Die BVB und Franz Brunner gehen getrennte Wege. Der in die Kritik geratene Vizedirektor hat offenbar entschieden, seinen Posten freiwillig abzugeben. Das angeschlagene Vertrauen sei nicht mehr wiederherzustellen, begründet Brunner seinen Entscheid.
Die Situation ist für ihn offenbar nicht länger ertragbar: Franz Brunner, Vizedirektor der angeschlagenen BVB, zieht einen Schlusstrich und verlässt das Unternehmen bis spätestens Ende November 2014. Wie die BVB mitteilen, habe Brunner dem Verwaltungsrat angeboten, das Arbeitsverhältnis einvernehmlich aufzulösen. Er ziehe damit die Konsequenzen aus den Enthüllungen der Finanzkontrolle (Fiko).
Brunner begründet die Kündigung laut Mitteilung (siehe Hintergrund zum Artikel) damit, dass die letzten zwei Monate gezeigt hätten, «dass das angeschlagene Vertrauen» trotz aller Bemühungen nicht mehr wiederherzustellen sei.
In einer Information an die Mitarbeiter der BVB meinte der seit Januar 2013 amtierende Vizedirektor: «Ich habe Fehler gemacht, zu denen ich stehe und die ich sehr bedaure. Ich habe in den letzten Wochen viel zur Wiedergutmachung unternommen. Trotzdem ist es besser, wenn ich mein Amt zur Verfügung stelle, um der BVB und auch mir selber einen wirklichen Neustart zu ermöglichen.»
Der Verwaltungsrat der BVB unter Führung von Paul Blumenthal akzeptiere Bunners Entscheid, heisst es weiter. Eine Abgangsentschädigung gebe es nicht. Die Stelle soll demnächst ausgeschrieben werden.
Aufträge unter der Hand vergeben
Die Luft wurde ohnehin sehr dünn für Brunner, der Druck auf ihn war gross. Die BVB haben Mitte Dezember 2013 eine disziplinarische Untersuchung eingeleitet, um herauszufinden, ob Brunner für Verstösse verantwortlich sei, «die personalrechtliche Relevanz haben» – und er seinen Posten ebenfalls räumen muss.
Brunner hat gemäss dem Bericht der Finanzkontrolle unter anderem mehrere Aufträge unter der Hand vergeben und sich widerrechtlich Überstunden auszahlen lassen. Der Verwaltungsratspräsident Martin Gudenrath musste daraufhin seinen Sessel räumen, wenig später musste auch Direktor Jürg Baumgartner gehen (allerdings wegen anzüglichen Fotos, die er Mitarbeiterinnen geschickt haben soll).
Brunner hatte zudem, nachdem er zwischen 2004 und 2008 geschäftlich nach Hamburg reiste, zwei Aufträge im Gesamtwert von rund 2,5 Millionen Franken unter der Hand an die Hamburger IT-Firma Hansecom vergeben. Fester Bestandteil der Reisen waren Ausflüge mit Hansecom-Mitarbeitern ins Hamburger Rotlichtmilieu.
Verwaltungsrat machte keinen Druck
Laut BVB kam die disziplinarische Untersuchung zum Schluss, dass die im Fiko-Bericht beschriebenen Pflichtverletzungen eine fristlose Entlassung des Vizedirektors nicht rechtfertigen würden. «Es liege im Ermessen des Verwaltungsrats eine Bewährungsfrist anzusetzen, die einvernehmliche Auflösung des Arbeitsverhältnisses zu vereinbaren oder eine ordentliche Kündigung einzuleiten. Für eine abschliessende Beurteilung müssten laut dem Gutachter aber weitere Untersuchungen vorgenommen werden.» So weit kommt es nun allerdings nicht mehr.
BVB Mediensprecherin Jelena Dobrivojevic sagt, dass es Brunners Entscheid gewesen sei, dass Arbeitsverhältnis aufzulösen. Druck seitens des Vewaltungsrats habe es nicht gegeben. Auf die Frage, was der Verwaltungsrat nach den Ergebnissen der disziplinarischen Untersuchung mit Brunner vorhatte und ob eine Kündigung im Raum lag, antwortet sie: «Diese Frage stellte sich nicht, weil er von sich aus zu diesem Entscheid gekommen ist.»