«Wir müssen lernen, zusammen zu leben. Es gibt keinen anderen Weg»

Seit über einem Monat ist Monika Wiedemann in Ostjerusalem. Sie schildert spannende Erlebnisse, schockierende Missstände und berührende Begegnungen.

Bei der «House-demolition» war Monika Wiedemann im Gespräch mit den Frauen.

Seit über einem Monat ist Monika Wiedemann in Ostjerusalem. Sie schildert spannende Erlebnisse, schockierende Missstände und berührende Begegnungen.

Die Schweizerin Monika Wiedemann ist mit der Menschenrechts-Organisation «Peace Watch Switzerland» für das Begleitprogramm EAPPI (Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel) für drei Monate in Ostjerusalem. Im Skype-Interview erzählt sie von ihren Einsätzen als «Beobachterin der Meschenrechte» aber auch von ihren ganz persönlichen Eindrücken. Letztes Mal waren wir zwei Wochen nach ihrer Ankunft in Ostjerusalem mit ihr im Gespräch. Nun ist sie bereits über einen Monat dort.

Vor kurzem war ihr Team bei zwei «House-demolitions», also Hauszerstörungen, dabei. Für Palästinenser sei es fast unmöglich, eine Baubewilligung für ein Grundstück zu erlangen, das ihnen gehört. Manche widersetzen sich dieser Gesetzeshürde – und müssen dann oft das halb fertige Haus eigenhändig wieder abbauen.

«Am meisten hat es mich berührt, dass die Leute ihre Häuser mit eigenen Händen wieder zerstören.»

Bei den Housedemolitions in «Tsur Baher» waren Monika Wiedemann und ihr Team vor Ort.

Bei den Housedemolitions in «Tsur Baher» waren Monika Wiedemann und ihr Team vor Ort. (Bild: Monika Wiedemann)

Eine eindrückliche Begegnung im Beduinencamp

Nach den Hauszerstörungen ging es weiter ins nahegelegene Beduinencamp. Dort hatten Wiedemann und ihr Team eine sehr interessante Begegnung, die sie auch weiterhin begleiten wird. Als sie nach einem langen Prozedere am Grenzübergang wieder auf der «israelischen» Seite waren, trafen sie auf eine Strassendemonstration. Anlass dafür war der geplante Abriss von 8000 Häusern in der Negev-Wüste, der am Donnerstag, 28. November im israelischen Parlament beschlossen wurde. Die Demonstration sei mit einem unverhältnismässigen Polizei-Aufgebot unterdrückt worden.

Kinder vom Beduinencamp «Az Zayem».

Kinder vom Beduinencamp «Az Zayem».

 Im Beduinencamp «Az Zayem» hausen viele in Blechbaracken.

Im Beduinencamp «Az Zayem» hausen viele in Blechbaracken.

Demo in Jerusalem gegen den geplanten Abriss der 8000 Häuser in der Wüste Negev.

Demo in Jerusalem gegen den geplanten Abriss der 8000 Häuser in der Wüste Negev.

Ein für die israelische Regierung besonders attraktives Quartier

Wiedemann und ihr Team haben sich in den vergangenen Wochen auf den Stadtteil Silwan konzentriert. Das Quartier ist nahe der Altstadt, es ist sehr betroffen von Häuserabrissen und Räumnungsbefehlen. Die Israeli hätten das Gebiet «sehr im Auge», sagt Wiedemann, unter anderem wegen der guten Lage. Der israelische Siedlungsbau werde dort zunehmend vorangetrieben, zulasten der palästinensischen Bevölkerung.

Wiedemann wohnt in der Nähe des Quartiers, und die erhöhte Präsenz der israelischen Armee sei gut zu spüren. Beim Frühstück würden etwa Helikopter über ihren Köpfen fliegen, und mögliche Abrissgebiete fotografieren, wie ein Bekannter dem Team erklärte.

«Die Hölle auf Erden»

Wiedemann erzählt vom Checkpoint Qalandiya, dort kann man von der nördlichen Westbank her nach Jerusalem gelangen. Tagtäglich müssen die Palästinenser sich dort einem langen Prozedere unterziehen, wie wir es uns vom Flughafen gewohnt sind, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. die Freiwilligen haben die Aufgabe, zu überwachen, wie lange die Grenzkontrolle dauert, und ob alle Tore geöffnet sind.

Wird fortgesetzt.

Die TagesWoche begleitet das «Peace-Watch» Projekt von Monika Wiedemann in Israel. Bereits in der Vorbereitungszeit waren wir mit ihr im Gespräch, und werden das weiterführen bis nach ihrer Rückkehr. «Peace-Watch Switzerland» betont, dass in den Interviews Wiedemanns persönliche Meinung wiedergegeben wird, und besteht daher darauf, dass die weitere Nutzung ihrer Aussagen mit der Organisation abgesprochen wird. Mehr dazu auf der Rückseite dieses Artikels.

Artikelgeschichte

Monika Wiedemann wurde von HEKS und Peace Watch Switzerland als Menschenrechtsbeobachterin nach Palästina und Israel gesendet, wo sie am ökumenischen Begleitprogramm (EAPPI) des Weltkirchenrates teilnimmt. Die in diesem Artikel vertretenen Meinungen sind persönlich und decken sich nicht zwingend mit denjenigen der Sendeorganisationen. Falls Sie Teile daraus verwenden oder den Text weitersenden möchten, kontaktieren Sie bitte zuerst Peace Watch Switzerland unter palestine@peacewatch.ch. Weitere Informationen zum Begleitprogramm in Palästina/Israel finden Sie unter www.eappi.org und www.peacewatch.ch

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