Verhandlungen gescheitert: Kein Schweizer Handynetz mehr am EuroAirport

Fluggäste und Unternehmen aus der Schweiz erwarten am EuroAirport bald höhere Kosten. Die französischen Handy-Provider schalten ihre Schweizer Konkurrenten aus.

Unschönes Update am Flughafen: Wer sein Schweizer Handy beim EuroAirport nutzen will, zahlt künftig drauf.

(Bild: Anthony Bertschi)

Fluggäste und Unternehmen aus der Schweiz erwarten am EuroAirport bald höhere Kosten. Die französischen Handy-Provider schalten ihre Schweizer Konkurrenten aus.

Bereits heute haben Schweizer Fluggäste am EuroAirport nur sehr schlechten Empfang mit dem Handy, doch bald ist selbst damit Schluss. Die Swisscom, und alle anderen Schweizer Anbieter, müssen demnächst ihre Antennen auf französischem Boden ganz abstellen, wie Swisscom-Sprecher Sepp Huber bestätigt:

«Am 29. Juni 2015 fand in Paris ein Treffen zwischen den Schweizer und französischen Regulatoren sowie den sieben betroffenen Providern statt. Trotz intensiver Bemühungen und diversen Gesprächen konnte bis heute keine gemeinsame Lösung gefunden werden. Wir bedauern dies sehr. Voraussichtlich in den kommenden Tagen erhalten alle Schweizer Anbieter, damit auch Swisscom, vom französische Regulator (ANFR) eine behördliche Verfügung mit den Angaben, bis wann das verbleibende 2G-Netz am EuroAirport abzuschalten ist.»

Trotz der bereits angekündigten Behördenverfügung will die Swisscom die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben. Firmensprecher Huber gibt sich verhalten optimistisch: «Wir führen weiterhin Gespräche mit den französischen Anbietern wie SFR und hoffen auf eine einvernehmliche Lösung.» So sei es zum Beispiel möglich, sich Frequenzen zu teilen. Allerdings sind die Verhandlungen bis jetzt stets an diesen Providern gescheitert. «Es ist sehr schwierig, eine Lösung zu finden, die technisch umsetzbar und rechtlich korrekt ist», sagt Huber.

EuroAirport enttäuscht

Bereits im Mai stellte die Swisscom vorsichtig eine mögliche Lösung in Aussicht. Damals machte «20Minuten» publik, dass die Schweizer Telekom-Anbieter von französischer Seite unter Druck gesetzt werden, ihre Antennen zu deaktivieren.

Nicht nur die Swisscom ist enttäuscht, auch die Betreiberin des EuroAirport reagiert verständnislos: «Es ist für uns unvorstellbar, dass es auf technischem und politischem Weg keine Lösung im Sinne des binationalen Geistes des Flughafens gibt», sagt Flughafensprecherin Vivienne Gaskell. Obwohl auch der EuroAirport die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben wolle, arbeite man an einer Alternative. «Wir bauen unser WLAN aus. Dies kann teilweise ein Ersatz sein.»

Mehrkosten für Unternehmen am EuroAirport

Neben den Millionen von Fluggästen die am EuroAirport abheben oder landen sind auch viele Unternehmen von der Netzabschaltung betroffen. So nutzen etwa die Angestellten der Jet Aviation, einem Unternehmen für Flugzeug-Wartungen, Swisscom-Handys. Man bedauere die Einstellung des Mobilfunknetzes, sagt Firmensprecher Tristan Plath. Gleichzeitig äussert er jedoch Verständnis für «die Umstände».

Der Handy-Streit hat für Jet Aviation und die anderen Unternehmen konkrete wirtschaftliche Folgen: «Für uns bedeutet dies, dass zusätzliche Kosten durch Roaming-Gebühren anfallen», sagt Plath.

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Eine Anfrage beim französischen Mobilfunkanbieter SFR ist hängig.

Die Sendung «Schweiz Aktuell» hat bereits am 30. Juni über den Handy-Streit am EuroAirport berichtet.

Artikelgeschichte

11 Uhr: Der Artikel wurde um einen Beitrag von «Schweiz Aktuell» zum gleichen Thema ergänzt.

14:45 Uhr: Der Artikel wurde um eine ausführlichere Stellungnahme der Swisscom ergänzt.

16:15 Uhr: Der Artikel wurde um eine Stellungnahme der Jet Aviaton ergänzt.

17:30: Der Artikel wurde um eine ausführlichere Stellungnahme des EuroAirports ergänzt.

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