130 Franken Preisgeld für ein missglücktes Comeback

Die Schweizer Tennis-Spielerin Patty Schnyder ist in Darmstadt auf den Court zurückgekehrt. Wie es nach der Erstrunden-Niederlage weitergehen soll, weiss die 36-jährige Baselbieterin noch nicht.

Patty Schnyder scheitert in Darmstadt in der ersten Runde an Sofiya Kovalets mit 5:7, 6:4 und 5:7.

(Bild: Flickr)

Die Schweizer Tennis-Spielerin Patty Schnyder ist in Darmstadt auf den Court zurückgekehrt. Wie es nach der Erstrunden-Niederlage weitergehen soll, weiss die 36-jährige Baselbieterin noch nicht.

Als am Mittwochabend auf der beschaulichen Turnieranlage des TCB Darmstadt die sportliche Tagesabrechnung gezogen wurde, da hatte Patty Schnyder ihren Willen bekommen. Aber nicht das Ergebnis, das sie sich bei ihrem Comeback auf der kleinen, idyllischen Tennisbühne im Süden Hessens gewünscht hatte.

Sie fühle sich «nicht zu alt», sei «fit» und wolle «gefordert werden», hatte die alte Meisterin vor ihrem Startmatch gegen die Qualifikantin Sofiya Kovalets (Ukraine) erklärt und hinzugefügt: «Wir werden sehen, wer hier die Bessere ist. Die Jüngeren sollen mich erst einmal schlagen.»

» Die Resultate der ersten Runde in Darmstadt

Knapp drei Stunden dauerte dann Schnyders Rückkehrmatch in der milden Abendsonne. Es war eine keinesfalls zu geringe Prüfung für Geist und Körper, doch das erwartete Happy-End für die ehemalige Weltklassespielerin gab es nicht: 5:7, 6:4 und 5:7 verlor die am Ende müde gewordene Schweizerin, die im Entscheidungssatz bereits 4:1 geführt und sogar verlockende Chancen für einen 5:1-Vorsprung ausgelassen hatte.

Nicht auf Hingis‘ Spuren

«Aber es hat trotzdem Spass gemacht», sagte Schnyder hinterher, sichtlich bemüht, keinen Verdruss oder Frust aufscheinen zu lassen. Ob und wie es nun weitergehen könnte mit Gastspielen im Tour-Circuit, liess die 36-Jährige erst einmal offen: «Keine Ahnung».

Bilder aus der grössten Zeit in Patty Schnyders Karriere: 2004 erreicht sie den Halbfinal an den Australian Open, wo sie an Kim Clijsters scheitert.

Schnyder hat allerdings keine Ambitionen, den Spuren ihrer früheren Mitstreiterin Martina Hingis zu folgen. Diese spielt bei ihrem Comeback wieder regulär auf der grossen Tennis-Tour mit, wenn auch nur im Doppel und Mixed.

Bei den Offenen Englischen Meisterschaften hatte es die einstige «Miss Swiss» sogar wieder hinauf in die Royal Box getragen – dort nämlich nahm sie als Siegerin im Frauendoppel und bei den gemischten Pärchen jeweils ihre Siegestrophäe entgegen. Hinterher sprach sie von Siegen «wie aus einem anderen Leben», aus dem Leben, das sie einst als mitbestimmende Spielerin des Welttennis geführt hatte.

Vor sieben Monaten Mutter geworden

Schnyder, die zweite Schweizer Akteurin von Weltformat in den letzten beiden Dekaden, braucht eher keine Auftritte mehr in den grossen Festspielhäusern – und auch keine Selbstbestätigung über den Sport. «Ich habe einfach Lust, wieder Turniere zu spielen», sagt die Tennis-Mutter, die vor sieben Monaten einen Sohn zur Welt brachte.

Schon bald nach der Geburt drängte es die Mama wieder auf den Tennisplatz, dem «Darmstädter Echo» verriet sie: «Ich konnte es gar nicht abwarten, wieder sportlich voll aktiv zu sein.»

Aber, wie gesagt, diese Aktivitäten sollen sich nicht unbedingt im Scheinwerferlicht abspielen, nicht im superprofessionellen Tourgeschäft. Die familiäre Atmosphäre eines Events wie jetzt in Darmstadt kam der jungen Mutter gerade recht, da sie ansonsten in ihrem Domizil in der Nähe von Hannover frei von allem Stress und Trubel lebt.

Die Arbeit am Bundesstützpunkt Nord

Tennis spielt allerdings durchaus noch eine gewichtige Rolle für Schnyder. In der Vereinssaison spielte sie sehr erfolgreich für den deutschen Zweitbundesligisten THC Braunschweig, gewann fünf Spiele für die Niedersachsen. Und erst kürzlich verpflichteten der Deutsche Tennis Bund und der Niedersächsische Tennis Verband die 36-Jährige für den neuen Bundesstützpunkt Nord – als Trainerin und Beraterin für die dort angesiedelten Juniorenspielerinnen.

«Für mich ist es spannend, mich auf die verschiedenen Persönlichkeiten und Bedürfnisse junger Spielerinnen einzustellen», sagt Schnyder. Mit den Talenten soll sie auch hin und wieder zu Turnieren reisen. Auch Ex-Profikollege Nicolas Kiefer arbeitet an diesem Stützpunkt.

Nach Niedersachsen kehrte Schnyder am Mittwochabend nach der Niederlage in Darmstadt nicht zurück, sondern machte sich auf den Weg nach Basel, «zu einem Besuch bei guten Freunden». Für die Tankfüllung hin und zurück könnten die circa 130 Franken Preisgeld vom ITF-Wettbewerb in Darmstadt gerade so gereicht haben.

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» Ein Interview mit Patty Schnyder hat die Turnierzeitung geführt

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