Wirtschaftsoffensive: Nun hat die Regierung die Ergolzachse entdeckt

Die Wirtschaftsoffensive harzt. Nun richtet die Baselbieter Regierung ihren Fokus auf die Rheinstrasse im Ergolztal.

Im Gewerbegebiet Flachsacker entsteht die neue Produktionsstätte des Läckerli-Huus'. (Bild: Google Maps)

Die Wirtschaftsoffensive harzt. Nun richtet die Baselbieter Regierung ihren Fokus auf die Rheinstrasse im Ergolztal.

Die Eröffnung der A22 zwischen Pratteln und Liestal entlastet die einst staugeplagte Ergolzachse. Nun stellt sich aber eine neue Frage: Was soll entlang der Rheinstrasse zwischen Pratteln und Liestal geschehen?

Die Ergolzachse gehört zu den sogenannten Entwicklungsgebieten, die im Rahmen der Baselbieter Wirtschaftsoffensive bestimmt wurden. Ein erstes Unternehmen zügelt auch schon von Münchenstein nach Frenkendorf: das Läckerli-Huus. Der bisherige kantonale Nutzungsplan sah vor, dass die Rheinstrasse «entlastet» und das Gebiet mit Grünflächen aufgewertet werde.

Schön zu sehen: Bereits jetzt ist das Gewerbe entlang der Rheinstrasse angeordnet bis hoch nach Liestal.

Immer der Rheinstrasse nach: Fokusgebiet der Wirtschaftsoffensive. (Bild: Google Maps)

Der Umzug des Läckerli-Huus‘ zeigt, dass die Wirtschaftsoffensive mit ihrer Analyse der Entwicklungsgebiete nicht falsch liegt. Und sie bekommt Rückendeckung aus dem Landrat: Das Baselbieter Parlament hat ein Postulat von Christoph Buser überwiesen, dass eine Prüfung des Gebietes für «nicht lärmintensives» Gewerbe fordert. Gemeint sind damit Forschungseinrichtungen, Büros oder eben die etwas edleren Produktionsstätten wie jene des Läckerli-Huus. Was man lieber nicht will, sind Logistikbetriebe mit vielen Lastwagen.

Langfristige Optionen müssen geprüft werden

Die Regierung hat den Steilpass nun aufgenommen: Sie will prüfen, ob an der Rheinstrasse neue Gewerbeareale entwickelt werden können. Die Erkenntnisse sollen in die Umgestaltung der Rheinstrasse einfliessen. Wo dies möglich war, wurde die bisherige Hauptachse durch das Ergolztal bereits auf eine Spur pro Fahrtrichtung reduziert und die Höchstgeschwindigkeit auf 50 Stundenkilometer begrenzt. Die weitere Umgestaltung wird nicht vorgezogen, sondern wie bisher geplant zwischen 2022-2027 realisiert werden.

Wie Baudirektorin Sabine Pegoraro (FDP) bereits während der Debatte im Landrat argumentierte, kann das Gebiet mit dem bisherigen Nutzungsplan nicht ohne Weiteres auf Wirtschaftsfreundlichkeit getrimmt werden. Doch nach der Überweisung des Postulates können nun neue Möglichkeiten geprüft werden. Statt auf dem Plan zu beharren, soll aufgezeigt werden, welche langfristigen Optionen bestehen.

Gewerbetreibende begrüssen geplante Neuansiedlungen

Die Wirtschaft freut es. Die «IG – Rheinstrasse vernünftig» – ein Zusammenschluss der Gewerbetreibenden im Gebiet – begrüsst die Anpassung des Rückbauprojektes, wie es in einer Medienmitteilung (auf der Rückseite) heisst: «Durch die Neuansiedlung von weiteren Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben könnte die Rheinstrasse zusätzlich belebt werden.» 

Die Rheinstrasse muss aus Sicht der IG als Ausweichroute der A22 leistungsfähig bleiben. Es ergebe keinen Sinn, die Kapazität der Rheinstrasse durch einen teuren Rückbau künstlich zu verringern, lässt sich Christoph Keigel, Präsident der IG zitieren. Aus seiner Sicht besteht nun die Chance, die Rheinstrasse zu einer «attraktiven Gewerbestrasse zu machen, die die Bedürfnisse von KMU und der lokal ansässigen Bevölkerung bestmöglich verbindet.»

Was darf es kosten?

Die geplante Analyse der Regierung wäre auch hilfreich bei der Planung beim Ausbau der Strasseninfrastruktur. FDP-Landrat Christoph Hiltmann fordert in einer Motion von Anfang 2014 eine Strategie, die Schwerpunkte im kantonalen Ausbauprogramm benennt. «Vor dem Hintergrund seiner schwierigen Finanzlage muss sich der Kanton sehr genau überlegen, welche Prioritäten er im Aus- und Umbau sowie im Unterhalt seiner Strasseninfrastruktur zukünftig setzt», schreibt Hiltmann. Er fordert, dass der Kanton die Verkehrs-, Siedlungs- und Gewerbegebietsentwicklung bis 2030 analysiert und dem Finanzbedarf der Strasseninfrastruktur gegenüberstellt.

Die Regierung nimmt mit der Ankündigungen nun auch diesen Punkt auf. Es sieht so aus, als ob sich etwas bewegt im Baselbiet. Die Bemühungen müssen vor dem Hintergrund verstanden werden, dass die Wirtschaftsoffensive sich bisher nicht so entwickelt hat, wie sich das die Politikerinnen und Politiker vorgestellt haben.

Warum das so ist, lesen Sie am Freitag in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 27. Februar in unserem Schwerpunkt zur Wirtschaftsoffensive, auf Papier oder in der App der TagesWoche.

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