1:1 in Bukarest – Abend der verpassten Basler Gelegenheiten

Eine starke erste Halbzeit und ein Traumtor von Marcelo Diaz in der 48. Minute reichen nicht: Der FC Basel gibt den Sieg bei Steaua Bukarest in der Schlussphase noch aus den Händen. Damit liegt Basel in der Champions League zwei Punkte hinter Schalke und Chelsea, das in Gelsenkirchen 3:0 gewinnt.

Leandro Tatu of Steaua Bucharest (C) celebrates his goal against Basel with team mate Lukasz Szukala (L) during their Champions League soccer match at the National Arena in Bucharest October 22, 2013. REUTERS/Bogdan Cristel (ROMANIA - Tags: SPORT SOCCER) (Bild: Reuters/Bogdan Cristel)

Eine starke erste Halbzeit und ein Traumtor von Marcelo Diaz in der 48. Minute reichen nicht: Der FC Basel gibt den Sieg bei Steaua Bukarest in der Schlussphase noch aus den Händen. Damit liegt Basel in der Champions League zwei Punkte hinter Schalke und Chelsea, das in Gelsenkirchen 3:0 gewinnt.

Es war eine Mischung aus Enttäuschung und Ärger, mit der Marco Streller nach dem 1:1 seines FC Basel bei Steaua Bukarest in der Interviewzone stand. Nein, der FCB-Captain schien nicht wirklich verstanden zu haben, warum er eine Viertelstunde vor Schluss bei einer 1:0-Führung seiner Farben ausgewechselt worden war.

Das Zeichen des Trainers

Sollten noch irgendwelche Fragen offen gewesen sein, was Murat Yakin von den Degen-Zwillingen Philipp und David denkt, so wurden sie in Bukarest beantwortet. Die beiden Baselbieter durften nicht einmal auf die Bank und mussten die Partie zusammen mit dem dritten Goalie Mirko Salvi von der Tribüne aus anschauen.

Ja, der Stürmer hatte zu Beginn der Partie einen Schlag auf die Wade erhalten: «Aber mit dem Adrenalin im Körper spielte das keine Rolle.» Und nein, von ihm sei die Auswechslung nicht angeregt worden, sagte Streller: «Ich habe keine Zeichen gegeben.»

Er habe «die defensive Stabilität im Zentrum» verstärken wollen, erklärte danach Murat Yakin seine Wechsel, und wollte Streller in der Halbzeitpause anders verstanden haben: «Die Schmerzen haben zugenommen. Es kam von seiner Person aus.»

Wie auch immer: Geholfen hat der Trainer seiner Mannschaft nicht. Im Gegenteil. Wenn Yakin sagt, die Organisation habe nicht mehr gestimmt, dann muss er dies zu einem guten Teil auf seine eigene Kappe nehmen. 

Yakins Wechsel sorgen für Unruhe

Yakin hatte erst notgedrungen den verletzten Behrang Safari durch Taulant Xhaka ersetzen müssen, dann brachte er den defensiven Mittelfeldmann Mohamed Elneny für Angreifer Streller. Und später auch noch den nominellen Innenverteidiger Arlind Ajeti für den defensiven Mittelfeldspieler Geoffroy Serey Die.

Das brachte weitere Umstellungen mit sich, das sorgte für Unruhe und dadurch ging einiges an Ordnung verloren. Diaz wurde weiter rechts ins Mittelfeld beordert, erst Stocker nach vorne geschoben, dann Salah – und dahinter hatte ein eigentlich geschlagenes, verzweifelt und ohne grosse Struktur anrennendes Steaua plötzlich Platz, um sich auszutoben.

Vor der Pause stark, danach stark abgebaut

Der Zweck, die 1:0-Führung über die Zeit zu retten, sollte die Mittel heiligen. Nur ging für einmal Yakins taktische Massnahme nicht auf. Das Basler Spiel, das vor der Pause noch überzeugend gewesen war, hatte schon bald nach Marcelo Diaz’ feinem Weitschusstor zum 1:0 (48. Minute) deutlich an Qualität verloren. Nach Strellers Herausnahme aber gab der FCB bis auf kurze Phasen das Spieldiktat komplett ab.

Und zum bitteren Ende war es dann erst noch der bloss eine Minute zuvor eingewechselte Ajeti, der beim Ausgleich der Rumänen gegen Leandro Tatu einen Schritt zu spät kam (88. Minute). «Wir schlagen uns selber», kritisierte danach Goalie Yann Sommer, «der Ball kommt flach herein, da müssen wir einfach am Mann sein.»

Auf Defensive getrimmt – und doch entblösst

Es war in der Tat eine merkwürdige Szene, die das 1:1 brachte. Merkwürdig, weil sich der FCB in einer Phase selbst entblösste, in der er doch eigentlich vom Trainer auf totale Defensive getrimmt worden war.

Linksverteidiger Kay Voser sprang (hektisch, euphorisch?) in einen hohen Ball, sorgte damit für ein riesiges Loch hinter sich, das weder der irgendwo vorne stehende Mohamed Salah noch der erst spät nach aussen rückende Innenverteidiger Ivan Ivanov schliessen konnte. Darauf folgte die Flanke – und der 31-jährige Brasilianer Tatu vollendete gegen den zu langsam reagierenden Ajeti.

Die verpassten Chancen vor der Pause

Das 1:1 wurde am Ende von Bukarest fast wie ein Sieg gefeiert. Und von den Baslern praktisch als Niederlage verstanden. Verständlich, weil Steaua das Unentschieden aufgrund von guten Chancen in der zweiten Halbzeit zwar nicht gestohlen hatte. Aber die erste Hälfte der Partie hatte fast komplett dem FCB gehört. In diesen 45 Minuten schien nur etwas für Steaua zu sprechen: die schwache Basler Chancenauswertung.

Ivanov vergab nach einer Ecke aus vier Metern mit einem ungelenken Abschluss (12.). Behrang Safari suchte nach einer halben Stunde alleine vor Goalie Ciprian Tatarusanu vergeblich das Loch im Aussennetz des Steaua-Tors. Und Valentin Stockers abgelenkter Weitschuss kurz vor der Pause senkte sich hinter Tatarusanu bloss an und nicht unter die Latte.

Streller findet es «bitter», Yakin kann damit leben

Als «bitter» empfindet Streller wegen dieser vergebenen Gelegenheiten das Schlussresultat. Aber auch, weil die Basler die Chance verpasst haben, in ihrer Gruppe E der Champions League auf Augenhöhe mit Chelsea und Schalke zu kommen.

Nun liegt der FCB zwei Punkte hinter den beiden Schwergewichten der Gruppe und muss das kommende Heimspiel gegen Steaua vom 6. November unbedingt gewinnen, wenn er weiterhin vom Einzug in die Achtelfinals der Königsklasse träumen will.

Unter all den enttäuschten Baslern gab es dann doch noch einen, der in der beeindruckenden National Arena von Bukarest vor der TV-Kamera erst nicht von verlorenen Punkten reden wollte. Es war der Trainer. «Ein 1:1 auswärts – damit müssen wir leben können», befand Murat Yakin zunächst, um wenig später in der Medienkonferenz doch von zwei verlorenen Punkten zu sprechen. Und: «Wir haben uns gute Chancen erarbeitet und zu wenig daraus gemacht.»

Diesem Abend von Bukarest wird jedenfalls der Nachgeschmack haften bleiben, dass mehr drin gelegen wäre für den FC Basel.

 

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