0:1 gegen Schalke – Draxler zieht FCB den Zahn

Dahin die gute Ausgangslage: Der FC Basel verliert in der Champions League gegen Schalke 04 mit 0:1. Julian Draxler entscheidet mit einem prächtigen Weitschuss einen Fussballabend, der aus Basler Sicht zum Fest werden sollte. Das Gegenteil kam heraus.

Schalke's goal during an UEFA Champions League group E group stage matchday 2 soccer match between Switzerland's FC Basel 1893 and Germany's FC Gelsenkirchen-Schalke 04 at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Tuesday, October 1, 2013. (KEY (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Dahin die gute Ausgangslage: Der FC Basel verliert in der Champions League gegen Schalke 04 mit 0:1. Julian Draxler entscheidet mit einem prächtigen Weitschuss einen Fussballabend, der aus Basler Sicht zum Fest werden sollte. Das Gegenteil kam heraus.

So hoch der FC Basel mit dem Sieg bei Chelsea vor zwei Wochen gestiegen war, so tief ist er gegen Schalke gefallen. Mit der 0:1 (0:0)-Heimniederlage hat er seine blendende Ausgangslage verspielt. Chelsea gewinnt bei Steaua Bukarest mit 4:0 und zieht für den Moment an den punktgleichen Baslern vorbei, die nun zweimal gegen den rumänischen Meister spielen, in drei Wochen zunächst in Bukarest.

Während Schalke 04 seine Auswärtsstärke unterstrich – nur eines der letzten zwölf Europacupspiele ging verloren, erzielte der FCB im 18. Saisonspiel erstmals kein Tor. Will er sich die Chance auf die Achtelfinals erhalten, wird er gegen die Rumänen mindestens vier Punkte, besser das Punktemaximum holen müssen.

Man wird noch eine Weile rätseln dürfen, ob es nun an den Schalkern lag oder an des Gegners Unzulänglichkeiten, dass die Partie nicht den von vom FC Basel gewünschten Verlauf nahm. Gästetrainer Jens Keller hatte dem 18-jährigen Max Meyer den Vorzug gegeben, statt Adam Szalai als Sturmspitze Kevin-Prince Boateng nach vorne geschoben, auf den linken Flügel kehrte Julian Draxler zurück und in die Innenverteidigung Felipe Santana, beide zuletzt verletzt.

Das Donnerwetter von Trainer und Manager Horst Heldt nach dem samstäglichen Auftritt, als Schalke in Hoffenheim ein 3:1 noch aus der Hand gegeben hatte, zeigte seine Wirkung. Konzentriert trat der Bundesligist in Basel auf, er stand in der Defensive sicher und kompakt und er legte eine gewisse Aggressivität im Zweikampf an den Tag. Basler Spieler wie etwa Mohamed Salah bekamen das schmerzhaft zu spüren.

Yakin: «Kein guter Tag – überhaupt nicht»

Schalke spielte geschickt, machte die Räume eng und klein, war spritziger in den Zweikämpfen, und der FCB bekam keinen Zugriff auf Spiel und Gegner. An diesem Urteil ändern auch 56 Prozent Basler Ballbesitz und ein Verhältnis von 404:289 bei den angekommenen Pässen nichts. Die Zahlen sind das eine, der verkrampfte Eindruck, den das Team auf dem Platz hinterliess, das andere.

Enttäuscht musste Murat Yakin konstatieren: «Die Erwartungen waren gross, aber wir hatten keinen guten Tag – überhaupt nicht.» Dabei hatte er mehr oder weniger seine Wunschelf aufbieten können, auch den angeschlagenen Fabian Schär in der Innenverteidigung. Matias Delgado brachte der Trainer erst spät: «Er muss sich erst noch an den Drei-Tages-Rhyhtmus gewöhnen.»

Den Skalp reklamierte Schalke-Trainer Jens Keller indes ausdrücklich für seine Mannschaft: Dass der Schweizer Meister nicht zu seinem schnellen Umschaltspiel fand, zu fast keiner klaren Abschlusssituation kam, das, so Keller, «lag nicht an Basel. Wir haben sehr gut als Mannschaft gearbeitet und funktioniert. Wir haben uns taktisch sehr gut eingestellt auf das Basler Spiel, haben auf den Aussenpositionen gedoppelt, die Offensivspieler sind die Wege nach hinten gegangen und kein Meter war zuviel.»

