Ein FC Basel unterliegt bei den Grasshoppers mit 1:3 (1:2). Vor 7700 Zuschauern im Zürcher Letzigrund erzielt Luca Zuffi den zwischenzeitlichen Ausgleich für einen insgesamt schwachen Tabellenführer, der in der 83. Minute Davide Callà mit gelb-roter Karte verliert.
«Wir waren offensiv», sagte Fabian Frei und überlegte eine Millisekunde, «… also, eigentlich auch defensiv nicht auf der Höhe.» Mit dieser Selbsteinschätzung des FCB-Captains ist schon ziemlich viel gesagt über diesen FC Basel, der in Zürich die zweite Saisonniederlage kassierte und dabei keinen guten Eindruck hinterliess. Weder im kreativen Bereich noch in der Verteidigung des eigenen Tores.
Nach der Länderspielpause und der Abwesenheit von 15 Nationalspielern hat es Paulo Sousa nicht geschafft, sein Team auf Kurs zu halten. Nicht vom Ergebnis her, was angesichts der komfortablen Tabellensituation in der Super League noch kein Beinbruch ist. Allerdings hinterliess seine vom YB-Spiel auf drei Positionen (Diaz, Gonzalez und Streller auf der Bank) veränderte Anfangsformation einen ungeordneten Eindruck. Streckenweise wirkte das Team sogar arg leblos. Zumindest gemessen am letzten Auftritt gegen Bern.
Seltenes Urteil eines FCB-Trainers
«GC war in den meisten Belangen besser als wir», räumte Sousa ein und fällte ein Urteil, das ein FCB-Trainer schon länger nicht mehr hat fällen müssen. Sein Kollege Michael Skibbe gestand: «Wir haben schon stärker gespielt gegen Basel und nicht gewonnen.» Vergangene Saison beispielsweise, als sämtliche vier Vergleiche mit einem 1:1 geendet hatten. An einem liess der junge GC-Mittelfeldspieler Amir Abrashi allerdings keinen Zweifel: «Diesmal haben wir es verdient.» Und Skibbe betonte: «Aber richtig verdient.»
Das lag an einem FCB, der wenig Chancen heraus spielte und dafür im Gegenzug hinten entscheidende Fehler beging. Das war die Aufbauhilfe, die die Basler dem am Boden liegenden Gegner anbot. Und der nahm sie dankend an. So wie beim Führungstreffer, bei dem in der Basler Hintermannschaft Lücken offenbarte, die der starke Anatole Ngamukol mit von ihm nicht gekannter Kaltblütigkeit ausnutzte.
Was Skibbe nicht unterschlug: «Wir haben die Glücksmomente auf unserer Seite gehabt, die man braucht.» Namentlich: Michael Dingsdags aus gut 40 Metern gezirkelte Freistosshereingabe, die – wie es so unschön heisst: an Freund und Feind vorbei den Weg ins Tor fand. Und dies zum günstigen Zeitpunkt in der 45. Minute. Dann Stéphane Grichtings Befreiungsaktion, die an den Pfosten des GC-Tores krachte. Auch Michael Lang, der erstaunlich offensive Aussenverteidiger GCs, hatte jenes Glück beim 3:1, was Marco Streller beim Kopfball an den Querbalken fehlte.
Erstaunlich stilsichere Hoppers
GC bewegte sich aber auch sonst erstaunlich stilsicher für eine Mannschaft, die vor dem Spiel mit einem Torverhältnis von 5:11 da gestanden war – also mit einem schwachen Sturm und einer wankenden Abwehr.
Und vor allem wirkten die Hoppers nicht im geringsten davon belastet, dass ihr Captain Veroljub Salatic nach misslungener Meuterei zwar suspendiert, aber eben noch nicht entlassen ist. Der Mann mit dem laufenden Siebenjahres-Vertrag steht weiterhin bei GC unter Vertrag, er sass zum zweiten Mal seit seiner Suspendierung als Zuschauer auf der Tribüne – aber er wird unter Trainer Michael Skibbe nicht mehr für GC spielen.
Zumindest für einen Abend aber konnten die Zürcher diese Sorge beiseite schieben. Das Resultat jedenfalls wird eher Trainer Skibbe den Rücken stärken als dem Renegaten Salatic.
«Das reicht am Dienstag nicht»
Mit diesem Erfolgserlebnis – es war ausserdem seit November 2012 das achte Spiel inklusive Cupfinal 2013, das GC gegen den alten Rivalen nicht verloren hat – fiel es Skibbe nicht schwer, dem Basler Kollegen «ein gutes Ergebnis in Madrid» zu wünschen. Der hatte «wenige Momente in unserem Spiel wie beim Ausgleich» gesehen und umriss das Verbesserungspotenzial: «Mehr Bewegung, mehr Tempo, um Chancen zu kreieren und Spiele zu gewinnen. Das werden wir versuchen besser zu machen.»
Dem einsichtigen Fabian Frei jedenfalls ist klar: «Das reicht am Dienstag nicht.»
Vor dem Anpfiff:
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Für Skibbe ist das Thema Salatic durch – für die Grasshoppers aber wohl noch lange nicht
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