Wer nicht spurt, wird strafversetzt

Die Post versetzt zwei langjährige Paketpöstler aus der Innenstadt. Sie hatten sich beklagt, dass sie ihre Mittagspause nicht gesetzeskonform einhalten können.

In der Innenstadt ein seltenes Bild: Ein Paketpöstler findet einen Parkplatz. Im Bild: das Verteilzentrum der Post in Mägenwil. (Bild: URS FLUEELER)

Die Post versetzt zwei langjährige Paketpöstler aus der Innenstadt. Sie hatten sich beklagt, dass sie ihre Mittagspause nicht gesetzeskonform einhalten können.

Es war der erste Arbeitstag nach den Sommerferien des Paketboten Peter Schmid (Name geändert), als ihn sein Chef zu sich bestellte. Gemeinsam mit dem Leiter Zustellung eröffnete er Schmid und dessen Kollegen, sie würden versetzt. Versetzt in Bezirke, in welchen es «keine Probleme gibt, das Fahrzeug zur Mittagspause zu parkieren». Noch eine Woche hätten sie Zeit, um sich von ihrer Kundschaft zu verabschieden.

«Ich fühlte mich erniedrigt und gedemütigt», sagt Paketpöstler Schmid. Und sein ebenfalls zwangsversetzter Kollege fühlte sich «ohnmächtig und behandelt wie der letzte Dreck.» Schliesslich hatte er fünf Jahre lang die anspruchsvollen Gewerbekunden der Freien Strasse beliefert – klaglos. Peter Schmid lieferte gar acht Jahr lang Pakete an Adressen am Steinengraben über den Spalenberg bis zum Leonhardsgraben.

Die Paketpöstler wollten lediglich ihre Mittagspause korrekt einhalten

Die beiden Paketboten hatten sich nur gewehrt. Sie wollten ihre Mittagspause einhalten, ohne gegen ein Gesetz zu verstossen. Denn in der Innenstadt fanden sie meist keinen Parkplatz, um ihren Fiat-Ducato-Lieferwagen für die vorgeschriebene halbstündige Pause zu parkieren. Pöstler dürfen nur während sie Pakete ausliefern ihr Fahrzeug irgendwo abstellen. Das gilt nicht für Pausen, wie Klaus Mannhart, Mediensprecher der Basler Polizei, bestätigt: «Ein Pöstler, der sein Fahrzeug parkiert, um Pause zu machen, muss sich an dieselben Vorschriften halten wie alle anderen Verkehrsteilnehmer auch. Da gibt es keine Ausnahme.»

Statt nach einer Lösung für das Parkplatzproblem zu suchen, drehten die Vorgesetzten den Spiess um: Ein Lösungsvorschlag müsse von den Angestellten kommen. «Wir haben von ihnen keine Lösungsansätze und Vorschläge erhalten, lediglich den Vorwurf, Pause machen zu müssen, und dies sei in ihren Bezirken nicht möglich», sagte der Leiter Zustellung gemäss Gesprächsprotokoll.

«Angestellte mit dem Holzhammer geführt»

Dabei hatten die beiden Angestellten einen Vorschlag präsentiert: Sie könnten zur Basis im Postgebäude am Bahnhof zurückkehren, um dort Pause zu machen. Doch damit stiessen die beiden Paketpöstler bei ihren Chefs auf taube Ohren. Die Hin- und Rückfahrt werde ihnen von der Pause abgezogen: Von der halbstündigen Pause wäre damit noch ein Arbeitsunterbruch von zehn Minuten übriggeblieben.

Fritz Bütikofer von der Gewerkschaft Transfair zeigt sich sehr enttäuscht darüber, wie die Leitung der Paketpost Basel mit den zwei Paketboten umspringt. «Dort werden die Angstellten mit dem Holzhammer geführt. Kein Wunder ist die Personalzufriedenheit in Basel zum zweiten Mal hintereinander völlig im Keller.»

Post-Sprecher Bernhard Bürki hingegen betont, die Post sei ein «dialogorientierter Arbeitgeber». Auch in diesem Fall habe die Post mit ihren Angestellten das Gespräch gesucht. Der Post sei nicht bekannt, dass es für Paketboten in einer Innenstadt problematisch sei, gesetzeskonform ihre Mittagspause zu absolvieren. «Offensichtlich ist sonst überall möglich, legal Pause zu machen», so Bürki.

Peter Schmid ist jetzt krank geschrieben. Sein Kollege in Pratteln unterwegs, wo es genügend Parkplätze gebe.

Artikelgeschichte

28. August 2012. Auf Wunsch der Post präzisiert, dass das Zitat des Leiters Zustellung einem Gesprächsprotokoll entnommen ist.

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