Sevilla, Córdoba, Granada, Málaga – die andalusischen Städte sind weit herum bekannt. Was nur wenige wissen: Auch die Berge rund um Ronda sind eine echte Attraktion.
Ausser den tanzenden Flammen ist nichts zu hören. Wir liegen im orangefarbenen Schein des Feuers, ohne zu reden, denn es gibt Momente, die jedes Wort überflüssig machen. Vor den Fenstern unseres Hotelzimmers lassen wir den Wind toben, er kann uns hier drinnen nichts anhaben. Irgendwann dämmern wir weg, so entspannt, wie man sich nur fühlen kann, wenn die nächste Stadt weit weg ist.
Am Morgen begrüssen uns auf dem Weg ins Haupthaus der Finca Los Pastores die Pfauen, die wie immer so aussehen, als kämen sie direkt aus dem Coiffeursalon.
Am Kamin im Restaurant steht ein grosszügiges Frühstück bereit, das uns stärken soll für die nächsten Stunden. Heute werden wir in die Wanderschuhe schlüpfen und uns durch die andalusische Bergwelt treiben lassen.
Als sei alles nur Einbildung
Treiben lassen – das ist der richtige Ausdruck. Denn Wegweiser gibt es auch kaum in diesem Wandergebiet in der Nähe von Ronda, sodass wir mehr unserer Intuition als einer Route folgen. Steine, Fels, Büsche, rote Erde, es ist trocken hier oben. Und immer wieder Schafe, die als weisse Punkte auf den Bergkämmen aufblitzen, als wären sie Schneereste des letzten Winters.
Dann und wann passieren wir ein verriegeltes Farmhaus, das sich vielleicht im Sommer wieder mit Leben füllen wird, oder ein paar Bäume, die bereits ihr grünes Gewand übergezogen haben.
Oft teilen wir die Pfade mit Schafen, einmal kreuzen wir sogar einen Hirten, alle mustern uns gleichermassen neugierig. Irgendwann endet der Weg so abrupt, als sei er bis jetzt nur Einbildung gewesen.
Bis jäh ein Stier vor uns steht
Am Ende einer Weide entdecken wir ein Gittertor. Daran baumelt ein Schild: «Privateigentum. Betreten verboten.» Weil es die einzige Möglichkeit ist weiterzukommen, schauen wir darüber hinweg und klettern übers Tor.
Dahinter sieht es kein bisschen anders aus als bisher. Niemand ist zu sehen. Weder Tier noch Mensch. Wir setzen unseren Weg fort, überlassen dem GPS die Führung. Bis jäh ein Stier vor uns steht.
Er sieht aus, als sei er direkt aus einer Arena geflüchtet. Riesig, stark, bereit, uns aufzuspiessen mit seinen Hörnern. Ich betrachte meine rote Regenjacke. Soll ich umkehren? Das Herz schlägt mir zum Hals. Doch dann macht der Stier einfach kehrt und verschwindet im Schatten der Bäume.
Endlich am Tor
Nun schrauben wir am Tempo. Einmal flitzt der Bauer im Jeep an uns vorbei, ich grabe nach den Worten für eine spanische Entschuldigung. Doch er beachtet uns nicht, und ich bin mir plötzlich sicher, dass er uns einfach unserem Schicksal überlassen würde. Zum Glück taucht ein paar Minuten später ein Gittertor vor uns auf.
In der Finca bestellen wir eine Flasche des hofeigenen Weins. Die Abendsonne überzieht die Berge mit einem rosa Schimmer. Die Pfauen haben sich in ihr Domizil zurückgezogen, der Swimmingpool liegt verlassen da.
Die Wirtin schichtet Scheite auf im Kamin, damit ihre Gäste abends nicht frieren müssen. Aus der offenen Küche duftet es nach frischen Kräutern, Knoblauch und Garnelen.
- Übernachten und Essen
Die Finca Los Pastores liegt in einem stillen Tal in der Nähe von Ronda. Sie bietet acht Doppelzimmer (eine Art Bungalows), sechs Apartments und eine Suite. Im Restaurant bereitet der Koch traditionelle Speisen frisch zu. Sehr lecker! Im Garten lädt ein Pool zum Schwimmen ein. Die Pferde der Finca stehen für Ausritte bereit. Das Umland eignet sich zum Wandern, Biken und Klettern.
Das Hotel Bodega El Juncal ist nicht ganz so charmant wie die Finca Los Pastores, dafür moderner, eleganter und schicker. Die Zimmer sind im Hauptgebäude untergebracht, im romantischen Garten gibt es einen hübschen Pool.