Das Baselbiet kämpft um seine Kaserne – mit fast allen Mitteln und fragwürdigem Erfolg.
Das «Magazin» gab vor Kurzem einen interessanten Einblick in das Leben eines Schweizer Soldaten. Es ging dabei im Wesentlichen um nutzlose Übungen, systematische Erniedrigungen und das viele Geld, das dabei sinnlos verpulvert wird.
Sehr anders wird das Militär in der neusten Ausgabe des «Magazins für Liestal und Umgebung», kurz «Lima», dargestellt. Auf unzähligen Seiten wird dort dargelegt, welch hervorragende Ausbildungsstätte und wunderbare Kameradenschmiede speziell die Kaserne in Liestal sei. Wer das Glück habe, dort seinen Dienst leisten zu dürfen, fühle sich so wohl wie in einem erstklassigen Hotel mit zugehöriger Spitzenküche.
Es droht der Fall
Der Grund für die Charme-Offensive ist klar. Der Bundesrat will sparen und einzelne Kasernen schliessen. Auch «Liestal» könnte fallen. Dagegen wehrt sich die Garnisonsstadt, nicht nur mit schönen Worten. Der Kanton, der sonst an allen Ecken und Enden spart, lässt wie selbstverständlich regelmässig ein paar Millionen für den Unterhalt und Betrieb der Kaserne springen – wegen ihres grossen «volkswirtschaftlichen Nutzens», wie der grüne Sicherheitsdirektor Isaac Reber ebenfalls im «Lima» erklärt.
Das Dumme ist nur, dass die Soldaten ihr Geld kaum mehr in Liestal ausgeben. Seit sie ihren Ausgang auch andernorts verbringen dürfen, ergreifen die meisten die erstbeste Möglichkeit zur Flucht, in die Stadt Basel zum Beispiel, die der Baselbieter Regierung so gar nicht geheuer ist. Und die wenigen, die Liestal weiterhin die Treue halten, werden sich spätestens nach der PR-Offensive fragen, ob sie künftig anstatt in den Ausgang zu gehen, nicht vielleicht lieber gleich in der Wohlfühloase Kaserne bleiben sollen.
Artikelgeschichte
Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 06.09.13