Wie stehen Sie zu Frauenquoten?

Sieben Kaderfrauen aus der Region Basel äussern sich zum Thema Frauenquoten und anderen Fragen rund um ihre Karriere.

In den Chefetagen sind Frauen in der Minderheit. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Sieben Kaderfrauen aus der Region Basel äussern sich zum Thema Frauenquoten und anderen Fragen rund um ihre Karriere.

Barbara Gutzwiller

(Bild: zvg)

Barbara Gutzwiller

Alter:  57
Beruf/Position: Juristin, Direktorin Arbeitgeberverband Basel
Kaderfunktion seit:  2001, Direktorin seit 2005
Arbeitspensum: 100 Prozent
Kinder: Drei Söhne, 29, 27 und 25
Wer betreute sie, als sie noch Kinder waren? Meine Söhne wurden ausschliesslich privat betreut, wenn ich abwesend war. Einerseits waren die Grosseltern behilflich, andererseits haben wir uns in der Nach­barschaft gegenseitig geholfen. Ich habe in einem Teilzeitpensum gearbeitet (vor allem abends und samstags) und vieles von zu Hause aus erledigt.
Frauenquoten ja/nein: Nein. Ich lehne staatliche Eingriffe in die Privatwirtschaft grundsätzlich ab. Zudem sind Frauen­quoten beleidigend für gut qualifizierte Frauen. Die Spitze  ist immer schmal. Es sollen die Besten zuoberst stehen –unabhängig von ihrem Geschlecht.

Eveline Erne

Eveline Erne

Alter: 42
Beruf/Position: Leiterin HR Operations und stv. Leiterin Competence Center ­Personal der Basler Kantonalbank und Bank Coop
Kaderfunktion seit: 1993 (Kader); seit 2002 (Direktion)
Arbeitspensum: 80 Prozent
Kinder: Ein Kind, 10 Jahre alt
Welches Kinder-Betreuungsmodell haben Sie gewählt? Mix aus geteilter ­Elternbetreuung (Vater und Mutter je grundsätzlich ein Tag pro Woche; der Vater hat während der Babyzeit zwei Tage übernommen, phasenweise keinen Tag und aktuell wieder einen Tag), Kindertagesstätte (ein Tag pro Woche) und Grosseltern­betreuung (ein Tag pro Woche)
Frauenquoten ja/nein: Meine persönliche Meinung: Im Jahr 2000 war ich noch gegen Frauenquoten – heute muss ich eingestehen, dass es wohl ohne eine gesetzliche Quote keine wirklichen Fortschritte hin zur gelebten Chancengleichheit geben wird. Darum heute ja. Grundsätzlich fände ich es toll, wenn das Thema Mixed Leadership so in den Köpfen der Männer und Frauen verankert wäre, dass Quoten kein Thema sein müssten. Doch schauen wir auf die Erfolge der letzten 10 bis 20 Jahre zurück. Ernüchternd. Zwar haben einige Frauen die Unternehmensspitzen erreicht und auch in Ver­waltungsräten sitzen heute mehr Frauen ein, um aber von wirklichem Mixed Leadership zu sprechen, braucht es noch weitere Schritte. Dass sich Geschlechtervielfalt auszahlt und ein positiver Zusammenhang zwischen Frauen in Führungspositionen und wirtschaftlichem Erfolg für ein Unternehmen besteht, ist durch Untersuchungen bewiesen. Zudem hätte dies auch einen Vorteil für die Männer. Denn auch sie dürften dann vermehrt Zeit in ihre Familien und ihr Privat­leben investieren, ohne ihrerseits dafür ­diskriminiert zu werden.

Anita Fetz

Anita Fetz

Alter: 55
Beruf/Position: selbständige Unternehmerin seit 1986, Ständerätin seit 2003
Arbeitspensum: 100 Prozent, plus je nach Bedarf
Kinder: Keine
Frauenquoten ja/nein: Ja. Bei Ausbildungsgängen (auch für Männer in sozialen Berufen) und Verwaltungsratsmandaten eine fixe Quote, die in einer klar definierten Zeit erreicht werden muss. In Führungs­positionen eine Zielbandquote, die vom Frauenanteil in der Firma/Abteilung ausgeht und gestaffelt nach Plan kontinuierlich erhöht wird.
Ohne Druck werden sich Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung kaum bewegen, und das können wir uns angesichts von ­Demografie und Qualifikation der Frauen nicht mehr leisten.

