Gegen FDP-Grossratskandidat Luca Urgese wirkt selbst Baschi Dürr wie ein notorischer Umverteiler. Urgese ist so liberal – da kommt sogar Smartvote nicht mehr mit.
Smartmap ist eine feine Sache für politische Couch-Potatoes. Das Internet-Wahltool entlässt einen aus der Pflicht, eigene Grübel- und Prüfarbeiten vorzunehmen, um den passenden Kandidaten für die anstehenden Basler Wahlen zu finden. Die Kandidaten sind dort anhand eines Fragenkatalogs in einem Raster aus den Achsen links und rechts, konservativ und liberal positioniert.
Bin ich der abwägend-besonnene Typ, bediene ich mich im auffällig dichten Klüngel um den Mittelpunkt. Steht rechts von mir nur die Wand, wähle ich Joel Thüring von der SVP, eine Art Tapete auf der rechten Wand. Kollektivierer und Kompostierer finden auf der linken Seite bei BastA!-Kandidat Hannes Reiser und Tonja Zürcher von den jungen Grünen ihre politische Heimat. Es sind die Randerscheinungen der Basler Smartmap. Der gelenke Politiker trickst bei seinen Antworten so lange, bis er ausreichend Flankenschutz hat, damit er im Vergleich zu seinen extremeren Nachbarn als Mann des Augenmasses dasteht.
FDP-Grossratskandidat Luca Urgese legt darauf keinen Wert. Der 26-Jährige ist der Spin Doctor hinter Dürrs Wahlkampagne. Doch gegen ihn wirkt selbst Dürr, der oben an der liberalen Kante klebt, wie ein notorischer Umverteiler. Urgese ist so liberal, dass er über der Karte schwebt.
Damit steht er nicht alleine da. Der Riehener SVP-Kandidat Kenneth Aebischer hängt tief unter der Karte. Bei Aebischer aber sollte man Nachsicht mit Smartmap haben. Ein 22-Jähriger, der so erzkonservativ ist – das bringt die klügste Software zum Absturz.
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Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 28.09.12