Zwei Anwohner organisieren Widerstand gegen Steinbühlmätteli-Erneuerung

Das Steinbühlmätteli im Neubad soll für zwei Millionen Franken umgestaltet werden. Doch die Pläne der Stadtgärtnerei kommen nicht bei allen Anwohnern gut an.

Machen auf dem Mätteli Werbung gegen ein neues Mätteli: Die Petenten Renato Hiltmann (l.) und Philip Karger.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Das Steinbühlmätteli im Neubad soll für zwei Millionen Franken umgestaltet werden. Doch die Pläne der Stadtgärtnerei kommen nicht bei allen Anwohnern gut an.

Eigentlich heisst Steinbühl ja einfach «steiniger Hügel». Doch die Leute im Neubad nennen den Spielplatz auf dem Steinbühlplatz nicht ohne Grund liebevoll ihr «Mätteli» – und es ist wohl auch kein Zufall, dass das kleine Viereck nicht nur an der Steinbühlstrasse, sondern auch an der Paradiesstrasse liegt. Denn das Steinbühlmätteli ist eine kleine grüne Oase inmitten der Einfamilienhäuserzone, seit Jahrzehnten beliebter Treffpunkt für Eltern mit Kindern.



Morsches Holz, kein Ablauf: Es gäbe einiges zu tun auf dem Steinbühlmätteli.

Morsches Holz, kein Ablauf: Es gäbe einiges zu tun auf dem Steinbühlmätteli. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Man sieht es dem Pärkchen an: Die Infrastruktur hat schon bessere Tage gesehen. Morsche Holzbalken ragen aus dem Boden, Platten haben Risse. Der Brunnen läuft nicht, wenn der Rasensprenger läuft. Das Kinderplanschbecken ist aus den 50er-Jahren, der Kinderspielbereich wurde 1980 (laut Stadtgärtnerei als «flankierende Massnahme zur Grün 80») errichtet. Und die Stadtgärtnerei, für den Unterhalt der Anlagen verantwortlich, kommt mit dem Unterhalt kaum mehr nach – eine komplette Sanierung steht an.

Später Widerstand gegen die Sanierungspläne

Eine Sanierung des Steinbühlmätteli sei schon lange fällig, sagt Sprecherin Brigitte Vogel vom Bau- und Verkehrsdepartement. «Die Stadtgärtnerei ist schon lange im Austausch mit dem Verein Steinbühlmätteli», so die Sprecherin weiter.

Eine Vorstudie zu einer möglichen Umgestaltung wurde in Auftrag gegeben. Am 11. Mai 2016 stellte sie die Stadtgärtnerei den Anwohnern vor und nahm Anregungen, Wünsche, und Kritik entgegen. 40 Personen haben sich an der Diskussion beteiligt. Das Resultat: Ein 8-seitiges Dossier mit vielen Inputs. Anschliessend lagen die Pläne einen Monat lang öffentlich auf für allfällige weitere Vorschläge und Kritikpunkte oder Einsprachen.

So sieht die erste Vorstudie aus zur sanften Umgestaltung des Steinbühlmätteli. Der alte Baumbestand rund um das Pärkchen soll bestehen bleiben.

So sieht die erste Vorstudie aus zur sanften Umgestaltung des Steinbühlmätteli. Der alte Baumbestand rund um das Pärkchen soll bestehen bleiben. (Bild: Fontana Landschaftsbau, Screenshot Landschaftsgärtnerei Basel)

Doch bis auf konkrete Vorschläge, Wünsche und Anmerkungen kam nichts. Bis am vergangenen Wochenende: Jetzt sammeln zwei langjährige Quartierbewohner Unterschriften gegen die Sanierungspläne des Mätteli. Mit ihrer Petition an den Grossen Rat wollen sie die Sanierungspläne der Stadt durchkreuzen.

Schon mehr als 50 Unterschriften

«Wir haben am Samstag mit dem Sammeln von Unterschriften angefangen und haben schon über 50. Beim Mitwirkungsverfahren kamen nur 40 Leute, und dort gingen die Meinungen auseinander. Bis jetzt haben wir niemanden getroffen, der den Neubau mit Gesamtsanierung eine gute Idee findet», sagt Philip Karger, KMU-Berater und Autor, der seit Jahrzehnten im Quartier lebt. Er hat zusammen mit Renato Hiltmann, der seit 60 Jahren in der Nähe des Mätteli wohnt, die Petition lanciert.

Man wolle mit der Petition «ein Signal an den Grossen Rat senden», sagt Karger: «Die Kommission sollte sich gut überlegen, ob sie das so, wie von der Stadtgärtnerei geplant, wirklich durchwinken will. Zumal – jedenfalls ist das unsere Meinung – gar kein Bedürfnis für das Projekt besteht.»



Wollen lieber nicht, dass sich hier viel ändert: Philip Karger und Renato Hiltmann sammeln Unterschriften gegen die Umgestaltung des Steinbühlmätteli.

