Zwei Wochen ruhte wegen der Nationalmannschaftspause der Meisterschaftsbetrieb in der Super League. Am Wochenende geht nun das dritte Viertel zu Ende. Mit dem Spitzenspiel zwischen dem FC Basel und den Young Boys am Sonntag (16.00 Uhr, St.-Jakob-Park). Basels Trainer Urs Fischer ist unermüdlich bemüht, den grossen Vorsprung in der Tabelle klein zu reden.
Es gibt diese Momente, da erinnert sich Urs Fischer an seine Zeit beim FC Zürich. Beispielsweise an die Saison vor fünf Jahren, als er an der Seitenlinie seines Stammvereins miterlebte, wie sein Team einen Rückstand auf den FC Basel wettmachte und diesen in der 31. Runde gar von Platz eins verdrängte.
Fischer ist damals trotzdem nicht Meister geworden, die Basler entschieden das Championat unter Trainer Thorsten Fink schliesslich mit einem Punkt Vorsprung für sich. Aber die Saison, die erfolgreichste in seiner Trainerlaufbahn, dient Fischer als Mahnmal.
Als Mahnmal dafür, dass es in diesem Geschäft schnell gehen könne, wie es Fischer in den Schweizer Stadien Woche für Woche von den Podien der Medienzentren herunterbetet. Zuletzt an diesem Freitag, zwei Tage vor dem Spitzenspiel gegen die Young Boys. Die Tabellenzweiten aus der Hauptstadt waren im September das erste Team, das die Basler in einem dramatischen Spiel im Stade de Suisse bezwungen hat. Jüngst reihten die Berner fünf Siege aneinander und sind über die letzten sechs Partien gesehen zusammen mit Basel das formstärkste Team.
Die Formtabelle über die letzten sechs Spiele vor der 26. Runde. (Bild: Screenshot soccerstats.com)
Die laufende Spielzeit hat mit der besagten Saison allerdings nur wenig gemein. Basels Vorsprung betrug damals zu keinem Zeitpunkt 14 Punkte. Diese Differenz liegt vor der 26. Runde zwischen dem FCB und den Bernern, die am Sonntag im St.-Jakob-Park zu Gast sind (Spielbeginn: 16.00 Uhr).
«Wir lassen uns nicht blenden von diesem Vorsprung und bilden uns darauf nichts ein», sagt Fischer. Auch wenn die Basler zur grossen Differenz zusätzlich ein Spiel weniger in der Buchhaltung haben.
29’200 Tickets hat der FCB bis am Freitag abgesetzt für das Beste, was der Schweizer Clubfussball momentan zu bieten hat. Basel geht mit dem Handicap in den Vergleich, in den letzten zwei Wochen nicht mit dem ganzen Team trainiert zu haben – wobei das eine Untertreibung ist: Mehr als «fünf, sechs Spieler» aus dem Fanionenteam standen Fischer nicht zur Verfügung. Der FCB hielt den Trainingsbetrieb mit Akteuren aus der U21 aufrecht.
Steffen bricht Training ab, ist aber für Match bereit
Zehn Nationalspieler sind zu fünf A-Auswahlen gefahren, andere zu den Juniorenteams. «Ein Trainingsspiel mit sieben gegen sieben war das höchste der Gefühle», sagt Fischer, «elf gegen elf war nur am Computer möglich.»
Nun hat der Trainer die Länderspielpause freilich nicht mit Computerspielen zugebracht, sondern für die Vorbereitung auf den Vergleich mit YB genutzt. «Ich erwarte die Berner so angriffig, wie sie sich in der ganzen Saison präsentiert haben», sagt Fischer, «sie werden Druck aufsetzen und aggressiv sein.»
Ein Berner Aggressivspieler hat im Winter zum FC Basel gewechselt und trifft am Sonntag erstmals auf seine ehemaligen Teamkollegen. Renato Steffen, der mit der Schweizer Nationalmannschaft um die Ostertage zwei Rückschläge erlebte. Das Freitagstraining musste der Flügel mit Problemen im Oberschenkel und in der Leistengegend abbrechen, die medizinische Abteilung sieht einen Einsatz gegen YB nicht in Gefahr.
Taulant Xhaka kehrt nach der Sperre zurück ins Team
Fischer glaubt nicht, dass Steffens Abgang bei YB eine substanzielle Lücke hinterlassen hat: «Yoric Ravet und Miralem Sulejmani bringen die gleichen Qualitäten mit. Sie sind schnell, wendig, können dribbeln, haben Zug zum Strafraum und bewegen sich an der Grenze des Erlaubten.»
Renato Steffen (Mitte) im Dress der Young Boys: Szene bei der ersten Basler Niederlage der Saison. (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)
Weil Taulant Xhaka diese Grenze im Spiel gegen die Grasshoppers überschritten hatte und sich im Interview an dieser Stelle dafür selbst in die Pflicht nahm, sperrte die Liga den Basler Mittelfeldspieler für vier Partien. Gegen YB kehrt er zurück ins Team und dürfte mit Luca Zuffi im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen.
Zuffi ist wie alle anderen Nationalspieler gesund auf die Brüglinger Ebene zurückgekehrt. Fischer fehlen lediglich die langzeitverletzten Andraz Sporar, Manuel Akanji und Philipp Degen sowie Jean-Paul Boëtius. Der Holländer werde Anfang nächster Woche mit Assistenztrainer Marco Walker erste Einheiten absolvieren, «dann schauen wir, ob wir ihn bereits wieder ins Mannschaftstraining integrieren können», sagt Fischer.