«Krieg» und «Weihnacht» sind emotionsgeladene Themen. Die Ausstellung «Traurige Weihnachten» im Museum der Kulturen verknüpft sie auf nüchterne Weise.
Die Weihnachtstage der Jahre 1914–1918 waren von Krieg, Tod und Not überschattet. Anders als unsere deutschen und französischen Nachbarn war die Schweiz zwar nicht in direkte Kampfhandlungen involviert, doch auch an unserem Land ging der Krieg nicht spurlos vorbei, sondern prägte das Leben der Menschen vielfach.
Die von Dominik Wunderlin, dem Kurator Europa des Museums der Kulturen, konzipierte Ausstellung «Traurige Weihnachten» macht dies den Besucherinnen und Besuchern anhand einer eindrücklichen Anzahl gezeigter Objekte deutlich.
Im Feld und zu Hause
Im Eingangsbereich der Ausstellung befinden wir uns in der Sphäre des Kriegs und des Militärischen. Hier erinnern Fotos an die furchtbaren Zerstörungen, die die Kampfhandlungen bewirkten, und an die Schauplätze der blutigen Schlachten, die nach dem Krieg auch für Schweizer zu einem Ausflugsziel wurden.
Dieser Bereich der Ausstellung gibt uns auch Einblick in den Alltag der Schweizer Soldaten, die zum Grenzschutz aufgeboten waren. Nicht zufällig sind hier in den Ausstellungsvitrinen zahlreiche Postkarten zu sehen. Etwas überspitzt lässt sich sagen: Postkarten waren Anfang des 20. Jahrhunderts das, was heute SMS sind. Sie ermöglichten es den Soldaten im Feld und den Lieben zu Hause miteinander in Kontakt zu bleiben und Grüsse zu übermitteln.
Manche der Karten zeigen mehr oder weniger heroisch anmutende Szenen aus dem Dienstbetrieb, andere drücken den Wunsch nach Frieden aus.
Die Zustände in den militärischen Unterkünften waren alles andere als «heimelig». Der Basler Hauptmann Felix Iselin bemerkte dazu in einer Erinnerungsschrift an die Aktivzeit: «Nicht wegzubringen waren die Ratten, die sich unangenehm bemerkbar machten, sodass in jedem Kantonnemente ein Rattentotschläger aufgestellt werden musste.» Umso mehr schätzten die Soldaten die Soldatenstuben, in denen sie ihre Freizeit verbringen konnten. Betrieben wurden diese alkoholfreien Lokale vom Schweizer Verband Soldatenwohl, der 1914 von Else Züblin-Spiller gegründet worden war.
Krieg in der Küche und im Kinderzimmer
Ein zweiter Bereich der Ausstellung – er ist in einem stilisierten Haus zu sehen – befasst sich mit dem Leben im trauten Heim. An die Einschränkungen, welche die weniger Wohlhabenden ganz besonders trafen, erinnern unter anderem Rationierungskarten oder das Kochbuch für Kriegs- und Rationierungszeiten von Hedy Bircher-Rey.
Eine eigene Ecke ist dem Kriegsspielzeug gewidmet. Dieses hatte schon in Friedenszeiten Einzug ins Kinderzimmer gefunden. Seiner Beliebtheit taten auch die Schrecken des Krieges kaum Abbruch.
Zwischen dem stilisierten Wohnhaus und den Vitrinen, die dem militärischen Bereich gewidmet sind, steht eine Art Befestigungswall mit Durchgang. Dieses Gestaltungselement trennt und verbindet die beiden Sphären der Ausstellung zugleich. Hier ist auch der Ort der Erinnerung an die Aktivdienstzeit, die im Rückblick oft stark verklärt wurde, indem die Kameradschaft und die Pfadfinderromantik betont wurden.
Demgegenüber setzt die Ausstellung «Traurige Weihnachten» die Akzente etwas anders. Sie erinnert zurückhaltend an die Schrecken des Krieges und gibt Hinweise darauf, mit welchen Mitteln man versuchte, mit ihnen zurechtzukommen und ein «normales» Leben zu leben.
Zu diesem Netzwerk gehören unter anderen auch das Dreiländermuseum Lörrach, wo noch bis zum 23. November 2014 die Ausstellung «Der Erste Weltkrieg – die zerrissene Region» zu sehen ist, sowie das Museum.BL in Liestal, das vom 16. November bis zum 11. Januar 2015 im Rahmen der Ausstellung «Bewahre! Was Menschen sammeln» 1.-Weltkrieg-Fotos und Postkarten aus der Sammlung von Peter Wacker zeigt.
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