Mit Toren von Xherdan Shaqiri und Gökhan Inler schlägt die Schweizer Nationalmannschaft in Luzern Albanien 2:0 (1:0). Damit ist der Start in die WM-Qualifikation optimal gelungen, und die Kontrahenten geben Punkte ab.
Es ist nicht so, dass sich Grundlegendes verändert hätte im Spiel der Schweizer Nationalmannschaft. Da wird kein spielerisches Feuerwerk entfacht, da wird Fussball eher hochkonzentriert gearbeitet. Und sehr effektiv. Drei, vielleicht vier Chancen waren es am Freitag in Slowenien, die zum 2:0-Erfolg reichten. Ziemlich genau zwei Möglichkeiten waren es auch am Dienstagabend in Luzern, die die Mannschaft benötigte, um den selben Score herzustellen.
Und somit stellt sich die Situation zum Auftakt der Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien doch ganz anders dar als in den ersten beiden Kampagnen unter Ottmar Hitzfeld. Der Lörracher ist dazu zurückgekehrt, was ihn zu einem der erfolgreichsten Vereinstrainer gemacht hat: Er ist wieder der Resultatstrainer. Und das war auch bitter nötig, um von der Debatte um seine geschmacklose vertragliche Bindung an den Medienkonzern Ringier das Interesse wieder auf den Fussball zu lenken.
Mit gestärktem Rücken gegen Norwegen
Mit den beiden Startsiegen und einer makellosen 4:0-Tore-Bilanz erwartet die Schweiz am 12. Oktober im Berner Stade de Suisse Norwegen, den vermeintlich grössten Rivalen um den Gruppensieg.
Sie wird es aus einer Position der Stärke heraus tun. Viel ist nach nur 180 Minuten bereits von Selbstvertrauen die Rede, und die Schweiz muss nicht wie nach den Niederlagen gegen Luxemburg auf dem Weg zur WM 2010 oder Montenegro in der letzten EM-Ausscheidung unter Druck agieren. Sie wird in vier Wochen die Chance besitzen, Norwegen bereits um sechs Punkte zurückzubinden. «Wir werden uns nochmals steigern müssen», gemahnte Hitzfeld sogleich, «nicht jeder hat seine Leistungsgrenze erreicht.»
«Es war nicht das perfekte Offensivspiel von uns», räumte auch Xherdan Shaqiri ein. Der Neo-Münchner war es, der wie schon in Lubljana einiges auf die Socken bekam, der aber auch abgebrüht den ersten kleinen Fehler der albanischen Verteidigung zu nutzen wusste. Mit einem Prellball tauchte er plötzlich vor dem albanischen Tor auf und traf souverän zur frühen Führung.
Shaqiris Respekt vor seinen Landsleuten
Shaqiri unterdrückte nach seinem sechsten Treffer im 21. Länderspiel für die Schweiz jede Jubelgeste, wie auch die vier anderen albanisch-stämmigen Spieler in der Startelf. Der kleine Ausnahmespieler legte die Hand aufs Herz und senkte den Kopf. «Aus Respekt», wie der in Augst aufgewachsene und beim FC Basel grossgewordene Shaqiri sagte. Nach dem Spiel zeigten zwei lange Kratzspuren an seinem gedrungenen Hals, dass es in diesem emotional überlagerten Duell mit Albanien hart zur Sache gegangen war.
Wie schon am Freitag verwaltete die Schweiz diesen Vorsprung solide. Das war in der Atmosphäre der zur Hälfte mit albanischen Fans gefüllten, ausverkauften Swissporarena zwar kein fussballerisches Zuckerschlecken, aber die Gäste vom Balkan konnten Diego Benaglio auch nur mit Schüssen aus der Distanz in Bedrängnis bringen.
