1:4 – Der FC Basel hat gegen Arsenal nichts zu bestellen

Nach 16 Minuten und zwei Treffern von Lucas Pérez war jeder Traum geplatzt: Der Arsenal FC siegt diskussionslos mit 4:1 in Basel, gewinnt die Gruppe noch, weil Paris St-Germain gegen Ludogorets nicht über ein 2:2 hinauskommt. Der FC Basel scheidet aus und spielt erstmals seit 2009/10 im Frühjahr nicht mehr europäisch.

Nach 16 Minuten und zwei Treffern von Lucas Pérez war jeder Traum geplatzt: Der Arsenal FC siegt diskussionslos mit 4:1 in Basel, gewinnt die Gruppe noch, weil Paris St-Germain gegen Ludogorets nicht über ein 2:2 hinauskommt. Der FC Basel scheidet aus und spielt erstmals seit 2009/10 im Frühjahr nicht mehr europäisch.

Als die Zuschauer in der Schlussviertelstunde in Scharen nach Hause gingen, lag längst eine grosse Ernüchterung über dem St.-Jakob-Park. Genau genommen hatte die sich schon in der neunten Minute breitgemacht. Als der FC Basel zum ersten Mal überfordert wurde. Und Lucas Pérez das 0:1 erzielte.

Wer wollte da noch an das kleine bis mittelschwere Wunder glauben, das es gebraucht hätte, um Arsenal mindestens einen Punkt abzuknöpfen? Vielleicht Mohamed Elyounoussi bei seiner Flanke zwei Minuten später, Matias Delgado bei seinem Kopfball und Marc Janko bei seinem Abstauber. Doch dem Treffer war eine Abseitsstellung vorausgegangen.

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Dann kam die Kunde von der Führung für Ludogorets in Paris, und einen Augenblick später fiel der zweite Treffer in Basel. Wieder durch Lucas Pérez, der vor diesem Spieltag noch nicht in der Champions League gespielt hatte.

Wieder lief der Ball schnell und direkt zwischen den Basler Linien, wieder bekam kein Basler Zugriff auf seinen Gegenspieler. Und war es beim ersten Gegentreffer Marek Suchy gewesen, der einen hohen Ball unterlief, waren es diesmal Mohamed Elyounoussi und Michael Lang, die ins Leere grätschten und den Weg freimachten für Aussenverteidiger Kieran Gibbs, der die ersten beiden Tore vorbereitete.

Schnell, direkt, effizient – Arsenal

Das war Lust und Spielfreude, Bewegung und Tempo, Direktspiel und feines Ballgefühl – und der Torriecher des Spaniers Lucas Pérez, der zweimal goldrichtig stand.

«Basel hat nicht mit viel Selbstvertrauen gespielt, und wir waren die beherrschende Mannschaft», stellte Arsène Wenger fest. Der ewige Arsenal-Manager, seit 20 Jahren an der Londoner Seitenlinie, erinnerte daran, dass es im Leben eines Fussballtrainers gute und schlechte Tage gibt: «Heute war es ein schöner Tag.»

epa05662956 Arsenal's Lucas Perez (L) cheers after his second goal during an UEFA Champions League Group stage Group A soccer match between FC Basel 1893 and Arsenal FC at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, 06 December 2016. EPA/GEORGIOS KEFALAS

Der eine – Lucas Pérez – trifft nach Belieben, der andere – Eder Balanta – versteht die Fussballwelt nicht. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Der Elsässer hatte einige Änderungen in seiner Startelf vorgenommen, hatte den Basel-Schreck Theo Walcott, zweifacher Torschütze beim 2:0 in London, auf der Bank gelassen oder auch Shkodran Mustafi. Für ihn debütierte Verteidiger Rob Holding in der Champions League, und neben ihm spielte der Brasilianer Gabriel erstmals für Arsenal in der Königsklasse.

Lang: «Wir wollten uns und den Fans etwas beweisen»

Wer angenommen hatte, dass diese Rotationen irgendetwas an dem gepflegten Offensivstil Arsenals ändern würden, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Und der FCB bezahlte für seine Fehler in der Verteidigung bar. «Es ist sehr bitter, wenn man so früh 0:2 hinten liegt», sagt FCB-Verteidiger Michael Lang, «dabei haben wir an unsere Chance geglaubt. Wir wollten uns und den Fans etwas beweisen.»

Heraus kam: Gegen einen Gegner dieser Qualität hat der Schweizer Meister in seiner aktuellen Verfassung nichts zu bestellen.

Doch bei aller Unterlegenheit: Der FCB kam zur einen oder anderen Chance. Steffen suchte immer wieder den Abschluss, ein Volley von Adama Traoré verfehlte das Ziel nur knapp, und Marc Janko kam einen Schritt zu spät. Das führte zu der gewagten Einschätzung von FCB-Trainer Urs Fischer: «Über die erste Halbzeit gesehen waren wir nicht die schlechtere Mannschaft.»

Dafür dauerte es nach dem Seitenwechsel keine 100 Sekunden, ehe Lucas Pérez seinen Hattrick vervollständigte. Diesmal nahmen die Dinge ihren Lauf nach einem Ballverlust von Geoffroy Serey Dié (Gibbs übernahm). Dann landete der Ball zwar etwas glückhaft, weil abgefälscht von Alexis Sanchez, beim Spanier, aber die Erkenntnis war: Die FCB-Defensive hatte aus der ersten Halbzeit nichts dazugelernt.

