«Vier gewinnt» lautet das Motto der vereinigten Bürgerlichen. Doch strategisch scheint das rot-grüne Fünferticket überlegen. Teil 2 unserer Wahlkampfvorschau.
Baschi Dürr wird abgewählt. SVP-Mann Lorenz Nägelin schafft die Hürde klar nicht. Dafür Conradin Cramer, die Grüne Elisabeth Ackermann – und überraschend BastA!-Frontfrau Heidi Mück. So hätten die Leser der TagesWoche gewählt, würde jetzt die Basler Regierung neu bestellt. Über 1100 Leser haben an der Wahlsimulation mitgemacht; das Resultat ist selbstredend nicht repräsentativ, da mit viel Linksdrall versehen.
Aber es überschneidet sich mit anderen Einschätzungen zur Ausgangslage Links gegen Rechts, Fünferticket versus «Vier gewinnt». Den bürgerlichen Plänen, die Macht im Kanton zu erringen, stehen nicht nur inhaltliche Defizite entgegen. Die Spannungen in dieser Koalition sind beträchtlich, ebenso die Schwächen zweier Kandidaten.
Betrachtet man die Wähleranteile der letzten Nationalratswahlen, stehen sich die beiden Blöcke relativ ebenbürtig gegenüber. Damals holten FDP, CVP, LDP und SVP zusammengezählt 46 Prozent der Stimmen, SP und Grüne kamen auf 44,5 Prozent.
In der schwierigsten Situation steckt der SVP-Fraktionschef. Seine Bekanntheit ausserhalb der Szene reicht nicht weit über seinen Streit mit Baschi Dürr hinaus. Wofür der Mann steht, weiss eigentlich keiner. Es wäre auch besser für ihn, dass das so bleibt. Denn Nägelin kann keine Distanz zur Mutterpartei aufbauen, weil er inhaltlich bislang noch nie eine solche gezeigt hat. Der Unterschied in der Tonalität, wie ihn Nägelin anführt, reicht nicht.
Das ist seine Achillesferse, die ihn letztlich chancenlos macht: SP-Finanzdirektorin Eva Herzog, als Beispiel auf der linken Seite, distanziert sich regelmässig von radikalen linken Forderungen wie der 1:12-Initiative.
Nägelins Strategie kann nur sein, im Viererticket unterzutauchen. Einen offensiven Wahlkampf wird er nicht führen können, weil sich dann sofort Konflikte mit den bürgerlichen Partnern auftäten. Wirbt er für mehr Sicherheit, greift er Justiz- und Sicherheitsdirektor Baschi Dürr an. Bloss war es bisher vor allem das Versprechen auf weniger Ausländer und Kriminalität, das der SVP bei der Mobilisierung half.
Muss Dürr schliesslich gemeinsam mit Nägelin in den zweiten Wahlgang, ist für die Bürgerlichen alles verloren. Dann zerfällt entweder der Schulterschluss oder die SVP muss ihre Regierungspläne beerdigen.
Das alles bringt Elisabeth Ackermann, die den grünen Sitz von Guy Morin halten will, in eine komfortable Situation. Ackermann ist zwar bislang nicht als charismatisch aufgefallen, ihre Partei zudem im Abwärtstrend, doch ist sie unumstritten – als Grüne kommt sie bei SP wie BastA! gut an, auch Umverteiler finden Biotonnen sinnvoll.
Und so könnte sie von der strategischen Überlegenheit des linken Fünfertickets profitieren: Dass manchem Wähler fünf Linke zu viel erscheinen mögen, dass hier und dort ein Name gestrichen wird – aber vier auf der Liste verbleiben.