Baustelle bereits vor über einem halben Jahr eskaliert war.
Auch wenn die Theaterfreunde jetzt aufatmen können, die Probleme mit Emte SLU sind noch nicht ausgestanden. Die Baustellenkontrolle Basel (BASKO) führt derzeit Lohnbuchkontrollen durch; es besteht Verdacht auf Unregelmässigkeiten.
«Verantwortliche sind nicht greifbar.»
Ihre Untersuchung konnte die BASKO jedoch noch nicht abschliessen, denn diese Kontrollen gestalten sich äusserst schwierig, wie Kontrolleur Simon Bochsler erklärt: «Die Struktur dieses Konsortiums mit zahlreichen Subunternehmen war ungewöhnlich komplex.» So sei etwa der Auftragnehmer mit keinem einzigen eigenen Elektriker auf der Baustelle präsent gewesen. Sämtliche Monteure seien von Subunternehmen gestellt worden. «Diese komplexe Struktur erschwert die Aufgabe der BASKO ungemein, da die Verantwortlichen kaum greifbar sind.»
Doch gerade weil diese Struktur derart komplex ist, wurde die BASKO gemäss Bochsler überhaupt erst aktiv. «Bei einer derart verschachtelten Struktur treten mit grosser Wahrscheinlichkeit Unregelmässigkeiten auf.» Die aufwändige Untersuchung werde nur eingeleitet, wenn auch ein Anfangsverdacht bestehe, sagt Bochsler.
Verdächtig schien das Konsortium nicht nur der BASKO, auch Gewerkschaften und der hiesige Berufsverband der Elektroinstallationsfirmen (VBEI) kritisierten die Vergabe des Millionenauftrages an eine spanische Firma. Im Submissionsverfahren galt der Preis als einziges Vergabekriterium.
Missbrauchsanfälliges Firmenkonstrukt
VBEI-Präsident Roland Hunkeler kritisiert die starke Gewichtung des Preises: «Spielraum gibt es bei einem solchen Auftrag aus Sicht des offerierenden Unternehmens vor allem bei den Personalkosten, da die Materialkosten im Grossen und Ganzen feststehen.» Entsprechend begünstige der Kanton mit seiner Vergabepolitik komplexe und missbrauchsanfällige Firmenkonstrukte mit vielen Subunternehmen, sagt Hunkeler.
Das Hochbauamt wehrt den Vorwurf, den Preis einseitig gewichtet zu haben, ab. Thomas Fries, stellvertretender Leiter, sagt: «Die Offerte der Arbeitsgemeinschaft war letztlich das einzige valable Angebot, da die einzige Mitbewerberin, die K. Schweizer AG, keine gültige Referenz vorlegte.»
Denn bevor der Preis als Vergabekriterium überhaupt zum Tragen kam, mussten die interessierten Unternehmen eine ganze Reihe sogenannter Eignungsbedingungen erfüllen. So umfasst das Bewerbungsformular für den Auftrag eine Liste von zwingenden Bedingungen. Darunter etwa die Einhaltung eines Mindeststandards bei den Arbeitsbedingungen oder der Nachweis eines vergleichbaren Referenzauftrages. Ausserdem liess sich das Hochbauamt die Subunternehmen detailliert auflisten.
Trotz all diesen Vorsichtsmassnahmen ist es beim Theater zum Eklat gekommen, die Folge dürften Mehrkosten für den Kanton in Millionenhöhe sein. Immerhin können Theaterangestellte, Schauspieler und Zuschauer trotzdem rechtzeitig die Saison beginnen.