2:1 gegen Meister Basel – Aarau greift nach dem Strohhalm

Man kann dem FC Basel nicht vorwerfen, dass er sich hätte gehen lassen, aber drei Tage nach der Meisterfeier unterläuft Mohamed Elneny in Aarau ein Eigentor, Dusan Djuric legt nach der Pause nach und zu mehr als dem Anschlusstreffer von Breel Embolo reicht es dem FCB nicht mehr. Der FC Aarau greift mit diesem 2:1-Sieg nach dem letzten Strohhalm im Abstiegskampf.

20.05.2015; Aarau; Fussball Super League - FC Aarau - FC Basel; Mohamed Elneny (Basel) kann das Tor zum 1:0 nicht verhindern (Claudia Minder/freshfocus) (Bild: Claudia Minder/Freshfocus)

Man kann dem FC Basel nicht vorwerfen, dass er sich hätte gehen lassen, aber drei Tage nach der Meisterfeier unterläuft Mohamed Elneny in Aarau ein Eigentor, Dusan Djuric legt nach der Pause nach und zu mehr als dem Anschlusstreffer von Breel Embolo reicht es dem FCB nicht mehr. Der FC Aarau greift mit diesem 2:1-Sieg nach dem letzten Strohhalm im Abstiegskampf.

Eigentlich ist Paulo Sousa ein Trainer, der nahe an den Linien seiner Coaching-Zone steht und diese auch mal übertritt. Bei der 1:2-Niederlage gegen den FC Aarau musste man sich aber irgendwann fragen, ob der Trainer des FC Basel im Brügglifeld überhaupt zugegen war, derart hielt er sich unter dem Dach der Spielerbank zurück.

Schliesslich, als sich der Portugiese wegen des anhaltenden Rückstands gegen den Tabellenletzten zu Wechseln in der Offensive gezwungen sah, da bekam ihn die Haupttribüne zu Gesicht. Er war da, der Meister-Trainer, aber seine Entscheidungen hatten nicht die gewünschte Wirkung in dieser Partie, die nach der Sicherung des Titels drei Tage zuvor ohne Wert für Rotblau war.

Die erste Entscheidung war, mit neun Änderungen anzutreten im Vergleich zum Spiel gegen die Young Boys. In der Offensive durfte Ahmed Hamoudi wieder einmal ran, im Mittelfeld kam der 17-jährige Robin Huser zu seinem Debüt in der ersten Mannschaft.

Das Lob des Trainers für Debütant Huser

Und diesen Spieler lobte Sousa als einzigen: «Er hat eine eindrückliche Leistung gezeigt, das ist etwas vom Wenigen, was ich heute positiv hervorheben kann.»

Im Tor stand zudem nicht Tomas Vaclik, sondern Germano Vailati, und in der Abwehr brachte der Trainer Arlind Ajeti, der in der Meisterschaft zuletzt im ersten Saisonspiel zum Einsatz gekommen war. Ebenfalls in Aarau, bei Sousas erstem Spiel als FCB-Coach.

«Es war ein bisschen eine zusammengewürfelte Mannschaft», sagt Davide Calla, «da ist klar, dass nicht alle Automatismen stimmen.»

Das wurde bereits nach fünf Minuten ersichtlich. Der FCB war mit seinen «party legs» (Behrang Safari) nach der Meisterfeier nicht fähig, Zugriff auf den Gegner zu finden. Nach einem überfallartigen Konter missriet Dante Sengers Schuss eigentlich, aber Mohamed Elneny unterlief mit seinem rechten Fuss das erste Eigentor seiner Karriere, anstatt mit dem linken Fuss zu klären.

Das frühe Gegentor kam über die rechte Basler Abwehrseite zustande. Dort stand Philipp Degen höher als sein Pendant Behrang Safari auf links. Diese neue Abwehrreihe mit Ajeti und Walter Samuel im Zentrum war sichtlich weniger sattelfest als die Stammlinie. Sie stand bei Ballbesitz zu dritt tendenziell zu weit auf der linken Seite, weshalb hinter Degen  auf rechts eine grosse Lücke klaffte.