An der höchsten Heimniederlage vorbeigeschrammt

Das gilt genauso für den vierten Gegentreffer, dem ein weiter Weg von Mesut Özil diagonal über das Spielfeld vorausging. Traoré konnte nicht folgen, Eder Balanta kam gegen den Weltmeister auch zu spät – und dessen perfekten Rückpass netzte Alex Iwobi ein.



Football Soccer - FC Basel v Arsenal - UEFA Champions League Group Stage - Group A - St.Jakob-Park, Basel, Switzerland - 6/12/16 Arsenal's Alex Iwobi celebrates scoring their fourth goal Action Images via Reuters / Andrew Couldridge Livepic EDITORIAL USE ONLY.

Leichtfüssig tänzelt der Arsenal FC zu seinen vier Toren im St.-Jakob-Park. Hier feiert Alex Iwobi das 0:4. (Bild: Reuters/Andrew Couldridge)

Da waren erst 53 Minuten vorüber, Arsenal hatte bis dahin auch eine eindrückliche Demonstration von Effizienz mit vier Torschüssen und vier Treffern abgeliefert. Und man begann sich zu erinnern an den 22. Oktober 2008, als der FCB unter Christian Gross die höchste Heimniederlage im Europacup kassierte, ein 0:5 gegen den FC Barcelona. Wie damals hatte der FCB auch acht Jahre später unter Urs Fischer nichts zu bestellen gegen einen Gegner, der hinreissend leichtfüssig kombinieren kann.

Weil Arsenal nicht mehr Ernst machte, der FCB auch Glück hatte, als ein Freistoss von Alexis Sanchez von unheimlicher Wucht und mit unfassbarer Flugbahn an die Unterkante der Querlatte krachte, gab es in der 78. Minute eine kleine Ehrenmeldung: Der in der 54. Minute für Delgado eingewechselte Seydou Doumbia, der international bisher alles schuldig geblieben war, was man sich von ihm erhofft hatte, erzielte nach schönem Doppelpass mit Janko seinen ersten Treffer dieser Champions-League-Kampagne.

Da waren Temperaturen und Stimmung im Joggeli allerdings längst unter den Gefrierpunkt gerutscht, hatte sich der Nebel einer bissig-kalten Dezembernacht über das Stadion gelegt.

Fischer: «Auch der Trainer muss dazu lernen»

Gegen dieses Arsenal zu verlieren, dafür muss sich der FC Basel zwar nicht schämen, das wird im weiteren Verlauf der Königsklasse vermutlich noch anderen passieren. Enttäuschend ist es dennoch, dass er den bulgarischen Meister nicht hinter sich lassen konnte. Ludogorets Razgrad hat sich schlussendlich mit dem 2:2 in Paris den dritten Gruppenplatz und die Sechzehntelfinals in der Europa League redlich verdient.

«Die Enttäuschung ist gross bei uns, weil mehr möglich gewesen wäre», sagt Urs Fischer, «aber die Tabelle lügt nicht, wir sind Vierter und überwintern nicht – das müssen wir nicht schönreden.»

Als persönliche Niederlage sieht der FCB-Trainer dieses Scheitern jedoch nicht: «Wir gewinnen und verlieren gemeinsam. Warum sollte ich das also persönlich nehmen?» Freimütig sagte er: «Auch der Trainer muss dazu lernen, Erfahrungen sammeln, seine Schlüsse ziehen und es das nächste Mal besser machen.»

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Vor dem Spiel:

Die vage Hoffnung auf ein kleines Basler Wunder: Der FC Basel muss Arsenal London im letzten Champions-League-Spiel mindestens einen Punkt abringen, um noch einen Platz in der Europa League zu ergattern. Dafür wird er so viel Widerstandskraft und Fortune brauchen, wie er es im Verlauf dieser Kampagne noch nicht gegen einen Grossen geschafft hat. » Alles zur Lage beim Schweizer Meister

Wie Marek Suchy im Prager Unwetter einst gegen Arsenal punktete: Nach einer 0:7-Niederlage im Hinspiel holte Marek Suchy als 19-Jähriger mit Slavia Prag ein 0:0. Die Erinnerung an 2007 gibt dem Innenverteidiger Hoffnung für Dienstag, wenn der FC Basel gegen Arsenal nicht verlieren darf. » Der Innenverteidiger weiss, wie es geht

«Der Sieg gegen Manchester war der Höhepunkt»: Granit Xhaka kehrt mit dem FC Arsenal zum FC Basel zurück, wo er gross geworden ist. Vor dem Spiel am Dienstag spricht er über seine Zeit in Basel, seine Erfahrungen in London – und sein Trainer Arsène Wenger sagt frank und frei, dass er an seiner Aufstellung vom Wochenende festhalten will. » Was Granit Xhaka und sein Trainer Arsène Wenger zum Spiel in Basel sagen

Wie soll der FC Basel dieses Arsenal stoppen?: Von seiner Schokoladenseite präsentierte sich Arsenal am Wochenende, und zu den fünf Toren gegen West Ham trug Alexis Sanchez deren drei bei. Als Zweiter der Premier League und für die Achtelfinals der Champions League längst qualifiziert, werden die Londoner am Dienstag im St.-Jakob-Park zu einer harten Nuss für den FC Basel. » Rückblick auf das erfolgreiche Wochenende von Arsenal in der Premier League

Dem FC Basel winkt das sanfte Scheitern: Der Schweizer Meister hatte nach dem 0:0 in Sofia zwei Wochen Zeit, sich auf ein mögliches Ausscheiden aus dem internationalen Geschäft vorzubereiten. Für die Basler eine beinahe angenehme Situation – wenn sie sich nur nicht mit schlaflosen Nächten und unzufriedenen Fans auseinandersetzen müssten. » Präsident Bernhard Heusler zum drohenden Aus


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