1:1 gegen Sion – der FCB gleicht in Unterzahl ein Fehlurteil aus

Durch eine grobe, falsche Beurteilung des Schiedsrichtergespanns gerät der FC Basel gegen den FC Sion mit einer roten Karte für Goalie Tomas Vaclik in Unterzahl und in Rückstand. Shkelzen Gashi gleicht mit seinem 13. Saisontor aus, womit der Tabellenführer ohne zu glänzen, aber mit einer Willensleistung einen Punkt rettet.

Der Basler Torschuetze Shkelzen Gashi, links, und der Basler Breel Embolo, rechts, jubeln nach dem Ausgleich zum 1:1 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Sion, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 14. Februar 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Durch eine grobe, falsche Beurteilung des Schiedsrichtergespanns gerät der FC Basel gegen den FC Sion mit einer roten Karte für Goalie Tomas Vaclik in Unterzahl und in Rückstand. Shkelzen Gashi gleicht mit seinem 13. Saisontor aus, womit der Tabellenführer ohne zu glänzen, aber mit einer Willensleistung einen Punkt rettet.

44 Minuten lang war es eine ziemlich einseitige Angelegenheit im St.-Jakob-Park. Vor offiziell 25’363 Zuschauern, aber grossen (Fasnachtsferien-)Lücken auf den Tribünen, rannte der FCB unaufhörlich und mit phasenweise 80 Prozent Ballbesitz gegen ein Bollwerk an, das Didier Tholot bei seiner Rückkehr nach Basel mit seinem Team errichtete.

Man fragte sich bald einmal, was genau der Plan der Sittener war, die mit einem halben Dutzend junger Spieler, unter 23 Jahren alt, angetreten waren, garniert mit der Erfahrung der Neuverpflichtungen Reto Ziegler und Veroljub Salatic. Eine Halbzeit lang jedenfalls schien die Torverhinderungsstrategie aufzugehen, besass der FCB nur zwei, drei Halbchancen und kamen die Sittener bei ihren seltenen Vorstössen sogar zur grössten Möglichkeit: Tomas Vaclik bekam gegen einen Kopfball von Moussa Konate gerade noch die Hand hoch.

Ein Abseits, eine Flugeinlage und ein Fehlurteil

Diese beiden Spieler waren auch die Protagonisten jener Szene, die unmittelbar vor Ablauf der ersten 45 Minuten vieles veränderte. Konate bekam den Ball an der Strafraumkante von Daniel Follonier durchgesteckt, er legte den Ball am herausstürzenden Vaclik vorbei und kam in hohem Bogen zu Fall.

Das Verdikt von Schiedsrichter Sascha Amhof war: Penalty für Sion und rote Karte für Vaclik, entsprechend der umstrittenen, aber sich unverändert in Kraft befindenden Regel, die eine solche Mehrfachbestrafung zulässt. Was die Fernsehbilder jedoch ziemlich eindeutig belegen: Das Schiedsrichtergespann lag daneben bei seiner Entscheidungskette. Assistent Raffael Zeder zeigte eine – zugegebenermassen schwer zu erkennende – knappe Abseitsstellung Konates nicht an. Und der Sittener Stürmer hob, nachdem er den Ball weit an Vaclik vorbei gelegt hatte, ab zu einer Flugeinlage, ohne dass ihn der FCB-Goalie getroffen hätte.

Es dauerte, ehe Ersatzgoalie Germano Vailati parat und gegen Behrang Safari eingewechselt war. Den Penalty verwandelte Sion-Captain Jagne Pa Modou anschliessend mit einem platzierten Schuss nach einem aufreizenden Anlauf im Zeitlupentempo und ohne Nerven zu zeigen vor einer tobenden Muttenzerkurve.

Sion verpasst zweites Tor, der FCB drückt in Unterzahl

Damit war Feuer im Spiel. In einer Auseinandersetzung, die ihr Gesicht änderte nach dem Seitenwechsel. Sousa hatte im Vergleich zum GC-Match vor einer Woche sachte umgebaut und diesmal das kreative Element in Person von Matias Delgado von Beginn an eingebaut. Derlis Gonzales blieb – vermutlich im Hinblick auf Mittwoch – auf der Bank, ebenso wie Philipp Degen, für den Davide Calla in die Startelf rutschte.

Es wurde dann ein Spiel, in dem der FCB mehr investieren musste, als ihm vier Tage vor dem Champions-League-Achtelfinal gegen Porto lieb sein konnte. Dass der Aufwand in einer streckenweise wilden, hitzigen zweiten Halbzeit belohnt wurde und immerhin noch ein Punkt herausschaute gegen dieses Sion, das kann am Ende des Tages dennoch als positiv gewertet werden, bei aller Enttäuschung eines Unentschiedens gegen einen Gegner vom Tabellenende.

