Uni-Klinik kann sich den Sieger nicht leisten

Die Psychiatrischen Kliniken küren den Sieger eines Architekturwettbewerbs für den Neubau der Kinderpsychiatrischen Klinik. Vergebens, denn jetzt beginnt die Suche nach einer Alternative wieder von vorn.

Alles noch offen: Das Kinderspital aufstocken, das Siegerprojekt (Mitte) abspecken oder doch beim Faeschhaus bauen? (Bild: Artwork: Hans-Jörg Walter)

Die Psychiatrischen Kliniken küren den Sieger eines Architekturwettbewerbs für den Neubau der Kinderpsychiatrischen Klinik. Vergebens.

Nach der Ansprache gab es nicht einmal Applaus: Andreas Windel, Direktor der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK), musste die Ausstellung zum Architekturwettbewerb für eine neue Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik in Basel ohne Beifall eröffnen. Nicht dass Windel schwach ­geredet hätte, im Gegenteil, seine Ansprache war prägnant. Doch was er sagte, konnte den 43 Architekturbüros, die sich im Wettbewerb miteinander gemessen hatten, nicht gefallen.

Windel sagte nämlich, die UPK könnten sich das von der Jury gekürte Siegerprojekt nicht leisten. «Seit diesem Jahr ist die neue Spitalfinanzierung in Kraft. Da müssen wir uns nach der Decke strecken», meinte Windel. Dann wird er noch deutlicher und erklärt, die UPK könnten den 30 Millionen Franken teuren Neubau schlicht nicht finanzieren.

Auftrieb für die Gegner

Damit bekommen die breit abgestützten Gegner des Projekts überraschend Auftrieb. Patientenorganisationen und Fachleute wehren sich gegen den geplanten Standort am Stadtrand, auf dem Gelände der Erwachsenenpsychiatrie. Seit Ende Juni sammeln sie mit einer Onlinepetition Unterschriften. Statt die Abteilungen in einer zentralisierten Klinik zusammenzufassen, sollten die sieben verschiedenen Standorte in den Quartieren erhalten bleiben. Damit werde weiterhin eine «lebensnahe» und «entstigmatisierte» Behandlung gewährleistet.

Über 400 haben bereits unterschrieben, treibende Kraft hinter der Petition sind ausgerechnet Kinderpsychiaterinnen und Jugendpsychiater, die dereinst entscheiden werden, ob sie Patienten dieser Klinik zuweisen.

Wenn die UPK jetzt feststellen, dass sie sich den Neubau nicht mehr leisten können, machen sie trotz abgeschlossenem Architekturwettbewerb die Türen wieder weit auf für Alternativen. Die UPK selbst lassen jetzt nachrechnen, was sie sich überhaupt leisten können. Sie prüfen sogar, ob sich die Klinik auch auf zwei oder drei Standorte verteilen liesse.

Alternativen mit Pferdefuss

Als alternative Standorte unter die Lupe nehmen lassen die UPK etwa die Maiengasse 11, die ehemalige Werkstätte des Hochbauamtes, doch dort ist der Quadratmeter teuer. Oder das Felix-Platter-Areal, auf welchem die Regierung aber lieber Wohnungen bauen möchte. Oder der Garten des Faesch­hauses an der Spitalstrasse. Der ist zwar in Privatbesitz, doch legt sich dort die Denkmalpflege quer: In dieser Schutzzone sei ein Neubau aus rechtlichen Gründen völlig ausgeschlossen. Und vom Petitionskomitee ins Spiel gebracht wird jetzt die Idee, das Kinderspital um eine Etage aufzustocken.

Damit wäre dann allerdings der Architekturwettbewerb umsonst gewesen und das Siegerprojekt des Zürcher Büros Birchmeier Uhlmann Architekten mit Kuhn Landschaftsarchitekten nicht einmal im Ansatz verwirklicht. Dabei überzeugte das Projekt die Jury genauso wie Andres Herzog, Redaktor der Zeitschrift «Hochparterre»: «Die Archi­tekten brechen den grossen Baukörper auf einen kindergerechten Massstab herunter. Dennoch ist der Entwurf kompakt und damit wirtschaftlich. Der Bau wirkt leicht und verspielt.»

Geld reicht nicht für nötige Investitionen

Das finanzielle Argument der UPK ist nicht einfach vorgeschoben als eleganter Befreiungsschlag. Bis Ende 2011 sprach jeweils der Kanton für Klinikneubauten einen Kredit. Mit der neuen Spitalfinanzierung tragen Spitäler und Kliniken diese Investitionen jetzt selbst. Sie müssen mit einem Investi­tionszuschlag von zehn Prozent auf ihren Leistungen auskommen. Nicht nur die UPK müssen sich nach der Decke strecken, dem Basler Uni-Spital geht es genauso, wie Pressesprecher Andreas Bitterlin bestätigt: «Dieser Zuschlag reicht schlicht nicht, um die nötigen Investitionen vorzunehmen.»
Wie es mit dem Neubauprojekt der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik weitergeht, will der Verwaltungsrat der UPK bis Ende Jahr entscheiden. Vom Status quo über die Aufteilung auf mehrere Standorte bis hin zu einem stark abgespeckten Neubau auf dem UPK-Gelände scheint so ziemlich alles möglich. Nur das Siegerprojekt dürfte so nie gebaut werden.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 03.08.12

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