Wollen lieber nicht, dass sich hier viel ändert: Philip Karger und Renato Hiltmann sammeln Unterschriften gegen die Umgestaltung des Steinbühlmätteli. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Renato Hiltmann, Schreiner, findet an den Sanierungsplänen kaum Gutes. Insbesondere deshalb nicht, weil – so sieht es jedenfalls die erste Skizze vor – der Rasen etwas schmaler und länger, der Hartplatz dafür weichen muss. Hiltmann: «Grundsätzliches wurde einfach nicht berücksichtigt: Es braucht auf dem Mätteli einen Hartplatz – für die Mättelibörse, den Quartierbrunch, den Niggi-Näggi und auch die Tannenbäume, die ich jeweils verkaufe. Das geht mit dem jetzt geplanten Park alles nicht mehr.»

Der Fussball-Fan fügt an: «Es kann ja auch nicht sein, dass die Wiese schmaler wird, und nachher können die 7-Jährigen nicht mehr schutten. Der FCB braucht Nachwuchs, auch hier aus dem Quartier.»

Kritik an Kosten und Verfahren

Beide Petenten halten die Kosten von zwei Millionen für eine Mätteli-Sanierung für überhöht und die Dauer der Bauarbeiten von einem Jahr zu lang. «2 Millionen! Hier könnte man sicher einiges in Stand setzen – aber doch nicht für so viel Geld. Das könnte man ja für die Art von Park ausgeben, die sich die Anwohner wünschen – oder Grünflächen in der Innerstadt.»

Kritik üben die beiden auch am Verfahren an sich: «Die nennen das Mitbestimmungsverfahren, aber man kriegt einen fertigen Plan vorgesetzt», meint Hiltmann. Karger sagt: «Zuerst hat man scheinbar beschlossen, dass es einen komplett neuen Park braucht, und dann hat man sofort ein Planungsbüro beauftragt.» Für ihn ein Ablauf, der «einfach falsch» ist: «Zuerst könnte man ja die Bedürfnisse der Nutzer des Mätteli überprüfen. Und dann handeln. Es ist ja nicht so, dass man hier nicht dieses oder jenes machen könnte. Aber so, wie das nun geplant ist, will das hier kaum jemand.»



Beliebt bei gross und klein: Das Mätteli mit seinem (sanierungsbedürftigen) Kleinkinder-Planschbecken aus den 1950er-Jahren.

Beliebt bei gross und klein: Das Mätteli mit seinem (sanierungsbedürftigen) Kleinkinder-Planschbecken aus den 1950er-Jahren. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Während des dreiviertelstündigen Gesprächs mit den Männern spielt eine Grossmutter mit ihrem Enkelkind beim Planschbecken. Mehr als die Hälfte der Zeit geht es nicht um die Petition oder um konkrete Vorschläge auf dem Plan der Stadt. Die Männer erzählen Anekdoten aus Jahrzehnten von Mätteli-Erlebnissen. Sie wurden mit ihm gross. Es war immer da. Einmal sagt Hiltmann: «Ich will auch einfach nicht, dass der Charakter des Mätteli verloren geht. Auf keinen Fall.»

Das sagt die Stadtgärtnerei

Normalerweise sei eine Anlage bereits nach 10 bis 15 Jahren sanierungsbedürftig, sagt Stadtgärtnerei-Sprecherin Brigitte Vogel. Sie erklärt: «Die Gesamtverantwortung für den Unterhalt liegt bei der Stadtgärtnerei.» Und deshalb komme man beim Steinbühlmätteli nicht um eine Gesamtsanierung herum: Das Pärkchen bereite mit seinen verschiedenen Baustellen derart viel Aufwand – vom Schwimmbecken bis zu sonstigen Dauer-Baustellen –, dass eine Sanierung unumgänglich sei.

«Wir haben den Anspruch, gepflegte Anlagen zu haben. Wenn irgendwann alles nur noch Flickwerk ist, dann müssen wir – da wir die Verantwortung für die Anlagen haben – irgendwann handeln.»



Blick vom Becken auf dem Steinbühlmätteli zur Transformatoren-Station, die sich ebenfalls auf dem Gelände befindet.

Blick vom Becken auf dem Steinbühlmätteli zur Transformatoren-Station, die sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Zur Kritik an Kosten und Verfahren sagt Vogel, es sei noch nichts in Stein gemeisselt – schliesslich handle es sich um eine Vorstudie. Aber die brauche es, damit man «einmal weiss, von welcher Grössenordnung man redet». Das sei das Vorgehen – für den Antrag im Investitionsprogramm, und nun sollte das in den Ausgabenbericht. «Erst dann sucht man ein Planungs-Büro.» Es könne auch ein anderes Büro mit der definitiven Park-Planung beauftragt werden – und die Bauarbeiten würden, jedenfalls planmässig, erst Ende 2017 beginnen.

Ausserdem habe man ja, betont Vogel, acht Seiten mit Wünschen und Vorschlägen aus der Anwohnerschaft gesammelt. Diese würden geprüft. Alle könne man nicht berücksichtigen – «sie müssen sich mit den Unterhalt vertragen». Aber man werde sicher auf verschiedene Dinge eingehen.

Die Veranstaltung war im Mai. Die Gegner begannen drei Monate später mit ihrer Unterschriftensammlung. «Wir haben 600 Flyer an die Anwohner verteilt. 40 sind an die Veranstaltung gekommen. Einen Monat lang lagen die Pläne auf. Alle haben sich melden und ihre Wünsche und Einwände geltend machen können, die wurden alle festgehalten», sagt Vogel. Und weiter: «Dass diese Petition jetzt kommt, das kann ich nicht ganz nachvollziehen.»

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