Die SBB nehmen in Basel ihre modernste Zugreinigungsanlage in Betrieb: Die Züge werden jetzt vollautomatisch gebürstet, geschrubbt und abgespritzt.
Zug Nummer 17327 steht vor dem Eingang der SBB-Waschanlage auf dem Areal Wolf in Basel. Der Lokführer fährt vor, öffnet das Seitenfenster, drückt auf den Knopf «Flirt» und legt im Führerstand den Waschgang ein. Mit einer Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Stunde fährt er jetzt in die modernisierte und vollautomatisierte Waschanlage ein. Vor der Einfahrt durchfährt er einen Sprühbogen, der bei Temperaturen von über zwanzig Grad den Zug abkühlt, damit die Reinigungsmittel nicht zu schnell eintrocknen.
In der Waschanlage drin diktiert dem Lokführer eine Frauenstimme, den Zug zu stoppen: Der Strom in der Fahrleitung wird abgeschaltet und die sogenannte Frontwäsche beginnt. Bürsten drehen sich, reinigen den Kopf der S-Bahn. Später signalisiert ein Horn, dass für die Seitenwäsche der Strom wieder eingeschaltet und der Zug aus eigenem Antrieb durch die Waschstrasse (oder müsste es Waschschiene heissen?) rollt. Während die Eisenbahn vorne mit alkalischen Reinigern vor allem von Insekten befreit werden muss, kommen bei den Seitenfenstern säurehaltige Waschmittel zum Zuge: Damit lässt sich der hartnäckige Bremsstaub besser abwaschen. Zum hartnäckigsten Schmutz zählen Sprungkranzfette. Eine halbe Stunde bis vierzig Minuten dauert ein kompetter Waschgang.
Vier Stellen gestrichen
Ob Neigezug, «Einheitswagen IV» oder eben «Flirt»: Das Rollmaterial muss nach einem fixen Fahrplan einmal pro Woche zur Generalwäsche andampfen. Die Anlage schafft bis zu 26 Züge pro Tag oder 50’000 Wagen pro Jahr. Die SBB haben die Basler Anlage jetzt für fünf Millionen Franken modernisiert, vollautomatisiert und darum zur Pressekonferenz geladen.
Von den vier eingesparten Stellen erfahren die Journalisten erst auf Nachfrage, dafür werden die Verantwortlichen der Bahn nicht müde, olympische Vergleiche zu ziehen: Ein Drittel des Waschwassers könne neu wieder verwendet und damit 17’000 Kubimeter Wasser gespart werden, was etwa sechs olympischen Schwimmbecken entspreche. Damit steigere sich der Platz Basel quasi von einer Silber- zur Goldmedaille. Nummer eins bei der sogenannten Instandhaltung bleibt aber nach wie vor Zürich. Bis 2014 will die SBB auch dort, in Luzern und Biel ihre Anlagen für 20 Millionen Franken modernisieren.
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