Verkehr, Verkehr – und: Verkehr!

Die TagesWoche-Aktion zeigt: Das Gundeldingen-Quartier ist eines der beliebtesten Wohnviertel. Wenn nur nicht dieser Verkehr wäre – und das Velofahren auch Spass machen würde.

Die TagesWoche-Aktion auf dem Tellplatz hat sich gelohnt. Zahlreiche Anwohner kamen an diesem Samstagvormittag vorbei und erzählten uns, wo der Schuh drückt. (Bild: Yen Duong)

Die TagesWoche-Aktion zeigt: Das Gundeldingen-Quartier ist eines der beliebtesten Wohnviertel. Wenn nur nicht dieser Verkehr wäre – und das Velofahren auch Spass machen würde.

Es hat sich gelohnt! Eigentlich war das Gundeli-Quartier nicht vorgesehen auf der TagesWoche-Reise durch Basels Quartiere – doch viele Leserinnen und Leser wünschten sich einen Stopp, weshalb die Redaktion kurzerhand beschloss, das Gundeli als Schlusspunkt der Aktion doch noch aufzusuchen. Und siehe da: Sie kamen, die Bewohnerinnen und Bewohner des bevölkerungsreichsten Basler Quartiers – und erzählten, wo sie der Schuh drückt.

Ziemlich bald war klar: Er drückt beim Verkehr. Zu viele Autos, zu schnell fahrende – vor allem auf den Achsen Güter-, Dornacher- und Gundeldingerstrasse. Hinzu kommt: Für Velofahrer ist vor allem die Güterstrasse eine extrem gefährliche Strecke, wegen der Tramgeleise, weil es eng ist – und eben, zu viel Verkehr hat. Sonst aber: «Super, hier zu leben!», «Multikulti, toll!», «Es läuft was im Quartier!», «Angst? Nein, ich fühle mich sicher.», «Grossartig, dass der Bahnhof SBB so nah ist.», «Die Einkaufsmöglichkeiten sind perfekt.»

Wunsch nach Tempo 30

Anwohner Claude Wyler hat als Vizepräsident des Neutralen Quartiervereins Gundeldingen genaue Vorstellungen davon, wie die Politiker dem Verkehrs-Problem entgegenwirken könnten: «Der Grosse Rat soll die Petition für Tempo-30-Zonen im ganzen Quartier annehmen», sagt er. Es sei ganz wichtig, das Viertel verkehrsmässig zu entlasten. Sonst aber: «Ich lebe gern hier, es ist wie eine kleine Stadt.» Das sagen viele, fast alle.

Dennoch: Das mit dem Verkehr kommt ebenso oft wie das Lob. Anwohnerin Franziska Suter etwa ärgert sich über die Rampen, die Autofahrer vom Rasen abhalten sollen. Sie nervt sich allerdings als Velofahrerin darüber – und sagt: «Diese Massnahmen führen am Ziel vorbei.» Fast schon neidisch blickt sie in Städte wie Kopenhagen, wo für Velofahrer viel Geld in die Hand genommen wird und sogar Veloautobahnen geplant sind. Barbara Zumsteg kritisiert, dass die Fussgängerstreifen im Quartier teilweise ungeschickt platziert seien. «Autofahrer sehen beispielsweise auf der Gundeldingerstrasse nicht, wenn jemand am Streifen wartet.»

Umstrittener Central Park

Es gibt allerdings auch Menschen im Quartier, die den Öffentlichen Verkehr dem Treten in die Pedalen vorziehen. René Fröscher ist so einer. Er fährt oft Tram und beobachtet gern Züge. Unter anderem deshalb graut es ihm vor dem Projekt Central Park, das die Umgestaltung der Geleiseanlagen zwischen der Passerelle und der Margarethenbrücke vorsieht. «Das gibt nur wieder eine neue Littering-Zone», ist er überzeugt – und polarisiert mit dieser Haltung. Bewohnerin Marianne Känzig etwa, eine der fleissigsten Kommenatorinnen auf der Website der Tageswoche, gefällt die Idee vom Central Park genauso gut, wie das Leben im Gundeli im Allgemeinen. Sie wohnte bis vor kurzem auf dem Land und ist seit ihrem Umzug in die Stadt fast nur positiv überrascht. Ausser: «Velofahrer haben es nicht leicht im Gundeli», sagt auch sie. Und wünscht sich einen beseren und direkteren Weg vom Zentrum ins Quartier. Etwa über die Zuggleise.

Mehr Grünflächen, bitte!

Nebst dem Verkehr waren auch Grünflächen Thema. Zu wenig gäbe es davon – der Margarethenpark liege nicht für alle Bewohner dieses grossen Quartiers um die Ecke. Etwa für die Menschen, die nah beim Dreispitz lebten. Sarah Ruth Buser findet ausserdem: «Das Gundeli könnte kinderfreundlicher sein.» Und mehr Bäume wünscht sie sich – etwa an der Güterstrasse. Mehr Bäume – und mehr Tempo-30-Zonen, womit wir wieder beim Thema Nummer eins wären. Bewohnerin Christiane Kocher etwa sagt: «Mit dem Velo meide ich die Gütertrasse.»

Andere Anwohner, vor allem jüngere, haben aber noch ganz andere Sorgen: zu wenig Bars – und zu wenig Beizchen, die auch sonntags geöffnet sind. «Warum wohl?», fragen sie sich – und geben die Antwort gleich selber: «Die Wirte haben wohl Angst vor Lärmklagen.» Die mangelnde Barkultur bringt jedoch keinen der Stand-Besucher dazu, das Quartier zu wechseln. Denn trotz allem war der Tenor: «Das Gundeli ist super und spannend!», das sagten alle – früher oder später.

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