Das Schweizer Gesundheitssystem wird grundlegend umgebaut. Die Apotheker erhalten mehr Kompetenzen. Neu sollen sie impfen und verschreibungspflichtige Medikamente auch ohne ärztliches Rezept abgeben. Und sie sollen Patienten beraten, ob der Gang zum Arzt überhaupt notwendig ist.
Diese Änderungen sind Teil der Strategie «Gesundheit 2020», mit der der Bundesrat die Probleme in der Grundversorgung – zu wenige Hausärzte und zu hohe Kosten – lösen will. Doch die Sache hat noch einige Haken:
Wenn künftig Apotheker mit einer Zusatzausbildung – anstelle eines Arztes mit einem Medizinstudium – Diagnosen stellen, wird die Grundversorgung vielleicht etwas günstiger, aber qualitativ schlechter.
Zudem fordern Apotheker seit Jahren, Ärzte sollten keine Medikamente verkaufen, damit derjenige, der eine Krankheit bei einem Patienten feststellt, nicht auch vom Verkauf der Medikamente profitiert. Doch wenn der Apotheker die Diagnose stellt und gleich die passende Pille bereithält, vergrössert sich dieses Problem.
Mit der Aufwertung des Apothekerberufes sollen auch die langen Wartezeiten beim Arzt passé sein. In die Apotheke gehe man einfach ohne Termin.
Das funktioniert ganz sicher nicht.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich den Apotheker im Quartier bitte, meinen Ausschlag in der Intimzone anzuschauen. Ich möchte das diskret zeigen. Das ist nicht anders als beim Arzt und muss noch besser koordiniert werden, da sonst die kranken Patienten im Laden herumstehen.
Es stellen sich aber noch viele weitere Fragen. Zum Beispiel:
- Wann gehe ich denn nun zum Arzt und wann zum Apotheker?
- Wenn der Apotheker mich nicht zum Arzt schickt, ich aber trotzdem gehe, hat das einen Einfluss auf die Leistungen der Krankenkasse?
Es ist sicher sinnvoll, dass Apotheker mehr Verantwortung übernehmen dürfen und nicht bloss als Heilmittel-Verkäufer angesehen werden. Aber die aktuelle Lösung ist noch längst nicht ausgereift.