Was man wirklich gegen das Bienensterben unternehmen kann

Die Bienen sind bedroht. Viele beginnen zu Imkern, um etwas gegen das Bienensterben zu unternehmen. Doch Imker Viktor Krummenacher warnt vor überstürztem Handeln und gibt stattdessen einen unkonventionellen Tipp, wie man den Bienen helfen kann.

Ein bisschen wie Pettersson von «Pettersson und Findus» lebt Imker Viktor Krummenacher eng mit der Natur verbunden. (Bild: Alain Appel)

Die Bienen sind bedroht. Viele beginnen zu Imkern, um etwas gegen das Bienensterben zu unternehmen. Doch Imker Viktor Krummenacher warnt vor überstürztem Handeln und gibt stattdessen einen unkonventionellen Tipp, wie man den Bienen helfen kann.

Für einen, der mehrere Völker unter seinen Fittichen hat, wirkt Viktor Krummenacher äusserst gutmütig. Der Imker spricht besonnen von seinen Bienen – und erklärt damit ganz nebenbei die Welt. «Will man Bienen verstehen, muss man sie als Teil des Ganzen wahrnehmen», sagt der 67-Jährige.

«Es ist nicht dasselbe, sich Bienen zuzutun, wie wenn man sich einen Hamster beschafft», sagt Krummenacher, der auch im Film «Der Imker» von Mano Khalil mitwirkt. Bienen faszinieren Krummenacher, denn sie wirken in einer ganz besonderen Dimension auf die Umwelt. Von Bienen hängt ein grosser Teil des Ökosystems ab – und damit auch der Mensch und dessen Wirtschaft. Umgekehrt sind mittlerweile auch die Bienen vom Menschen abhängig.

Gezähmte Wildtiere

Krummenacher imkert seit 35 Jahren. Am Anfang kümmerte er sich um drei Bienenvölker, jetzt sind es 17. Zusammen mit seiner Partnerin Gabrielle und ihren beiden Kindern wohnt er in Bottmingen in einem alten, verwinkelten Bauernhof, den die beiden zusammen renovieren. Die Bleibe entspricht dem lebhaften Paar, hier verwirklichen sie ihre Interessen – sie töpfert, er imkert.

Obwohl Krummenacher sich über den Honig freut, den seine Bienen produzieren, betont er, dass dieser eigentlich nur ein Nebenprodukt ist. Die Biene bestäubt praktisch alle Obstbäume und Pflanzen, die Landwirte nutzen. Für die Landwirtschaft ist sie deshalb unerlässlich und wird seit Menschengedenken domestiziert. Doch im Laufe der Industrialisierung der Landwirtschaft wurde den Bienen durch Monokulturen, grüne Wüsten und den Verlust der bienenfreundlichen «Unkräuter» das Leben immer mehr erschwert. «Durch die behütende Zuchthaltung vieler Imker werden auch schwächliche Völker am Leben erhalten. Das wirkt sich auf die Widerstandskraft der Bienenvölker negativ aus. Aber auch Umwelteinflüsse, Pestizide und andere Verschmutzungen setzen den Tieren stark zu», sagt der Imker.

Saure Brut

Ruhig öffnet Krummenacher eine Imkerkiste, um die Bienen bei der Arbeit zu zeigen. Da entdeckt er eine sterbende Biene, die gerade von ihrem letzten Ausflug zum Pollensammeln zurückkam. «Keine Aufregung, die stirbt einen natürlichen Tod», sagt er. Leider kommt es seit einiger Zeit aber viel öfter vor, dass Bienen vor ihrem erwarteten Höchstalter sterben. Am meisten ist die Biene durch die importierte Varroamilbe bedroht. Der Parasit rafft seit 25 Jahren weltweit Unmengen von Bienenvölkern dahin. Zudem werden die Bienen wieder einmal vom Sauerbrutbakterium befallen, was zum Absterben der Larven führt. Bis vor ein paar Jahren mussten nicht selten Imker all ihre Stöcke, «abschwefeln», wenn auch nur schon ein einziges Volk von diesem Bakterium befallen war.

Das Bienensterben sei ein erschreckend grosses Problem, doch Massnahmen für den Erhalt des erst seit vier Jahren anerkannten Nutztieres werden nur zögerlich gegriffen. «Das ist eigentlich grotesk, wenn man bedenkt, welch grosse Bedeutung Bienen auch für die Menschen haben», sagt Krummenacher.

Die Tragik des Bienensterbens, wurde der Öffentlichkeit bewusst, als sich 2012 Markus Imhoof mit dem Film «More than Honey» ausführlich damit auseinandersetzte. Viele Städter waren betroffen und fingen an, auf Terrassen, Dächern und in Gärten Bienenstöcke zu installieren, um den Bienenschwund abzubremsen. Krummenacher schätzt den guten Willen dahinter, betrachtet den Aktionismus von Jungimkern aber dennoch mit Vorbehalt.

«Besser ist es, Pflanzen wachsen zu lassen, von denen sich Bienen ernähren können, als mit dem Halten von Bienen zu beginnen.»

Viktor Krummenacher, Imker 

«Es ist zwar gut gemeint, doch man kann beim Imkern viele Fehler machen und sogar die Situation verschlimmern. Bienen haben einen Flugradius von mehr als drei Kilometern. Merkt ein Imker nicht, dass eines seiner Völker von der Sauerbrut befallen ist, können sich schnell viele Völker auch aus entfernten Standorten infizieren.

Krummenacher findet deshalb: «Besser ist es, Pflanzen wachsen zu lassen, von denen sich Bienen ernähren können, als mit dem Halten von Bienen zu beginnen.» Daneben, dass man bei sich auf dem Balkon Pflanzen setzen kann, gibt es eine weitere kreative Idee. «Seit einiger Zeit gibt es Guerilla-Gärtner, die Pflanzensamen in Erde einkneten und so Seedbombs herstellen. Diese werfen sie in Schächte, auf Vorspünge und Dächer, wo dann Pflanzen zu spriessen beginnen. «Daneben, dass es den Bienen hilft, wirds in der Stadt durch Guerilla Gardening auch gleich etwas grüner», sagt Krummenacher verschmitzt.

Greenpeace-Aktion im M-Parc

Greenpeace-Aktion im M-Parc.

Greenpeace-Aktion im M-Parc. (Bild: Greenpeace)

Gegen den Einsatz von bienenschädlichen Pestiziden hat heute die Umweltschutzorganisation Greenpeace demonstriert. Vor dem Basler Einkaufszentrum M-Parc haben Aktivisten Unterschriften für eine Petition an Bundesrat Johann Schneider-Ammann gesammelt.

«Der Grossteil der Pflanzen, die in Europa im normalen Handel verkauft werden, sind extrem belastet mit Bienenkiller-Pestiziden», begründet Greenpeace das Engagement vor Migros und Obi. «In der Schweiz hat Greenpeace Blumen von Jumbo, Migros, Coop und den Garten- und Baumärkten Obi, Bauhaus und Hauenstein auf bienenschädliche Pestizide getestet. Das Ergebnis: 100 Prozent der Proben waren kontaminiert!», so Greenpeace weiter.

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