2017 überzeugt mit zahlreichen Überraschungen

Scheiternde Grossmeister und ein fast doppelt so grosses Teilnehmerfeld wie im vergangenen Jahr: Schachfestival-Organisator Bruno Zanetti verabschiedet sich mit einem erfolgreichen Turnier.

Scheiternde Grossmeister und ein fast doppelt so grosses Teilnehmerfeld wie im vergangenen Jahr: Schachfestival-Organisator Bruno Zanetti verabschiedet sich mit einem erfolgreichen Turnier.

Das Basler Schachfestival hat mit zahlreichen Sensationen begonnen: Vier der sechs topgesetzten Grossmeister mussten gleich zum Auftakt des mit 9500 Franken dotierten Wettbewerbs Federn lassen. Der Schweizer Vorkämpfer Yannick Pelletier remisierte ebenso im Riehener «Landgasthof» nur gegen die Holländerin Maaike Keetman wie auch der an Position zwei geführte Franzose Christian Bauer und der Deutsche Vitaly Kunin.

Noch schlimmer kam es für Jorden van Foreest. Die niederländische Nachwuchshoffnung büsste gegen Zhen Yu Cryus Low nach und nach drei Bauern ein und gab die hoffnungslose Stellung auf. Der Singapurer eilte weiter von Sieg zu Sieg und liegt als einer von nur vier Spielern im 107 Teilnehmer zählenden Meisterturnier bei optimalen drei Punkten.

Selbst Topfavorit Eltaj Safarli wurde zurückgebunden. Zunächst gab sich der Aserbaidschaner keine Blösse. «Das war deprimierend, wie schnell es plötzlich abwärts ging», stellte Gregor Haag von der A-Nationalligist SG Riehen nach der Niederlage fest. Doch anschliessend gab Safarli wie weitere Anwärter auf Platz eins ebenso ein Remis ab.

So sassen die nur an Position neun und zehn gesetzten deutschen Grossmeister Rasmus Svane und Alexander Donchenko schon in Runde drei an den Spitzenbrettern. Sie gewannen wie Chakkravar Deepan zum dritten Mal. Der Inder stammt wie Ex-Weltmeister Viswanathan Anand aus Chennai.

In der dritten Partie hatte Pelletier erneut Probleme mit einer Frau und musste sich mit einem weiteren Unentschieden gegen die indische Grossmeisterin Mary Ann Gomes bescheiden. So liegen mit dem Nationalliga-Spieler der SG Zürich, seinem Vereinskameraden Bauer und dem Riehener Topmann Andreas Heimann gleich drei Asse bei nur zwei Zählern.

Organisator Bruno Zanetti war im Gegensatz zu manchem enttäuschten Schach-Profi vom Auftakt begeistert: «Ich bin sehr zufrieden mit der Teilnehmerzahl. Traten im Meisterturnier 2016 56 Spieler an, haben wir diesmal mit 107 fast doppelt so viele! Und vor allem: Das ist von der Qualität her ein Riesenturnier», verweist der Birsecker Klubpräsident auf die 13 Grossmeister im Feld. Wären die angekündigten Spieler aus Nigeria und ein paar andere Unentschuldigte auch noch angereist, wären es tatsächlich mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr geworden.

«Ich bin sehr zufrieden mit der Teilnehmerzahl. Traten im Meisterturnier 2016 56 Spieler an, haben wir diesmal mit 107 fast doppelt so viele!»


Organisator Bruno Zanetti

Dafür durfte sich Zanetti über zusätzliche 74 Teilnehmer im neunrundigen Amateurturnier freuen. Weitere kommen heute noch in einem verkürzten Amateur-Wettbewerb hinzu und sorgen dafür, dass fast 240 Spieler antreten. Das traditionelle Turnier des «Jugendschachkönigs» sah 38 Nachwuchskräfte am Start. In der U14 setzte sich der St. Galler Aaron Pellerat vor Ritish Kannan (Döttingen) durch. Beide kamen auf sechs Zähler in sieben Runden. Rang drei und vier sicherten sich die Riehener Talente Krithik Chockalingam (5) und Nicos Doetsch-Thaler (4,5).

In der U10 lohnte sich der Abstecher des kleinen Russen Sergej Maianin: Der Moskauer befindet sich mit seinen Eltern in Urlaub und gewann nebenbei alle sieben Duelle. Zweiter wurde ein Talent mit grossem Namen: Anand! Dabei handelt es sich aber nicht um den Sohn des Vorgängers von Magnus Carlsen auf dem WM-Thron, Viswanathan Anand. Sein Akhil ist noch zu jung an Jahren. Aryan Anand wurde aber immerhin dem Vorbild aller indischen Schachspieler mit 6:1 Punkten gerecht.

Auf dem bisherigen Höhepunkt des Erfolgs mit zahlreichen Teilnehmern kündigte Zanetti bereits seinen Abschied an. Aus «familiären Gründen» möchte er kürzertreten: «Ich höre auf. Claudio Boschetti übernimmt.» Der Tessiner mit italienischen Wurzeln richtete bereits zahlreiche Open als «Suisse Chess Tour» aus, doch bisher handelte es sich in seinem Portfolio um deutlich kleinere Wettbewerbe als der in Basel.

Um den drittgrössten Event des Landes schultern zu können, will Zanetti ihm 2018 «noch einmal helfen und eine saubere Übergabe ermöglichen». Danach ist für den Birsecker nach neun Jahren als Organisator Schluss.

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Die Turniere im Riehener «Landgasthof» laufen noch täglich bis Sonntag. Im Meisterturnier geht es dann in der neunten Runde ab 10 Uhr um 2500 Franken für den Turniersieger. Mehr Infos zum Turnier auf der Website.

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