Beispielhafte Schweizer Effizienz
Das Schweizer Spiel war beileibe kein Ausbund an Spielfreude, dafür ein Muster beispielhafter Effizienz. Die zweite gefährliche Strafraumsituation – ein abgewehrter Distzanzschuss Shaqiris und ein Rückpass Lichtsteiners – führte zu einem an Valentin Stocker verursachten Penalty. Der Basler war ein guter Ersatz für den gesperrten Tranquillo Barnetta – und Captain Gökhan Inler verwandelte aus elf Metern mit höchster Präzision flach ins untere rechte Eck.
Danach vergaben Mehmedi und Xhaka noch einen höheren Sieg, aber vielleicht tut zuviel Nahrung dem zarten Pflänzchen, das da gedeiht, auch gar nicht gut.
Norwegen verhindert in extremis Fehlstart
Was den Schweizern neben dem eigenen sauberen Start in die Kampagne ausserdem entgegen kommt: Die Konkurrenz lässt unverhofft Punkte liegen: Island, am Freitag noch Überraschungssieger gegen Norwegen, unterliegt auf Zypern mit 0:1. Torschütze für die Zyprioten war Constantinos Makrides von Metallurg Donezk.
In extremis bewahrte John Arne Riise die norwegische Nationalmannschaft vor einem Fehlstart. Ein nicht über alle Zweifel erhabener Elfmeterpfiff bescherte den Gastgebern in der 93. Minute den 2:1-Siegtreffer über Slowenien. Und Routinier Riise, der beim FC Fulham beschäftigt ist, hatte mit seinem schlecht geschossenen Penalty auch noch Glück.
WM-Qualifikation, Gruppe E
Schweiz–Albanien 2:0 (1:0)
Swissporarena. – 16’500 Zuschauer (ausverkauft). – SR Hategan (Rum).
Tore: 23. Shaqiri 1:0. 68. Inler (Foulpenalty/Stocker) 2:0.
Schweiz: Benaglio; Lichtsteiner, Djourou, Von Bergen, Rodriguez; Behrami (73. Dzemaili), Inler; Shaqiri, Xhaka (91. Drmic), Stocker (78. Mehmedi); Derdiyok.
Albanien: Ujkani; Dallku, Cana, Mavraj, Lila; Bulku; Vila (55. Roshi), Kukeli (72. Hyka), Meha, Agolli; Bogdani (55. Cani).
Bemerkungen: Schweiz ohne Barnetta (gesperrt). Ersatzspieler (nicht eingesetzt): Wölfli, Sommer, Ziegler, Rossini, Winter, Nef, Fernandes, Gavranovic. Verwarnungen: 32. Behrami (Foul), 47. Dallku (Reklamieren), 72. Derdiyok, 74. Stocker, 88. Inler (alle Foul).
Norwegen–Slowenien 2:1 (1:1)
Ullevaal Stadion, Oslo. – 11’168 Zuschauer. – SR Aydinus (Tür).
Tore: 16. Suler 0:1. 26. Henriksen 1:1. 94. John Arne Riise (Foulpenalty) 2:1.
Norwegen: Jarstein; Ruud, Hangeland, Waehler, John Arne Riise; Braaten, Henriksen, Nordtveit (53. Björn Helge Riise), Jenssen, Elyounoussi (88. Söderlund); Abdellaoue (46. King).
Slowenien: Oblak; Brecko, Marko Suler, Cesar, Kurtic; Ljubijankic (91. Kelhar), Birsa (7. Pecnik), Jokic; Ilicic, Bacinovic (61. Matic), Matavz.
Zypern–Island 1:0 (0:0)
Larnaca. – SR Delferiere (Be).
Tor: 57. Makridis 1:0.
Zypern: Kissas; Solomou, Merkis, Dossa Junior, Kharalambous; Laban, Dobrasinovic (77. Sielis), Nicolaou, Makridis (92. Demetriou); Christofi, Konstantinou (66. Aloneftis).
Island: Halldorsson; Saevarsson, Ottesen, Ragnar Sigurdsson, Eiriksson (63. Skulason); Gislason, Gunnarsson, Danielsson (77. Gudmundsson), Hallfredsson (46. Finnbogason); Gylfi Sigurdsson, Bjarnason.