Heraus kam eine Partie, die nicht die grosse Klasse erreichte, die das Etikett des Wettbewerbs verspricht. Eine Partie, die Yakin als eigentlich «klassisches Unentschieden-Spiel» bezeichnete, das der Gegner mit einer Standardsituation für sich entschied: «Das müssen wir so hinnehmen, mehr haben wir nicht verdient.» Es war im 14. Aufeinandertreffen mit einem Bundesligisten die neunte Basler Niederlage.

Basels Schwäche bei den Standards

Das entscheidende Tor geht auf das Konto von Nationalspieler Julian Draxler, der den – nur – 33’251 Zuschauern demonstrierte, warum für ihn eine Ablöseklausel von angeblich 46 Millionen Euro besteht. Im Anschluss an den ersten Corner der Schalker in der 54. Minute, getreten von Dennis Aogo und abgewehrt am ersten Pfosten von Valentin Stocker, stand der 20-Jährige völlig ungedeckt und traf mit einer technisch brillanten Schuss aus 20 Metern rechts ins hohe Eck.

Einen Spieler vom Kaliber Draxlers so alleine zu lassen, kann sträflich sein; dass der Ball ihm mehr oder weniger auf den Fuss fiel, hat auch Zufälliges. Aber dass der FCB Unordentlichkeiten bei Standards gegen sich offenbart, ist nicht neu. Gegen Sion kassierte der FCB innert Wochenfrist zwei Gegentore aus ruhenden Bällen, und nach Draxlers Tor redete auch Yakin nicht drum herum: «Die Defensivstandards sind unsere Schwäche. Beim Gegentor ist ein Mann vergessen gegangen. Daran müssen wir arbeiten.»

Verteidiger Voser war der beste Basler

Dass Kay Voser, der rechte Aussenverteidiger, der beste Basler war, spricht keineswegs gegen Voser. Aber nicht für seine Teamkollegen, die nur in Ansätzen an die besseren Vorstellungen der jüngsten Zeit anknüpfen konnten, sich von der körperlichen Wucht des Bundesligisten beeindrucken liessen und denen vorne der Punch fehlte.

«Auf den letzten 30 Metern waren wir zu ungenau gegen einen Gegner, der es uns nicht einfach gemacht hat und gut organisiert war», sagte Yakin auf der Suche nach den Gründen für die Heimniederlage, die seine Mannschaft nun in Bukarest erneut unter Druck setzt. Nur geht es jetzt nicht mehr um Platz 1, sondern darum, den Anschluss zu halten.

Schalke hatte bei seinen sporadischen Vorstössen schon zwei Hochkaräter vergeben, als Boateng (12.) und Neustädter (43.) nur um Haaresbreite das Führungstor verpassten, ehe der FCB zu seiner ersten Chance kam. Läppische zehn Zentimeter dürften es auch nur gewesen sein, die bei Marco Strellers Kopfball in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit fehlten. Es war die einzige gefährliche Situation für den FCB-Captain, der zwischen Santana und Nationalverteidiger Marco Höwedes aufgerieben wurde. Der Rush, den Voser bei der Vorbereitung hinlegte, war die erstaunlichste von mehreren guten Offensivaktionen.

Die Schlussoffensive fällt aus

Kurz vor dem Führungstor hatte Schalke Pech mit einem Lattenschuss von Neustädter (52.). In Rückstand liegend waren es nur noch ein Gewaltschuss von Fabian Schär aus 25 Metern knapp übers Tor und ein Abschluss des eingewechselten Giovanni Sio, mit denen der FCB in die Nähe eines Treffers kam. Timo Hildebrand parierte den Schuss ohne Probleme – mehr kam vom FCB nicht mehr, eine Schlussoffensive fiel aus.

Und das sagt schon viel über einen verkorksten Basler Abend, von dem nicht viel in Erinnerung bleiben wird – ausser der Greenpeace-Aktion.

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Artikelgeschichte

Die ersten drei Leser-Kommentare wurden zu einem früheren Stadium dieses Artikels verfasst, als die Greenpeace-Aktion an dieser Stelle noch behandelt wurde. Den weiter ergänzten und aktualisierten Text zur Aktion finden Sie jetzt hier.

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