«Unpassendes Frauenbild»: Basler Posse um die Erotikmesse Extasia

Die Verbannung der grössten Erotikmesse aus der heiligen Arena zu St. Jakob wird mit markigen Worten zelebriert: «Nie und nimmer» könne so etwas in einer Halle des Kantons stattfinden, schon nur wegen des «unpassenden Frauenbilds». Wenn es nur stimmen würde.

Erotikmesse Extasia: «Nie und nimmer» in Basler Hallen. Tja.

Die Verbannung der grössten Erotikmesse aus der heiligen Arena zu St. Jakob wird mit markigen Worten zelebriert: «Nie und nimmer» könne so etwas in einer Halle des Kantons stattfinden, schon nur wegen des «unpassenden Frauenbilds». Wenn es nur stimmen würde.

Endlich herrscht wieder Zucht und Ordnung. Die Extasia, die grösste Erotikmesse der Schweiz, darf nicht mehr im Joggeli stattfinden, wo sie seit 2009 jedes Jahr für volle Hallen sorgt. Dies angeblich, weil der Kanton Basel-Stadt die Arena am 1. Juli von der Vorbesitzerin, der defizitären Genossenschaft St. Jakob-Arena, übernommen hat.

Der Sieg der Stadt über den Schmuddel in der moralischen Schlacht zu St. Jakob wurde von triumphalen Voten begleitet: «Nie und nimmer» werde die Extasia in einer Halle des Kantons stattfinden können, hielt Peter Howald, Leiter Sportamt Basel-Stadt, fest – das gelte im übrigen auch für «irgendwelche anderen komischen Veranstaltungen», so Howald zu «Telebasel».

Höchstens zweitklassige Hockey-Spieler sollen hier ihre Stöcke schwingen dürfen – und Roger Federer darf in der Halle nebenan mit leicht entrücktem Blick seine Bälle streicheln: «Eine Sexmesse passt einfach nicht zum Kanton», meinte Simon Thiriet, Sprecher des Erziehungsdepartements, das für die Anlagen zuständig ist, gegenüber der «bz Basel». Und setzte in «20 Minuten» noch einen drauf: «Das dort vermittelte Frauenbild passt nicht zum Frauenbild, das der Kanton hat».

Vom Kanton Basel-Stadt zum Kanton… Basel-Stadt

Das klingt alles gar edel und ritterlich, der heilige St. Jakob hätte wohl seine Freude an der gewonnenen Schlacht. Es soll hier nicht darum gehen, darüber zu urteilen, ob die Stadt mit ihrem Vorgehen im Recht ist oder nicht, wenn sie versucht, den Zürcher Techno- und Extasia-Porno-Papst Nöldi Meyer («Wir zeigen alles, was erlaubt ist», «Life-Sex ohne Gummi») aus städtischen Räumlichkeiten fernzuhalten.

Nur: Im Idealfall sollte es stimmen, wenn man sich für Heldentaten rühmt. Doch die Peep-Show geht beim Joggeli raus – und bei der Messe Basel, genauer in der Halle 3, wieder rein. Für Meyer «die perfekte Lösung». Für die Messe sicher auch nicht schlecht. Und für Basel-Stadt?

Die Messe Basel, genauer die MCH Group AG, gehört zu 49 Prozent der öffentlichen Hand (den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Land und Zürich). Sechs von elf Verwaltungsratsmitgliedern sind Delegierte öffentlich-rechtlicher Körperschaften. Wobei die TagesWoche erfuhr, das Thema sei im VR gar nicht thematisiert worden, da es sich bei der Verpflichtung der Extasia um einen rein operativen Entscheid der Messe Basel gehandelt habe.

Nicht nur gehört die Messe fast zur Hälfte der öffentlichen Hand, Halle 3 steht zudem auf Boden, der Basel-Stadt gehört (im Baurecht mit Vorzugskonditionen bei der MCH Group AG). Messe-Sprecherin Edith Thalmann sagt, der Entscheid sei von der Geschäftsleitung getroffen worden, nachdem der Veranstalter die Messe Basel offiziell angefragt habe, und fügt an: «Der VR der MCH Group besteht aus insgesamt elf Mitgliedern, wovon lediglich drei Sitze aus öffentlich-rechtlichen Körperschaften von Basel vertreten sind.»

Egal ob nur noch ein Dreier übrig bleibt: Auch das ist nicht «nie und nimmer», auch das ist weit entfernt von Null. Die öffentliche Hand nimmt weiterhin das Geld der Sexmesse. Und wenn weiterhin Zehntausend und mehr kommen, dann klingeln die Kassen für die Stadt als Aktionärin. Stützlisex. Auch wenn es angeblich nicht zum Kanton passen will.

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