Nachdem er Christophe Haller mit über 3500 Stimmen distanziert hat, wird Baschi Dürr der Sitz in der Regierung kaum mehr zu nehmen sein. Ob die GLP und SVP noch einmal antreten, entscheidet sich erst am Dienstag.
Kurz vor 17 Uhr stellt die Basler Politik auf den Alkohol-Modus um. Bier zu traditionell überrissenen Preisen für die SP (trotz den Preisen ist das Original-Feldschlösschen übrigens rekordverdächtig schnell ausverkauft), Champagner für die LDP, Wein für die BDP (man kann mit Alkohol nicht nur feiern).
Auch die Vertreter der FDP haben vom Cola zum Bier gewechselt. «Ich bin sehr froh, ist es nun fürs Erste vorbei», sagt ein matt wirkender Baschi Dürr, einer der Sieger dieses Nachmittags. Er hat seinen parteiinternen Konkurrenten Christophe Haller mit über 3500 Stimmen distanziert (siehe Grafik unten) und weiss selber nicht so genau, warum. In der letzten Woche habe er es aufgegeben, über mögliche Szenarien nachzudenken.
Überschätzte Sicherheitsdebatte
Der Abstand zwischen den beiden freisinnigen Kandidaten ist erstaunlich gross. Vor allem wenn man bedenkt, dass Christophe Haller gemeinsam mit der «Basler Zeitung» diesem Wahlkampf eine Sicherheitsdebatte nicht nur aufnötige, sondern den Wahlkampf damit auch dominierte. «Wahrscheinlich wurden beide Faktoren überschätzt. Die BaZ und auch die Sicherheitsdebatte», sagt Daniel Stolz, FDP-Präsident und neuer Nationalrat. Und auch Baschi Dürr denkt, dass die Sicherheitsdebatte etwas zu laut geführt wurde. «Sicherheit ist ein wichtiges Thema. Aber es ist eben nicht das einzige.»
Die FDP wird mit einer Einerkandidatur zum zweiten Wahlgang antreten, und diese Einerkandidatur wird ziemlich sicher Baschi Dürr heissen. Offiziell entschieden wird am Montagabend, aber allgemein wird davon ausgegangen, dass sich Christophe Haller selber aus dem Rennen nehmen wird. Haller selber wirkt, als er um 17 Uhr zum ersten Mal im Wahlforum auftaucht, wie ein geschlagener Mann. Er sagt Dinge wie «anständiges Resultat», «guter Wahlkampf» und «zufrieden» und wirkt dabei den Tränen nah. Wie es in einem zweiten Wahlgang weitergeht, will er erst morgen bekannt geben. «Ich stehe der Partei nach wie vor zur Verfügung.» Den grossen Abstand zwischen sich und seinem parteiinternen Konkurrenten Baschi Dürr erklärt sich Haller mit der Regierungspräsidenten-Kandidatur von Dürr. Dieser sei darum präsenter gewesen.
SVP entscheidet am Dienstag
Haller ist nicht das einzige Opfer der fehlenden Durchschlagskraft der Sicherheitsdebatte: Die beiden SVP-Kandidaten landen abgeschlagen auf den Plätzen 9 und 10. Sebastian Frehner, Präsident der SVP, vermag sich das schwache Abschneiden seiner Kandidaten nicht so richtig erklären. Gerade weil Sicherheit bei vielen Menschen eben doch das dominierende Thema gewesen sei. Besonders schwierig zu erklären: Während die beiden Regierungsratskandidaten chancenlos bleiben, gewinnt die SVP bei den Grossratswahlen zwei zusätzliche Sitze. «Wir waren halt alleine bei den Regierungsratswahlen», liefert Lorenz Nägelin, einer der beiden Kandidaten, als Erklärung. Nach der Auszählung der brieflich Stimmenden liegt Nägelin knapp hinter seinem Parteifreund Patrick Hafner. Klar ist: Wenn die SVP zu einem zweiten Wahlgang antritt, wird sie das nur noch mit einer Einerkandidatur tun. Wer das sein wird, und ob die SVP überhaupt noch einmal in das eigentlich ausweglose Rennen steigen wird, entscheidet die Parteiversammlung am Dienstagabend.
GLP zaudert noch
Dann wird auch klar sein, wie es mit der GLP und ihrem Kandidaten Emmanuel Ullmann weitergeht. Ullmann erreicht nur 5668 Stimmen und bleibt dabei weit unter seinen Erwartungen. Es sei schon etwas enttäuschend, sagt der Grossrat nach der Bekanntgabe der Zwischenresultate. Man habe sich sehr engagiert im Wahlkampf, aber man sei halt eine kleine Partei mit kleinen Finanzen. Er könne sich schon vorstellen, noch einmal anzutreten am 25. November. «Ich habe nichts zu verlieren.» Allgemein würde ein zweiter Wahlgang mit Beteiligung der GLP aber erstaunen. Denn das Resultat ist schon aussergewöhnlich schwach für eine Partei, die national derart im Aufwind ist.
Noch nie so stark
Aussergewöhnlich stark, ja sogar «historisch», ist hingegen das Abschneiden der drei SP-Regierungsräte. Noch nie haben bei einer Basler Wahl drei Sozialdemokraten die ersten drei Plätze belegt. Unangefochten an der Spitze liegt Eva Herzog, die das absolute Spitzenresultat von 30’182 Stimmen erreicht und damit über 3000 Stimmen mehr als Christoph Brutschin macht. «Ich bin ja auch schon vier Jahre länger dabei», sagt eine gelöste Herzog. Gelöst, das sind übrigens auch die anderen Bisherigen. Hans-Peter Wessels, Christoph Brutschin, Carlo Conti, ja selbst Guy Morin, der das absolute Mehr nur knapp schaffte, zeigen sich hocherfreut über das eigene Resultat. Einzig Christoph Eymann, der den letzten Rang der amtierenden Regierungsräte belegt, scheint mit seinem Schicksal zu hadern. «Es gab eine Kampagne eines Kriminellen gegen mich. Da ist scheinbar etwas hängen geblieben», sagt er der TagesWoche und bemängelt die fehlende Geschlossenheit der Bürgerlichen. «Darum konnte die Linke so stark sein.»