Die malische Armee misshandelt Kinder in Kriegsgefangenschaft ohne jede Rücksicht auf ihr Alter, zeigt eine Untersuchung von «Amnesty International». Einer, der sich seit Jahrzehnten für das Land engagiert, ist der Basler Hartmann P. Koechlin, der vor 35 Jahren «Iamaneh Schweiz» mitbegründet hat.
Die Stiftung für nachhaltige Entwicklung der Chemiefirma Ciba-Geigy gründete in den Siebzigern eine landwirtschaftliche Forschungsstation in Mali. Ziel war es, den Ertrag des Hauptnahrungsmittels Perlhirse zu erhöhen. Hartmann P. Koechlin reiste als Leiter der entsprechenden Abteilung nach Westafrika – und war sofort angetan von den Malier. «Sie waren so freundlich und hatten einen speziellen Humor», erinnert sich der 93-Jährige. Ausserdem ging es ihnen verhältnismässig gut.
Es herrschte kein Krieg, die politische Lage war stabil. Ganz anders als heute, wie ein neuer Bericht von «Amnesty International» über die Misshandlung von Kindern im Bürgerkrieg zeigt. Doch auch damals, als Koechlins Auseinandersetzung mit dem Land begann, war nicht alles gut: In manchen Bereichen war Mali ein typisches Drittweltland. Die Müttersterblichkeit war überdurchschnittlich hoch, Familienplanung kein Thema. Mit der Gründung des Hilfswerks «Iamaneh Schweiz» 1978 sollte sich das ändern. Die Organisation erfuhr von den Ciba-Aktivitäten und kam auf Hartmann P. Koechlin zu.
Nachholbedarf in Familienfragen
«Die Organisation bat mich in den Vorstand, weil ich beruflich prädestiniert dafür war», sagt er. In kurzer Zeit wurde Koechlin zum Vize-Präsidenten und somit zur Leuchtfigur der Organisation, reiste einmal im Jahr nach Mali und wurde nach seiner Pensionierung zum Honorarkonsul von Mali in Basel ernannt. Zu dieser Zeit lebten noch etwa 100 Malier in Basel, heute sind es in der ganzen Schweiz noch 200, ein Zehntel davon lebt in Basel. Trotz sehr wenigen Migranten ist die Schweiz dem Land seit jeher besonders verbunden: Mali ist ein Schwerpunktland der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit.
Hartmann P. Koechlin ist inzwischen von all seinen Ämtern zurückgetreten. Sein Interesse am Land aber ist ungebrochen. In seiner Alterswohnung stehen Skulpturen aus Mali, besorgt verfolgt er in den Medien die Eroberung des Norden des Landes durch islamistische Gruppen mit. Lieber als über den Konflikt spricht er aber von damals, als es in Mali zwar viel Nachholbedarf in Familienfragen gab, das Land sonst aber friedlich war.
Umstrittener Slogan
«Wir hatten einen Slogan, der für Furore sorgte», erinnert sich Koechlin. «Gesunde Kinder verhindern die Bevölkerungsexplosion», hiess der Satz, mit dem «Iamaneh» zum Ausdruck bringen wollte, dass zu viele Kinder niemandem nützen, wenn diese krank sind. Mütter und Väter wurden gemeinsam aufgeklärt über Familienplanung. Es galt: Erst, wenn ein Kind dem Vater den Hirsebrei zu Fuss bringen kann, ist es Zeit für ein Geschwisterchen. «Es ist nicht leicht, dieses vor Zeiten noch gültige Tabu wieder zu vermitteln, da Kinder in Mali auch Arbeiter und Altersvorsorge sind», sagt Koechlin.
Vor allem für Menschen in Ländern wie der Schweiz sei es wichtig, etwas Positives zu tun. Was, sei letzlich zweitrangig. «Uns geht es saugut, umso wichtiger ist es, dass wir überhaupt etwas tun.» Denn davon profitierten nicht zuletzt wir selber.