Warum ägyptische Frauen den Fahrdienst Uber lieben

San Francisco? New York? Paris? Nein, Kairo. Uber wächst weltweit am stärksten in der ägyptischen Hauptstadt. Der Grund sind vor allem weibliche Kunden.

** APN ADVANCE FOR SUNDAY, JULY 22 **Said Ali, 50, who said he has been a taxi driver for 25 years, smokes a cigarette whilst driving his cab in downtown Cairo, Egypt Thursday, April 26, 2007. Most Cairenes see the city's army of taxi drivers as rude and conniving, overcharging their passengers for uncomfortable rides in aging cabs, but author Khaled el-Khamissy's book "Taxi, Tales of Rides" has become a best seller in Egypt, recounting nearly 60 dialogues with Cairo cabbies that unmask some of the darkest sides of Egypt - dictatorship, police brutality, corruption and exclusion. (AP Photo/Ben Curtis)

(Bild: BEN CURTIS)

San Francisco? New York? Paris? Nein, Kairo. Uber wächst weltweit am stärksten in der ägyptischen Hauptstadt. Der Grund sind vor allem weibliche Kunden.

Marwa sträubt sich gegen eine gemeinsame Fahrt in Kairo spätabends mit einem weissen, das heisst einem gewöhnlichen Taxi. Tatsächlich wird daraus eine ungemütliche nächtliche Stadtrundfahrt. Der Chauffeur verheddert sich im Gewühl; ob bewusst oder unbewusst bleibt offen. Das Resultat bei der Ankunft ist eine unerquickliche Diskussion um den Preis. 

Die junge Frau, die um diese Zeit eigentlich überhaupt nicht alleine unterwegs sein sollte, fühlt sich bestärkt. Wann immer es geht, erspart sie sich solche nervenaufreibenden Erfahrungen und bestellt sich ein Taxi von Uber. An diesem Abend hatte sie keinen Internetempfang.

Taxi fahren ist ein Muss in Kairo

Taxi fahren ist in der 20 Millionen Metropole am Nil ein Muss. Das Netz der Metro ist löchrig, Busse sind oft hoffnungslos überfüllt oder in einem unzumutbaren, verlotterten Zustand und Parkplätze rar. Zehntausende Taxis, die durch die Strassen kurven, sind die Alternative. Dass der Kunde König sein sollte, hat sich bei den meisten allerdings noch nicht herumgesprochen.

Sie bestimmen, wen sie mitnehmen oder am Strassenrand stehen lassen, weil ihnen der Zielort nicht passt. An neuralgischen Punkten wie Flughäfen oder Bahnhöfen liegt die Chance, übers Ohr gehauen zu werden, bei nahezu 100 Prozent, und zwar für Einheimische und Ausländer gleichermassen.

Für Uber ist Kairo das am schnellsten wachsende Geschäft weltweit.

Seit einem guten Jahr gibt es Abhilfe. Fast gleichzeitig sind Ende 2014 die amerikanische Firma Uber und Careem aus den Arabischen Emiraten mit ihren Smartphone-gesteuerten Angeboten auf den Markt gekommen. Ihr Erfolg war durchschlagend.

Für Uber ist Kairo das am schnellsten wachsende Geschäft weltweit. Inzwischen gibt es Uber auch in Alexandria. Begünstigt wurde die Entwicklung, weil viele Limousinen zur Verfügung standen, deren Besitzer wegen der Flaute im Tourismus auf diesen Zug aufsprangen. Bereits arbeiten in Kairo über 10’000 Chauffeure für Uber, wie einer der Direktoren vor wenigen Tagen bestätigte.

Entscheidend ist nicht der Preis

Für den Erfolg bei den Kunden zählt nicht in erster Linie der Preis, der ist ungefähr vergleichbar mit den normalen, weissen Taxis. Ausschlaggebend sind eine ganze Reihe anderer Faktoren:

  • angefangen bei Sauberkeit von Auto und Fahrer,
  • Zuverlässigkeit über die Sicherheit,
  • weil der Fahrer – der selbstverständlich auch nicht raucht – bekannt ist und
  • über GPS die Route immer verfolgt werden kann,
  • ein zuvorkommendes Benehmen und keine lauten Koranrezitationen oder Electro-Shabby-Geplärre, welche die Fahrt anstrengender machen, als sie sein müsste.

Vor allem aber ist für viele Frauen die Tatsache entscheidend, dass die Uber-Chauffeure eine spezielle Ausbildung zum Thema sexuelle Belästigung durchlaufen haben. Das Unternehmen hat sich zu diesem Zweck mit der Nichtregierungsorganisation Harassmap zusammengetan und das Thema Belästigung in die Schulung aufgenommen.

Auch der Fahrpreis ist bei den über Apps bestellten Autos bekannt und fix und kann per Kreditkarte oder in bar bezahlt werden, während viele Chauffeure der traditionellen Taxis sich weigern, den seit einigen Jahren obligatorischen Zähler zu benutzen und damit regelmässig gehässige Auseinandersetzungen um den Tarif provozieren. Beschweren über solche Praktiken kann sich der Fahrgast nirgends.

Und jetzt protestieren natürlich die Taxifahrer

Seit mehreren Wochen protestieren Taxichauffeure in Kairo jeden Donnerstag und ihre Zahl steigt. Sie wehren sich gegen die ihrer Meinung nach unfaire Konkurrenz, die weniger für Lizenzen und Steuern bezahlen muss und eine Bedrohung für ihr Einkommen darstellt. Der Protest ist auf wenig Gegenliebe bei den Kunden gestossen und war im Gegenteil gar gute Gratiswerbung für Uber.

Wer Uber und Careem bisher nicht gekannt hatte, der kennt sie jetzt nach dem Aufschrei der Taxichauffeure und den vielen Berichten in den Zeitungen über ihren schlechten Service. Uber argumentiert zudem, ihr Angebot wende sich vor allem an zusätzliche Kundschaft, insbesondere Fahrgäste, die auf das eigene Auto verzichten wollen.

«Ein neuer Anfang. Bitte fahr mit uns» – Taxifahrer geloben Besserung, Konkurrenz sei Dank.

Die Regierung hat dennoch auf den Unmut der Taxifahrer und ihre Blockaden reagiert und ein Ministerkomitee zusammengestellt. Es soll vor allem gewährleisten, dass alle Steuern bezahlt und die Gesetze eingehalten werden.

Reagiert hat aber auch die Vereinigung der Taxifahrer, und zwar mit einer Kampagne, um die Kunden zurückzugewinnen. «Ein neuer Anfang. Bitte fahr mit uns», heisst der Slogan auf der Windschutzscheibe und soll ein Versprechen sein, dass auch hier ein guter Service geboten wird.

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