Paulo Sousa war zwar «nicht ganz glücklich» über das Resultat, weil er – und das konnte man an seiner Gestik in der Schlussphase ablesen – am liebsten auch dieses Spiel noch gewonnen hätte. Aber im Herbst hat der FCB schon einmal Lehrgeld bezahlt in Unterzahl, als er in Sofia gegen Razgrad zu viel wollte und nach mehr als einer Stunde mit einem Mann weniger in der Nachspielzeit noch den entscheidenden Gegentreffer kassierte.

Den Gnadenstoss für den FCB verpasste der FC Sion gleich nach dem Seitenwechsel. Ehe der FCB neu sortiert war, hatten Follonier (51.) und Ebenezer Assifuah den zweiten Treffer auf dem Fuss. Es waren Hochkaräter, die die Gäste ausliessen, und denen nicht nur Trainer Tholot, sondern auch der – gute – Debütant Salatic nachtrauerte: «Wir müssen hier eigentlich drei Punkte mitnehmen.»

Embolos neuer Vertrag und ein Pfostenschuss

Es wäre – soviel Archivarbeit war nach rund einer Stunde bereits verrichtet – der erste Sittener Sieg in Basel seit sage und schreibe 1997 gewesen. Dass es nicht so weit gekommen ist, haben sich die Sittener einerseits selbst zuzuschreiben. Bald einmal igelten sie sich trotz numerischer Überzahl wieder hinten ein, überliessen sie dem FCB die Initiative respektive zeigte der Tabellenführer, dass er einen Gegner auch mit einen Spieler weniger unter Druck setzen kann.

Calla traf aus zwei Metern das praktisch leere Tor nicht (54.), Marco Steller scheiterte bei seiner einzigen Grosschance aus ähnlicher Distanz an Andris Vanins (65.), und dann traf Breel Embolo den Pfosten (68.).

Der Frust war gross in diesem Moment beim Jungstar, der nach der Pause den enttäuschenden Matias Delgado ersetzt hatte und der sich nur zu gerne bedankt hätte für ein besonderes Geburtagsgeschenk. Am Spieltag ist Embolo 18 Jahre alt geworden, und wie erwartet wurde das Datum vom FC Basel genutzt, um eine weitere, erst mit Erreichen der Volljährigkeit mögliche Vertragsverlängerung mit seinem Stürmerjuwel unter Dach und Fach zu bringen.

Nach der im Spätjahr bekanntgegebenen Frist bis 2017 ist Embolo nun bis 2019 an den FCB gebunden (und Philipp Degen, der am Sonntag seinen 32. Geburtstag feiert, neu bis 2016). Im Fall von Embolo bedeutet das nichts anderes, als dass es für Interessenten nun noch teurer werden wird, ihn in Basel auszulösen.

Gashis Ausgleich – glückhaft, aber verdient

Der Ärger Embolos über die vergebene Ausgleichschance war schnell verraucht. Angetrieben vom Publikum rollte in der selben Minute der nächste Angriff aufs Gästetor. Fabian Frei, vergangene Woche grippekrank ausgefallen, zunächst noch geschont und nach seiner Einwechslung in der 59. Minute für Luca Zuffi ein ordnendes Element im FCB-Spiel, spielte den entscheidenden, öffnenden Querpass auf Shkelzen Gashi.

Auch der Topgoalgetter des FCB hatte ähnlich wie Delgado wenig Einfluss gehabt, aber in der 68. Minute besass er seine Möglichkeit – und traf mit seinem 13. Saisontor in der Liga zum Ausgleich. Dass der Schuss von Leo Lacroix, einem der Büffel in der Sion-Abwehr, unhaltbar abgefälscht wurde, ist aus Basler Sicht glückhaft – passte aber irgendwie zum Spielfilm dieser Partie und war verdient.

Ein Punkteverlust, der verkraftbar scheint

Viel länger hätte diese aus Sittener Sicht nicht dauern dürfen. Denn nach zwei Fouls und der gelb-roten Karte für den eingewechselten Michael Perrier war in der 89. Minute numerischer Gleichstand hergestellt. Und der FCB liess in den vier Minuten Extrazeit nicht locker auf der Suche nach dem Siegtor.

Am Ende muss der Meister sich bescheiden mit einem Remis, dem zweiten 1:1 bereits in dieser Saison nach dem Unentschieden daheim gegen Sion. Nach einer Darbietung, bei der spielerisch deutlich Luft nach oben herrschte, einem Punktverlust, der nach Stand der Dinge verkraftbar scheint, und einer beherzten zweiten Halbzeit, zeigte sich Paulo Sousa einmal mehr stolz auf sein Team: «Wir haben Spirit und Charakter gezeigt», sagte der Trainer und band in sein Lobbezeugung auch gleich noch das Publikum mit ein.

 

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