«Wir warten nicht auf den Central Park»

Der Basler Bahnhof SBB wird sich markant verändern. Gebaut werden bis zu drei neue Passarellen, ein 81-Meter-Hochhaus von Herzog & De Meuron – und vielleicht ein Central Park, den die SBB jedoch nicht möchten.

Das Volksbegehren Central Park fordert die Umgestaltung der Geleiseanlagen zwischen Bahnhofpasserelle und Margarethenbrücke zu einem neuen Grünraum. (Bild: zvg)

Der Basler Bahnhof SBB wird sich markant verändern. Gebaut werden bis zu drei neue Passarellen, ein 81-Meter-Hochhaus von Herzog & De Meuron – und vielleicht ein Central Park, den die SBB jedoch nicht möchten.

Die SBB haben Grosses vor am Basler Bahnhof: Sie möchten beim Südpark ein 81-Meter-Hochhaus bauen, hunderte neue Veloparkplätze schaffen, Richtung Meret Oppenheim-Strasse vier Gleise mit Perronanschluss erstellen und vor allem für eine Entlastung der jetzigen Passarelle sorgen. «Wir gingen davon aus, dass die jetzige Passarelle länger hält. Wir wurden vom Erfolg überrannt», sagte Urs-Martin Koch, bei den SBB für die Infrastruktur in der Nordwestschweiz zuständig, am Dienstagabend an der ersten Mitgliederversammlung der «neuen gruppe bahnhof».

Konkret möchten die SBB zwei zusätzliche Querungen bauen, um die jetzige Passerelle zu entlasten: eine im Westen und eine im Osten des Gebäudes. Ob diese unter- oder oberirdisch verlaufen werden, ist noch unklar. Derzeit befindet man sich in der Testplanung. «Im Vordergrund steht zuerst eine Querung im Westflügel des Gebäudes, dann kommt diejenige im Osten. Allenfalls könnte es sogar eines Tages noch eine dritte Querung geben – das ist aber in weiter Ferne.»

Keinen Hehl machte Koch an der äusserst gut besuchten Versammlung daraus, dass er nicht viel von der Initiative Central Park hält. Die Initiative will, dass über dem Gleisfeld des Bahnhofs SBB neben der jetzigen Passerelle ein Park realisiert wird. Koch versuchte zwar, sich uneingenommen zu geben, richtig überzeugend wirkte er dabei allerdings nicht. Immer wieder suchte er bei diesem Thema nach Worten. Auf den ersten Blick sei dies eine tolle Idee, sagte er – und dann kam schon das Aber: «Es ist alles noch sehr vage.»

Die Brücken sind zu klein

Ende 2012 hatte die Basler Regierung nach langem Hin und Her beschlossen, einen Planungskredit von 1,56 Millionen Franken beim Grossen Rat zu beantragen, damit die Machbarkeit und die Konkretisierung der unformulierten Initiative geprüft werden kann. Davon lässt sich die Grundeigentümerin SBB nicht beeindrucken: «Wir werden unsere Planung unabhängig davon vorantreiben. Wir warten nicht auf den Central Park.»

Der definitive Variantenentscheid für die neue Querung sei noch nicht gefallen, aber: «Wenn die Querung unterirdisch wird, sind wir unabhängig. Wenn sie oberirdisch ist, kommen wir nicht aneinander vorbei», so Koch. Der Kanton geht laut Martin Sandtner, Leiter Planungsamt des Bau- und Verkehrsdepartements, davon aus, dass die Realisierung des Projekts 200 bis 400 Millionen Franken kosten würde.

Streitpunkt Veloparkplätze

Unglücklich sind die SBB offensichtlich auch mit der Veloparkplatz-Situation am Bahnhof. Nicht etwa, weil es zu wenig Parkplätze gibt, sondern weil sie als Landbesitzerin vom Kanton dazu verpflichtet wird, neue zur Verfügung zu stellen. So beschloss der Grosse Rat im Mai 2010, dass die SBB ihren Bahnhof in Basel künftig mehr kommerziell nutzen dürfen als bisher, verdonnerte den Staatsbetrieb jedoch gleichzeitig dazu, 700 zusätzliche Veloparkplätze am Bahnhof zu realisieren (500 davon müssen unterirdisch sein).

Dazu Urs-Martin Koch: «In jeder anderen Stadt ist der Kanton am Bahnhof für neue Veloplätze und ihre Finanzierung zuständig. In Basel ist es aber anders.» Offen sei auch noch, ob der Kanton oder die SBB die neuen Abstellplätze im Velokonzept finanziere werde – das müsse noch ausgehandelt werden.

Klar ist bereits, dass es im neuen 81-Meter-Hochhaus der SBB Veloparkplätze geben wird, wegfallen werden bei einer Gleiserweiterung hingegen die jetzigen Abstellplätze unter der Passerelle. Der Gleisausbau ist allerdings noch in weiter Ferne. So sind die Margarethen- und Merianbrücke zu klein dafür und müssten zuerst verbreitert werden.

28’500 Quadratmeter «Stapelvolumen»

Konkreter sind hingegen die Pläne fürs Hochhaus. Der ganze Gebäudekomplex namens «Stapelvolumen» von Herzog & de Meuron soll 28’500 Quadratmeter Nutzfläche bieten. 45 Prozent davon sollen Wohnungen, ein Drittel Büros und 22 Prozent Läden werden. In den Untergeschossen möchten die SBB eine neue zentrale Logistikanlieferung einrichten. Rund 150 Millionen kostet der Bau, eröffnet werden soll er 2018/2019.

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