Die Erfahrung zeigt: Wenn die Roche etwas bauen will, stösst sie im Parlament kaum auf Widerstand.
Bevor die Roche ihren zweiten Turm und das Forschungszentrum bauen darf, muss der Grosse Rat sein Einverständnis geben. Denn das Firmenareal liegt in einer Wohnzone 5a (rote Fläche auf dem Bild unten), was bedeutet, dass dort höchstens fünfgeschossige Gebäude gebaut werden dürfen. Da diese Regelung für ein Unternehmen wie die Roche nicht tauglich ist, gilt dort zusätzlich eine «Erleichterung für Industrie- und Gewerbebauten» (blaue Schraffur).
(Bild: Screenshot Zonenplan BS)
Die Regelung mutet etwas eigentümlich an. Weshalb wurde das Gebiet nicht einfach umgezont, wenn dort doch ohnehin nicht gewohnt wird? Der Novartis-Campus beispielsweise liegt in einer Industriezone (Zone 7).
Jürg Degen, Leiter Arealentwicklung und Nutzungsplanung im Basler Planungsamt, sagt: «Industriezonen sind nur an den peripheren Lagen wie im Norden Basels oder am Dreispitz möglich. Deshalb gibt es diese Sonderregel.» Die Regel betreffe hauptsächlich historisch gewachsene Industrie- und Gewerbegebiete, die im Laufe der Zeit von den städtischen Siedlungen eingeholt wurden.
«Überschwängliches» Lob und kaum Gegenstimmen im Grossen Rat.
Doch auch mit Industrie-Erleichterung darf die Roche nur bis 40 Meter Höhe bauen. Also ist in allen anderen Fällen ein Bebauungsplan notwendig. Damit hat das Pharmaunternehmen beträchtliche Erfahrung. Der angekündigte Bebauungsplan für den zweiten Büroturm ist bereits der dritte auf dem Firmenareal. Dort, wo auf dem Bild oben ein schwarzer Rahmen zu sehen ist, erlauben solche Bebauungspläne den Bau höherer Gebäude. An der Wettsteinallee wurden 2008 sechs Laborgebäude erneuert, auf dem Südteil steht heute der erste Rocheturm (Bau 1).
Ein Blick ins Archiv zeigt: Den Bebauungsplänen der Roche erwuchs kaum je Widerstand im Grossen Rat.
So beschrieb die damalige «Basellandschaftliche Zeitung» im Mai 2008, wie die Pläne im Parlament «überschwänglich» gelobt wurden und einzig das Grüne Bündnis Bedenken anmeldete. Und zweieinhalb Jahre später beobachtete die «Basler Zeitung» wie der Grosse Rat den Bau 1 praktisch geschlossen (drei Gegenstimmen) durchwinkte.