Das Tram 8 verkehrt bald schon zwischen der Schweiz und Deutschland. Der Fahrplan und das Passagier-Aufkommen stellen die Grenzwache vor eine schwierige Aufgabe – die Kontrolle der Einkaufstouristen.
Die BVB legen bekanntlich viel Wert auf ihren 7 1/2-Minuten-Taktfahrplan, dem sie sich seit 1999 verschrieben haben. Wenn das Tram 8 ab Mitte Dezember über den Friedlinger Zoll nach Weil am Rhein und wieder zurück fährt, wird dieser Fahrplan eine Herausforderung, auch für die Grenzwache.
All die Einkaufstouristen, die samt ihren auf deutscher Seite gefüllten Shopping-Trolleys ins Tram steigen, müssen auch noch die strengen Augen der Schweizer Grenzwächter passieren. Die Kontrollen sollen dabei nicht unter dem Druck der Fahrplantreue leiden. Obwohl dieser, wie Patrick Gantenbein, Informationsbeauftragter der Grenzwache, sagt, «eine hohe Priorität hat».
Die Grenzwache mache sich deshalb schon seit geraumer Zeit Gedanken, sagt Gantenbein bei einem Ortstermin in Friedlingen, «wie wir künftig die Zollkontrolle bei den Trampassagieren durchführen können.» Die Situation ist schon speziell genug. Gantenbein weist auf die quer zur Fahrbahn verlaufende Linie aus Pflastersteinen hin, die den Grenzverlauf markiert.
Demnach liegt die Haltestelle in zwei Ländern gleichzeitig. Während bei der Rückfahrt nach Basel der Tramfahrer samt erster Tür schon in der Schweiz sitzt, befinden sich die Passagiere mit ihren Tragetaschen noch in Deutschland.
Wer verdächtig ist, muss aussteigen
Im Verlauf des Testbetriebs auf der Tramstrecke haben die Mitarbeitenden der Grenzwache die Zeit genutzt, Kollegen als Figuranten für künftige Passagiere ins Tram gesetzt und die Wege in den und ausserhalb der verschiedenen Tramtypen abgeschritten. «Klar ist, dass wir uns auf Stichproben beschränken müssen. Bei bis zu acht Grenzüberquerungen in beiden Richtungen pro Stunde sind systematische Kontrollen unmöglich», meint Gantenbein realistisch.
Denn auch wenn viele der täglich 950 Fussgänger und 450 Velofahrer, die zurzeit die Brücke nach Friedlingen in beiden Richtungen zu Fuss passieren, vermutlich aufs Tram umsteigen werden – zusätzliches Personal gibt es für das Grenzwachtkorps trotz des zusätzlichen Verkehrsmittels nicht.
Die Grenzwächter werden daher jeweils abwarten, bis die Türen sich hinter den Passagieren geschlossen haben und sich hauptsächlich darauf beschränken, aussen entlangzuschreiten. Ein Glück für sie, dass auf der neuen Strecke zu einem grösseren Teil die neuen Niederflurtrams verkehren werden, die einen bequemen Blick ins Innere erlauben.
Immerhin besser als früher
Nur falls den Grenzwächtern ein Trolley oder eine Person nicht ganz geheuer vorkommt, geben sie dem Chauffeur einen Wink und steigen ein, um sich das Ganze aus der Nähe anzusehen.
«Verdächtige Personen oder Leute, die einfach ihren Ausweis in den Tiefen ihrer Taschen nicht schnell genug finden oder keine Belege für die gekauften Waren vorlegen können, werden wir jeweils bitten, mit uns auszusteigen, um die Kontrolle ausserhalb des Trams fortführen zu können», sagt Gantenbein.
«Bitte aussteigen», wird es im 8er-Tram für verdächtige Personen heissen.
Sonst wird das mit der Fahrplantreue keinesfalls etwas – sofern sich diese bei den allabendlichen Staus im Friedlinger Kreisverkehr nicht ohnehin schon in Luft aufgelöst hat.
Immerhin wird die Kontrolle deutlich passagierfreundlicher sein als jene, die nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bei der Tramfahrt nach Saint-Louis oder Huningue auf den damals noch existierenden Linien üblich war: Dort mussten selbst bei klirrender Kälte alle Passagiere an der Grenze aussteigen, Ausweise vorzeigen und ihre Waren am Grenzbeamten vorbeischleppen, um auf der anderen Seite wieder ins wartende Tram einzusteigen.
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Was Sie nicht dabei haben sollten, wenn Sie keinen Ärger mit der Grenzwache wollen: Die Freimengen bei der Einfuhr in die Schweiz in der Übersicht.