Eva Herzog

(Bild: zvg)

Eva Herzog

Alter: 50
Beruf/Position: Historikerin, Regierungsrätin Basel-Stadt
Kaderfunktion seit: 1995 bis 1999 und seit 2005
Arbeitspensum: 100 Prozent
Kinder: Zwei Kinder, 15- und 12-jährig
Welches Kinder-Betreuungsmodell ­haben Sie gewählt? Vor meinem Amt als Regierungsrätin ein Tag Vater, ein Tag Mutter, zwei Tage Tagesheim und ein Tag Grosseltern. Seit ich Regierungsrätin bin, haben wir Kinderfrauen an maximal vier Tagen pro Woche, die auch den ­Haushalt betreuen.
Frauenquoten ja/nein: Ja. Frauenquoten sind kein Ziel, sondern ein Mittel zur Beschleunigung der gleichmässigen Vertretung der Geschlechter in Kaderpositionen und Verwaltungsräten. Männer sind untereinander vernetzt, die Besetzung von Verwaltungsratsmandaten erfolgt formell oder informell über Kooptation. Frauen haben hier nicht die gleichen Chancen. Muss eine Frau gesucht werden, findet man auch eine. Dasselbe gilt für Kader­positionen. Frauen sind heute gleich gut ausgebildet wie Männer, es ist eine Aus­rede, dass für Kaderpositionen keine Frauen gefunden werden. Zudem würde die Existenz von Quoten den Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten ungeheuer beschleunigen, die Plätze müssten dann ganz einfach geschaffen werden.

Kathrin Amacker

Kathrin Amacker

Alter: 50
Beruf/Position: Leiterin der Unternehmenskommunikation von Swisscom
Kaderfunktion seit: Bei Swisscom seit 2010
Arbeitspensum: 100 Prozent
Kinder: Drei Kinder im Alter von 15, 17 und 19
Wer betreute sie, als sie noch jünger waren? Mein Mann und ich arbeiteten während sechs Jahren Teilzeit, und unsere Kinder wurden zudem durch Grosseltern und Kinderkrippe betreut. Mein Mann ­arbeitet heute noch Teilzeit im Jobsharing-Modell.
Frauenquoten ja/nein: Ich bin für eine freiwillige Zielsetzung und Anreize. ­Langfristiger Erfolg wird nur durch
breite Akzeptanz im Unternehmen und eine entsprechende Unternehmenskultur erreicht. Bei Swisscom haben wir uns ­deshalb zum Ziel gesetzt, bis 2015 in ­Führungspositionen einen Frauenanteil von 20 Prozent zu erreichen.

Christine Baltzer-Bader

Christine Baltzer-Bader

Alter: 58
Beruf/Position: Dr. iur., Gerichts­präsidentin am Kantonsgericht BL
Kaderfunktion seit: 1992
Arbeitspensum: 100 Prozent
Kinder: Zwei Kinder, 32 und 31 Jahre alt
Wer betreute sie, als sie noch Kinder waren? Eine Kinderfrau zu Hause
Frauenquoten ja/nein: Ja. Bis vor etwa 10 Jahren war ich dezidiert dagegen. Da sich jedoch im Laufe der letzten Jahrzehnte – ausser in der Verwaltung – nicht viel geändert hat bezüglich weiblich besetzten Kader­positionen, habe ich meine Meinung ­geändert.
Frauenquoten sind ähnlich zu beurteilen wie Parteiquoten. Dort geht man davon aus, dass sich jeweils qualifizierte Per­sonen für ein Amt zur Verfügung stellen. Bei gleicher Qualifikation sollen weibliche Mitbewerberinnen, die in der Anfangsphase allenfalls speziell dazu motiviert werden müssen, für eine zu besetzende Kaderstelle ausgewählt werden, bis zirka eine 30 Prozentbeteiligung beider Geschlechter erreicht ist. Dazu müssen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Undine Lang

Undine Lang

Alter: 38
Beruf/Position: Chefärztin und Ordinaria, Universitäre Psychiatrische Kliniken UPK Basel
Kaderfunktion seit: 2005
Arbeitspensum: 100 Prozent
Kinder: Keine
Frauenquoten ja/nein: Ja. Der Frauen­anteil, der beim medizinischen Nachwuchs noch ebenbürtig ist, verdünnt sich kon­sekutiv in den Führungspositionen. Ich denke, es ist wichtig, dass Frauen
früh gefördert und in wichtigen Kar­riereschritten beraten werden. Und dass ­ihnen Leitungsfunktionen übertragen ­werden. De facto fehlen in den relevanten Positionen Frauen.

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