Zwei Feinde müssen wieder Freunde sein

Sie können nicht miteinander, müssen aber wahrscheinlich: Der Beziehungskonflikt zwischen Baschi Dürr und SVP-Regierungsratskandidat in spe Lorenz Nägelin belastet die bürgerliche Offensive um die Regierungsmehrheit.

Hatten sich lange nichts zu sagen: SVP-Grossrat Lorenz Nägelin und FDP-Regierungsrat Baschi Dürr.

(Bild: Nils Fisch)

Sie können nicht miteinander, müssen aber wahrscheinlich: Der Beziehungskonflikt zwischen Baschi Dürr und SVP-Regierungsratskandidat in spe Lorenz Nägelin belastet die bürgerliche Offensive um die Regierungsmehrheit.

Als Lorenz Nägelin Ende Mai 2015 den Grossen Rat betrat, erhielt er einen aussergewöhnlichen Empfang. Ratskollegen von links und rechts begrüssten den SVP-Fraktionschef herzlich und beglückwünschten ihn zu seiner Rehabilitierung. Nägelin war zurück auf dem politischen Parkett, nachdem er Monate lang kaum ansprechbar und sichtlich mitgenommen war.

Vor Gericht hatte Nägelin seine disziplinarische Versetzung aus dem Rettungsdienst erfolgreich angefochten. Abgestraft hatte ihn sein oberster Chef, Justiz- und Sicherheitsdirektor Baschi Dürr – jener Dürr, mit dem Nägelin bald gemeinsam von den Plakatwänden dieser Stadt lächeln will. 

Heute Dienstagabend dürfte Nägelin von der Parteibasis als Regierungskandidat der SVP nominiert werden. Vier Kandidaten schlägt die Parteileitung vor, ernsthafter Widersacher ist allein Grossrat Patrick Hafner. Doch Nägelin werden parteiintern leichte Vorteile eingeräumt. 

Ausnahmeerscheinung in der SVP

Mit Nägelin, das hoffen die Wirtschaftsverbände und übrigen bürgerlichen Parteien, soll die Rückeroberung der 2004 an Rot-Grün verlorenen Mehrheit in der Regierung gelingen. Er pflegt einen zurückhaltenden Ton, gilt als kompromissfähig und wenig anfällig für Fehltritte, was den 48-Jährigen in der SVP Basel-Stadt zu einer Ausnahmeerscheinung macht.

Wäre da nur nicht das belastete Verhältnis zu Baschi Dürr: Monatelang tobte 2012 ein zu weiten Teilen öffentlich ausgetragener Arbeitskonflikt, in den Nägelin als Teamleiter Sanität und dessen Vorgesetzter, Rettungschef Dominik Walliser, involviert waren. Nägelin soll einer der Wortführer der teilweise unzufriedenen Belegschaft gewesen sein – das Departement nannte ihn vor Gericht später den «Opinionleader der Opposition».

«Lorenz Nägelin und ich haben darüber gesprochen.»

Sicherheitsdirektor Baschi Dürr 

Dürr liess Nägelin schliesslich fallen und setzte auf Rettungschef Dominik Walliser, obwohl die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates erhebliche Zweifel am Führungsstil Wallisers angemeldet hatte. Letztes Jahr gab dann auch noch das Appellationsgericht Nägelin Recht und ordnete die Rückversetzung als Teamleiter Sanität an.

«Die Sache ist gegessen», sagt Lorenz Nägelin heute. Er sehe keine Probleme, mit Baschi Dürr gemeinsam zu kandidieren. Weiter will er sich nicht äussern. Baschi Dürr sagt, es habe eine Aussprache gegeben: «Ja, Lorenz Nägelin und ich haben unlängst darüber gesprochen. Trotz des Personalrechtsverfahrens gab und gibt es zwischen ihm und mir auf der persönlichen Ebene keine Differenzen.»

Auch SVP-Grossrat Joël Thüring versichert, der Konflikt sei beigelegt: «Beide Politiker sind professionell genug, die Angelegenheit nicht wieder aufkochen zu lassen.»

Fragiler Schulterschluss

Die wieder einmal angepeilte bürgerliche Zusammenarbeit ist auch so fragil genug. Entscheidend wird, sagt Thüring, ob die Basis der CVP den Schulterschluss mitträgt, diese Entscheidung fällt am Mittwochabend. Der Kampf um die Durchsetzungsinitiative habe die Fronten womöglich wieder verhärtet, befürchtet der SVP-Grossrat.

Ein gemässigter Kandidat der SVP, so das Kalkül in der Parteileitung, könnte helfen, die CVP dazu zu bewegen, bürgerliche Machtinteressen in Basel vor die Ablehnung der SVP Schweiz zu stellen. Sollte Lorenz Nägelin das schaffen, dürfte ihm nochmals einen aussergewöhnlicher Empfang sicher sein.

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