Djurics «Tor des Monats»

Auch wenn Sousa die Dreierkette korrigierte und etwas mehr zentrierte, erstaunte es nicht, dass nach knapp 50 Minuten auch das 2:0 über die rechte Seite zustande kam. Ein weiter Ball flog in die unbewachte Zone, dort übernahm Dusan Djuric und schlenzte den Ball von Ajeti ungehindert ins weite hohe Eck. Ein schöner Treffer, «vielleicht das Tor des Monats», wie ein erleichterter Aarau-Trainer Raimondo Ponte sagt. Aber ein Gegentor, das mit besserer Raumaufteilung wohl hätte vermieden werden können.



Die Basler Ersatzbank mit Shkelzen Gashi, Mitte, im Fussball Super League Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Aarau und dem FC Basel am Mittwoch, 20. Mai 2015, in Aarau. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Mit der halben Stammelf auf der Bank stimmen die Automatismen auf dem Brügglifeld nicht. Yoichiro Kakitani, Fabian Frei, Shkelzen Gashi und Tomas Vaclik (von links). (Bild: Keystone/URS FLUEELER)

4551 Zuschauer im Brügglifeld ahnten zu diesem Zeitpunkt längst, dass gegen diese Basler etwas zu holen ist. «Heute ist alles zusammengekommen: Basel kommt als Meister, eine gute Leistung von uns und wenige Eigenfehler, wir haben die Chancen verwertet und das nötigen Glück gehabt», fasst Sandro Burki zusammen.

Breel Embolos zehnter Treffer in der Super League war zu wenig, um die sechste Saison-Niederlage der Basler zu verhindern. Embolo traf, nachdem der in der ersten Halbzeit ungenügende Matias Delgado einen langen Ball auf den eingewechselten Shkelzen Gashi gespielt und dieser für Embolo mit der Brust aufgelegt hatte.

Aarau braucht die Punkte dringend

Der FCB, der nach der Einwechslung von Gashi und Albian Ajeti in einem 3-5-2 agierte und nach Delgados Verletzung die Partie zu zehnt beenden musste, überliess dem FC Aarau diese drei Punkte zwar nicht kampflos. Er war über das ganze Spiel gesehen jedoch ohne Durchschlagskraft gegen einen um seine letzte Chance ringenden Abstiegskandidaten. «Das reicht nicht für drei Punkte», so Sousa.

Nach diesem ersten Sieg gegen den FCB seit dem 9. Mai 2009 (3:1) haben die Aarauer drei Punkte Rückstand auf den FC Vaduz, der am Donnerstag im Letzigrund gegen den FC Zürich nachziehen kann. Sechs Punkte sind danach noch zu vergeben.

Für den FCB hingegen war diese 34. Runde das erste von drei Spielen ohne Bedeutung auf dem Weg zum Cupfinal am 7. Juni gegen den FC Sion, der bei den Grasshoppers torlos spielte. Am Pfingstmontag trifft der FCB auswärts auf den FC Thun, am Freitag darauf verabschiedet er im letzten Liga-Spiel seinen in Aarau abwesenden Captain Marco Streller.

Vielleicht das letzte Spiel im Brügglifeld

Aufgrund der Lage des FC Aarau war es möglicherweise der letzte Aufritt des FCB im alt-ehrwürdigen Brügglifeld, das eigentlich durch ein neues Stadion ersetzt werden soll. Ausser, die Aarauer steigen nicht ab, oder ein Jahr später gleich wieder auf.

In diesem Fall würde ein erneutes Aufeinandertreffen sogar noch in die Vertragslaufzeit von Paulo Sousa fallen. Ob der Portugiese dann nochmals in der Coachingzone des Brügglifelds zu sehen wäre, hängt allerdings nicht nur von der Entwicklung des FC Aarau ab. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

 

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